UN SICHTBAR.Die Außenlager des ehemaligen KZ Flossenbürg am PURPLE PATH. Ein Gespräch zwischen Dennis Forster, Felix Forsbach und Alexander Ochs
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Beschreibung
Am PURPLE PATH*, dem Kunst- und Skulpturenweg der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025, verbinden sich 38 Kommunen und die Stadt Chemnitz selbst.
Mit seinem Narrativ „Alles kommt vom Berg her" beschreibt der PURPLE PATH das Auf und Ab von rund 850 Jahren Bergbau, Handwerk, Industrialisierung und Deindustrialisierung; Bergarbeiter und Handwerker, Erfinder und Ingenieure, Industrielle und Kaufleute trieben den nicht immer widerspruchsfreien Prozess voran.
Zwischen 1943 und 1945 unterhielt das in der Oberpfalz betriebene KZ Flossenbürg insgesamt 77 Außenlager. Zwölf befanden sich am heutigen PURPLE PATH: in Aue, Chemnitz, Flöha, Freiberg, Hainichen, Hohenstein-Ernst-thal, Mittweida, Oederan, Wilischthal/Amtsberg, Wolkenburg, Zschopau und Zwickau.
Gefangene fertigten in der Regel Teile von Waffen wie Maschinengewehren oder Granatwerfern, Teile von Flugzeu-gen und andere kriegsrelevante Technik für die deutsche Wehrmacht. Fünf der Lager wurden von der Auto Union, einem Zusammenschluss von Audi, DKW, Horch und Wanderer, in Teilen auch als Tarnfirmen betrieben.
Im Zentrum des Gesprächs steht die Frage, wie wir heute auch künstlerisch mit genanntem „Erbe" umgehen kön-nen. Der international renommierte Architekturfotograf Rainer Viertlböck, u.a. Träger des „International Photography Awards", fotografierte für seine Ausstellungsreihe „UN SICHTBAR. Der KZ-Komplex Flossenbürg heute" genannte Außenlager im aktuellen Zustand. Wenige funktionieren als Gedenkstätten, viele der damals betriebenen Gebäude werden heute sehr profan genutzt, andere Orte sind verfallen. 2025 sollen die künstlerischen Architektur-Fotografien in den genannten Kommunen der Region gezeigt werden; im Rahmen der Veranstaltung werden sie vom Kurator des PURPLE PATH, Alexander Ochs, präsentiert.
Dennis Forster ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Drei-mal im Jahr lädt er Auszubildende von Audi nach Flossenbürg ein, um die Geschichte der Außenlager und der Rolle der Auto Union zu vermitteln. Kunst spielt in der Vermittlungsarbeit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg eine zentrale Rolle: Ohne die Zeichnungen und Bilder beispielsweise, die Gefangene wie Richard Grune oder Ota Matousek wäh-rend oder nach ihrer Haft über ihre Erfahrungen und den Alltag im Lager angefertigt haben, wären die geführten Rundgänge und Bildungsformate am Ort undenkbar. Erst durch sie wird die Realität jenseits des Täterblicks greifbar.
Felix Forsbach ist Künstler und arbeitet derzeit als Kurator für das Schloss Augustusburg. Er recherchiert dort die Augustusburger NS-Geschichte, auch als Außenlager des KZ Sachsenburg. Im Schloss befand sich eine Gauführer-schule, durch den Ortsteil Erdmannsdorf führte ein Todesmarsch mit knapp 900 jüdischen KZ-Häftlingen. Adolf Hitlers Berliner Möbel und dessen persönliche Gegenstände waren im Schloss eingelagert. Forsbach entwickelt als Kurator und Künstler neue Formate und schuf im Jahr 2021 gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern aus Augustus-burg eine soziale, partizipative „Plastik".
* Der PURPLE PATH ist der Kunst- und Skulpturenweg der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. An ihm verbinden sich Menschen aus Chemnitz und 38 Orten mit ihren Gästen. Bis zum Jahr 2025 arbeiten Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa mit ihren Werken im Erzgebirge, in Mittelsachsen und im Zwickauer Land.
Eintrittspreise
Der Eintritt ist frei.