Im November 2011 enttarnte sich die Terrorgruppe des NSU, die jahrelang in Zwickau gewohnt hatte. Seit der Explosion des Wohnhauses im Stadtteil Weißenborn wurden in der Stadt unterschiedliche Aktionen und Projekte umgesetzt, um an die schrecklichen Taten der Terroristen und um an die Opfer zu erinnern. Zugleich gab und gibt es kontroverse Diskussionen, ob und wie in Zwickau der NSU-Komplex aufgearbeitet werden und wie der Opfer dauerhaft gedacht werden soll.
Die Stadtverwaltung und das Bündnis für Demokratie und Toleranz starteten daher im Herbst 2022 eine öffentliche Dialogreihe. Engagiert unterstützt wurde der Prozess von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, die u.a. die Veranstaltungen moderierte. An den vier Abenden nahmen jeweils zwischen 45 und 60 Menschen teil. Darunter befanden sich interessierte Bürger, gewählte Vertreter des Stadtrats sowie des Kreis- und Landtags, zivilgesellschaftlich Engagierte, Vertreter von Organisationen und Vereinen, religiöser Gemeinschaften und Kirchen sowie von Bildungsträgern und -einrichtungen. Drei der Dialogveranstaltungen fanden im Bürgersaal des Rathauses, eine in der Stadtbibliothek im Kornhaus statt.
An den vier Abenden wurden folgende zentrale Themen und Fragestellungen besprochen:
- 12. Oktober 2022: Der persönliche Blick: Wie gehen die Menschen in Zwickau mit dem NSU-Komplex um?
- 15. November 2022: Der Blick anderer: Wie können unterschiedliche Perspektiven zusammengebracht werden?
- 7. Februar 2023: Formen und Anlässe: Wie sollte Erinnerung und Aufarbeitung konkret aussehen?
- 1. März 2023: Abschluss und Würdigung: Wie geht es weiter in der Zwickauer Erinnerungskultur?
An zwei Abenden wurden externe Fachleute für einen kurzen Impuls eingeladen. Die Diskussionen wurden in kleinen Gruppen an den Tischen sowie im Plenum geführt. Dabei wurden die Diskussionsbeiträge wurden vom Moderationsteam oder den Teilnehmenden selbst notiert.
Die Inhalte und Ergebnisse der Dialogreihe sind in der Dokumentation dargestellt, die von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung herausgegeben wurde und die zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.
Mit Blick auf den kontrovers, aber sachlich geführten Diskussionsprozess gilt unser Dank insbesondere allen Teilnehmern, der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, den Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort zur Organisation beitrugen sowie den Mitgliedern des Vorbereitungsteams.
Im Gedenken an: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.