Im Mai 1914 begab sich einer der herausragendsten Künstler seiner Zeit auf die Abenteuerreise seines Lebens. Gepäck sowie 28 Koffer und Kisten mit Malutensilien waren schon verschifft, als Max Pechstein (1881-1955) und seine junge Ehefrau Lotte in Richtung Südsee starteten. Sie waren beseelt von dem Wunsch, „allem Gezwungenen und Kultivierten“ zu entfliehen und ein zivilisationsfernes Sein in Einheit von Mensch und Natur zu erleben. Fern von Europa erhoffte Pechstein sich „eine sichere arbeitsfreudige Ruhe“. Motive wie Akte, Badende, Bauern, Steinträger und Fischer beflügelten seine Experimentierfreude. Der Aufenthalt auf den Palau-Inseln nahm durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs ein jähes Ende. Doch die Faszination von der Kunst afrikanischer und ozeanischer Völker, die Max Pechstein schon als Mitglied der Künstlergruppe Brücke verspürt hatte, blieb eine dauerhafte. Die Erlebnisse seiner Südsee-Reise waren zeitlebens Thema seiner Kunst und der niedergeschriebenen Lebenserinnerungen. Wenngleich Pechstein in Berlin wohnte, suchte er immer wieder künstlerische Erfüllung abseits großer Städte in touristisch weitestgehend unberührten Regionen: an der Pommerschen Küste, der Kurischen Nehrung oder in Ligurien.
Als das ehemalige König Albert Museum 2014 sein 100-jähriges Bestehen feierte, war dies ein schöner Anlass, einen langgehegten Traum Realität werden zu lassen: die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU als Max-Pechstein-Museum zu profilieren. Die Nachfahren des in Zwickau geborenen „Brücke“-Künstlers Max Pechstein (1881-1955) und die Stadt Zwickau erleben seither eine überwältigende Publikumsresonanz auf die weltweit größte Dauerausstellung mit Werken des bedeutenden Expressionisten. Sie umfasst ca. 50 Werke aus sieben Jahrzehnten in einer Spannweite vom frühesten erhaltenen Gemälde bis zu Werken aus den letzten Lebens- und Schaffensjahren, darunter Landschaften, Porträts und Stillleben sowie weniger bekannte dekorative Objekte wie Glasbilder, Mosaike und Entwürfe für Wandmalereien. Durch das enge Miteinander der Zwickauer mit seiner Erben, insbesondere der sehr rührigen Pechstein-Enkel Julia und Alexander und durch großzügige Schenkungen umfasst die stetig anwachsende hauseigene Sammlung neben den Gemälden auch mehr als 160 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken. Dazu kommen angewandte Arbeiten und über 450 teils eigenhändig illustrierte Briefe und Postkarten. Gerade solche Dokumente sind natürlich auch bedeutsam für die Kunstgeschichtsforschung.