Max-Pechstein-Preis

In Zwickau wurde nicht nur der Komponist Robert Schumann geboren, sondern auch die Mitglieder der expressionistischen Dresdener Künstlergruppe "Brücke" Fritz Bleyl (1880-1966) und Max Pechstein (1881-1955). Anknüpfend an diese kulturellen Traditionen vergibt die Stadt Zwickau bereits seit 1947 den Max-Pechstein-Preis.

Es gelang 1947, den in Berlin lebenden Max Pechstein für die Einrichtung des Preises zu gewinnen, so dass der Preis als Kunstpreis der Stadt Zwickau erstmals - zusammen mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Max Pechstein - vergeben werden konnte.

Den Intentionen Pechsteins sowie den Vorstellungen der Zwickauer Kulturverantwortlichen folgend, war damit ein Förderpreis für junge Künstler geschaffen worden. In der Zeit von 1963 bis 1984 erfuhr der Preis eine Zwangspause, da die Stadt Zwickau zugunsten des Kunstpreises des damaligen Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt auf die Vergabe verzichten musste.

Erst im Jahre 1985 waren die Bemühungen des damaligen Rates der Stadt sowie vieler Kulturinteressierter erfolgreich und der Preis konnte in Zwickau neu initiiert werden. Nach der Wende bot sich die Möglichkeit, den eigentlichen Zweck des Fördergedankens wieder aufzugreifen und den Focus auf junge Künstler und deren noch nicht allgemein akzeptierte Werke zu richten.

1995 wurde der Preis erstmals wieder als Förderpreis vergeben. Die damalige Preisträgerin Yana Milev war später, wie auch der Preisträger von 1997, Adam Page, Teilnehmer der wohl weltweit renommiertesten Veranstaltung für Gegenwartskunst, der Documenta X in Kassel. Und 2002, fünf Jahre später waren wieder zwei in Zwickau für den 1999er Preis nominierte Künstler auf der Documenta 11 vertreten: der Däne Jens Haaning und der Berliner Künstler Manfred Pernice. Zwickau bewies bereits früh Mut, Künstler auszustellen, die nur wenige Jahre später mit der Documenta-Teilnahme zur Spitze der internationale Weltkunst zählen.

Modalitäten

Die Verleihung des Preises erfolgt im Zweijahresrhythmus, zweimal hintereinander als Förderpreis für junge Künstler oder Künstlergruppen (in der Regel bis 30 Jahre, im Ausnahmefall bis max. 35 Jahre) und einmal im jeweils 6. Jahr als Ehrenpreis für das Gesamtwerk eines profilierten Künstlers der Gegenwart. Die Preisträger erhalten anlässlich der Preisverleihung eine Ausstellung in den Städtischen Museen Zwickau, die dort betreut und kuratiert wird.

Zum Förderpreis

Die Entscheidung, dass Sachverständige der zeitgenössischen Kunst junge Künstler und Künstlerinnen vorschlagen, hat mehrere Gründe. Einerseits wird über diese Art Mentorenschaft das notwendige Zusammenspiel zwischen Künstlern und Kunstvermittlern in der heutigen Kulturlandschaft verdeutlicht, andererseits besteht hier eher die Möglichkeit, auf neueste Aspekte und künstlerische Positionen in der jüngsten Kunstentwicklung hinzuweisen und diese zu fördern. Dies ist ganz im Sinne des Namensträgers Max Pechstein, der am Anfang des 20. Jahrhunderts eine avantgardistische, zeitgenössische und zeitadäquate Kunstauffassung vertrat und sich mit seinen Freunden der Künstlergruppe "Brücke" von althergebrachten Kunstvorstellungen radikal löste. 1906 schrieben diese in ihr Programm: "Mit dem Glauben an Entwicklung an eine neue Generation der Schaffenden wie der Geniessenden rufen wir alle Jugend zusammen und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften...".

Auf die Beschränkung eines künstlerischen Genres oder eines Themas wird bei der Auswahl der Werke verzichtet, da in unserer Zeit die künstlerischen Mittel und die aktuellen Strömungen so vielseitig und grenzüberschreitend geworden sind, dass dies nur eine Einengung unserer vielfältigen Kunstlandschaft bedeuten würde.

Zur Überregionalität

Der Preis ist bestimmt für Künstler, die im deutschsprachigen Raum leben (analog Pechstein - als wichtiger Vertreter des deutschen Expressionismus). Die Nationalität spielt keine Rolle, den Kuratoren ist freigestellt, auch einen in Deutschland lebenden Ausländer vorzustellen, dies ist bereits Praxis (der in Dresden lebende Engländer Adam Page war Preisträger 1997, nominierte Künstler für 2001 waren ein in Hannover lebender Isländer, eine in Frankfurt lebende Finnin).

Die Kunst ist schon durch das Auswahlverfahren international. Damit gehört der Förderpreis zu den wichtigen jungen Kunstpreisen Deutschlands (Schmidt-Rottluff-Preis, Renta-Preis, Dorothea-von-Stetten Preis, Otto-Dix-Preis sowie der Preis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie "Ars Viva", die alle ähnliche Auswahlverfahren haben.

Zur Förderung

Mit 5000 Euro Preisgeld gehört der Pechstein-Preis nicht zu den hoch dotierten Preisen (wie etwa der Preis der Nationalgalerie Berlin für junge Kunst mit 50.000 Euro), aber da es für jeden vorgeschlagenen Künstler einen kleinen Katalog und eine Ausstellung in den Kunstsammlungen gibt, ist diese Nominierung bereits eine wichtige und nicht zu unterschätzende Förderung. Meist konzipiert der jeweilige Künstler in Abstimmung mit dem Kurator eine Präsentation seiner künstlerischen Arbeit für die Jurysitzung. Die Arbeitsweisen und künstlerischen Strategien sind heute sehr unterschiedlich und vielfältig, so dass der Aufwand für einen Künstler hoch sein kann, damit das Werk in seiner ganzen Komplexität zu beurteilen ist (Künstler besichtigen Räume vorher, stimmen den Katalog ab usw.).

Die Bedeutung

Gleichzeitig entsteht eine nur für Zwickau konzipierte Ausstellung für das Publikum, die auch von der überregionalen Kunstpresse besprochen wird und die mittlerweile in der jungen Kunstszene große Anerkennung erfährt. Wichtige überregionale und internationale Kunstmagazine informieren hierüber - Zwickau ist ein "Begriff" geworden, den es zu vermarkten gilt.

Die für den Preis gewonnenen Jurymitglieder und Kuratoren gehören zu den wichtigsten Vertretern der überregionalen / internationalen Kunstlandschaft im deutschsprachigen Raum.