Das Schwanenteich-Areal: Jahrhundertealtes Grün-Erholungs-Mekka inmitten unserer Stadt

Das Zwickauer Schwanenteichgelände im Wandel der Zeiten:

Schon immer spielte diese innerstädtische Oase eine besondere Rolle im Leben der Menschen unserer Stadt. Im Laufe vieler Jahrzehnte entwickelte sich dieses von den Zwickauern zu allen Zeiten geliebte Gelände zu dem idyllischen Areal.

In Abhängigkeit von gesellschaftlichen Entwicklungen, baulichen und gärtnerischen Vorstellungen der jeweiligen Zeiten blicken wir heute auf eine wechselvolle Geschichte des Schwanenteichgeländes zurück.

 

Der sagenumwobene Schwanenteich, an dem einst ein junger Einsiedler sein Glück gefunden haben soll, existierte als großer Teich seit Ende des 15. Jahrhunderts. In einer am 7. Dezember 1473 ausgestellten Urkunde gestattete der Rat zu Zwickau Martin Römer und Hans Federangel die Anlegung eines Teiches auf dem Anger unterhalb der Richtstätte zu ihren Kosten, forderte aber ein Drittel der Nutzung für sich. Nach Emil Herzog wurde der Teich als sogenannter großer Teich, er umfasst immerhin 16 Hektar, bis 1477 angelegt.

1504 nach dem Tod von Katharina, der Witwe von Martin Römer, ging der Teich in kommunales Eigentum über. Der große Teich wurde zur Fischzucht für die Fastenzeit genutzt. Ihm kam zusammen mit den anderen westlich vor der Stadt liegenden Teichen, vom Thonteich im Süden bis zu den Boseschen Teichen im Norden, die wichtige Rolle eines Wehrteiches zu.

Im Verteidigungsfalle wurde das Wasser abgelassen. Das Gelände westlich der Stadtmauern versumpfte. Belagerern war der Schanzenbau erschwert. An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert machten sich die alt hergebrachten Wehranlagen in Gestalt der Stadtmauern überflüssig.

In Zwickau hatte man um 1800 mit dem Abtragen der Stadtmauer und dem Zuschütten des Stadtgrabens begonnen. Die Teiche entbehrten ebenfalls mehr und mehr ihrer Schutzfunktion. Mit dem Wachsen der Stadt im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich das Gebiet um den großen Teich zum Ausflugsziel der Zwickauer. 1836 wurde auf der Westseite das Schwanenschloss errichtet (Anfang der 1990er Jahre abgerissen), nach Emil Herzog „eine elegante, im italienischen

Geschmacke erbaute Restauration ..., von welcher man eine treffliche Aussicht auf die Stadt genießt." Um 1850 wurden auf dem großen Teich Schwäne ausgesetzt und er erhielt den Namen Schwanenteich.

Um seine Attraktivität als städtische Grünanlage zu erhöhen, beschloss der Rat, das Gelände um den Teich als Stadtpark zu gestalten. „Der Plan zu den jetzt bestehenden Anlagen ... südlich des Unterdammes und westlich des Krataegusdammes ... wurde im Jahre 1853 von dem fürstlich Pücklerschen Garteninspektor Petzold in Muskau in Schlesien im freien Landschaftsstil entworfen und ist in den folgenden Jahren ausgeführt worden.

Der Parkteil nördlich des Unterdammes zwischen Park-, Reichenbacher und Humboldtstraße ist gleichfalls nach einem Petzoldschen Entwurfe in den Jahren 1874 und 1875 angelegt worden."

Am Ostufer des Teichs entstand eine gern genutzte Gondelstation. Im Winter trafen sich Jung und Alt zum Eislaufen auf dem Schwanenteich. Mit der Industrie- und Gewerbeausstellung 1906 auf der Ziegelwiese, dem 1830 trocken gelegten Ziegelteich nördlich des Schwanenteiches, sowie mit der „Ausstellung für das Gastwirtsgewerbe, Heimische Industrie..." bildete der Schwanenteich die Kulisse für wichtige wirtschaftliche Ereignisse. Die Gestaltung des Ausstellungsgeländes erforderte Eingriffe in die natürlichen Gegebenheiten, die negative Folgen für die Flora und Fauna in diesem Gebiet hatten. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstanden durch das Einleiten ungeklärter Abwässer von Steinkohlenschächten und Dammaufschüttungen mit gashaltiger Schlacke weitere ökologische Schäden.

Während des Zweiten Weltkrieges verwahrlosten die Parkanlagen am Schwanenteich. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden sie sogar als Gemüsegärten genutzt.

Seit Ende der 1940er Jahre bemühte sich die Stadtverwaltung um die Wiederherstellung der Anlagen. 1957 zum Beispiel konnte die Freilichtbühne eingeweiht werden. Sie und weitere Teile des Parks, besonders die Melzerwiese, waren regelmäßig Veranstaltungsorte der Pressefeste der „Freien Presse". Zum Gedenken an die Opfer des Faschismus entstand 1948 am Nordufer das VdN-Mahnmal, das 1965 erneuert wurde. 1948 erhielt das Robert-Schumann-Denkmal, das zuvor vor der ehemaligen, durch Bomben zerstörten Kreishauptmannschaft stand, seine Weihe auf einem neuen Platz an der Ostseite des Parks. Hier stand es bis 1993, als es an seinen ersten Standort auf dem Hauptmarkt zurückkehrte. In dem nach wie vor viel besuchten Park im Herzen der Stadt findet der aufmerksame Spaziergänger weitere Denkmäler, so das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des „Neunten Infanterie-Regiments Nr. 133". Etwas versteckt an der Nordostseite des Schwanenteichs am Unterdamm befindet sich der Gedenkstein für Zwickaus ersten Oberbürgermeister Lothar Streit.