Unter diesem Motto fand am 18.10.2022 eine Veranstaltung im Rahmen des „gettogether@WHZ“ an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) statt.
Die im Jahr 2021 durchgeführte Sicherheitsanalyse mit einer Befragung zur gefühlten Sicherheit und die Zwickauer Zufriedenheitsstudie unter den Studierenden der WHZ legen nahe, dass gerade Frauen sich unsicherer fühlen. Aber ist das wirklich so – und wenn ja: woran könnte das liegen? Kann dieses Unsicherheitsgefühl begründet oder gar rational sein? Wann ist Angst kein guter Berater und wann vielleicht doch?
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2021 lebt man im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Zwickau so sicher wie noch nie seit Bestehen der Polizeidirektion. Die Gewaltkriminalität geht seit Jahren zurück. Die Bürgerbefragung zur gefühlten Sicherheit im Rahmen der Allianz sichere sächsische Kommunen (ASSKomm) hat ergeben, dass mehr als 94% der Befragten sehr gerne oder gerne in Zwickau leben und nur gut 17 % halten es für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich Opfer einer Straftat zu werden.
Auf die Frage „Wie sicher fühlen Sie sich (oder würden Sie sich fühlen), wenn Sie nach Einbruch der Dunkelheit alleine zu Fuß in Ihrer Wohngegend unterwegs sind (oder wären)?“ haben allerdings mehr als 46 % mit eher unsicher oder unsicher geantwortet, davon 60% der befragten Frauen.
Wie kommt diese Diskrepanz zustande? Und was bedeutet dieses Umfrageergebnis für die Stadt Zwickau? Dieser Frage wurde gemeinsam mit Studierenden der Westsächsischen Hochschule nachgegangen. Der Studentenrat der WHZ, der Alte Gasometer e.V. und die Stabsstelle Kommunale Prävention haben dazu eine Vortragsreihe organisiert. Nicola Niedernolte von der Stabsstelle Kommunale Prävention stellte die Ergebnisse der Sicherheitsanalyse vor. Annett Hubert, Fachdienst Prävention der Polizeidirektion Zwickau gab einen Einblick in die objektive Sicherheitslage. Dr. Christoph Meißelbach vom Sächsischen Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung (SIPS) der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) referierte zum Thema „Subjektive Sicherheit und ihre Ursachen. Einblicke in den Forschungsstand zum Sicherheitsempfinden“.
Die Frage nach der „gefühlten Sicherheit“ nach Einbruch der Dunkelheit ist die Standardfrage, wenn man Kriminalitätsfurcht messen will. Die Ergebnisse in Zwickau überraschen nicht, sie sind ein typisches Ergebnis solcher Befragungen. Dabei ist diese Frage in der Wissenschaft nicht unumstritten, führt sie doch tendenziell zu einer Überschätzung der Kriminalitätsfurcht bei älteren und weiblichen Befragten, die sich allein in der Dunkelheit häufiger verletzlich fühlen.
Bei einer Befragung sollten weitere Faktoren berücksichtigt werden, wie etwa die eigene Risikowahrnehmung und das Vermeidungsverhalten. Diese Faktoren wurden in der ASSKomm Sicherheitsanalyse betrachtet. Dort kommt man zu dem Schluss, dass ein erhöhtes Unsicherheitsgefühl bei weiblichen und älteren Teilnehmenden nicht direkt mit der eigenen Risikowahrnehmung in Verbindung steht.
Die Ursachen für Kriminalitätsfurcht sind komplex und somit gibt es auch keine einfachen Antworten. Eine Gesellschaft ohne jegliche Furcht ist vermutlich nicht möglich, genauso wenig wie absolute Sicherheit herzustellen. Vielmehr sollten übersteigerte Ängste abgebaut und das eigene Verhalten den tatsächlichen Risiken angepasst werden.
In der anschließenden Diskussion mit Anne-Kathrin Lenarth, vom Alter Gasometer e.V. wurde der Frage nachgegangen welche persönlichen Erfahrungen die Teilnehmenden gemacht haben, was die gewonnenen Erkenntnisse für Zwickau bedeuten und welche Maßnahmen die objektive Sicherheitslage und das subjektive Sicherheitsempfinden erhöhen können.
Eine übersteigerte Angst verursacht Stress und schadet der seelischen Gesundheit. Auch leidet das Gemeinwesen, wenn bestimmte Orte gemieden werden, oder ein Rückzug aus der Gesellschaft stattfindet. Gar nicht vor die Tür zu gehen wäre ein der Situation unangemessenes Verhalten.
Unterm Strich lässt sich sagen, das Risiko zum Opfer zu werden, ist in Zwickau recht gering. 100% Sicherheit gibt es aber natürlich nie. Ist man abends unterwegs, ist es sicherer in einer Gruppe zu sein, so fühlt man sich auch besser. Geht das einmal nicht, gibt es Möglichkeiten wie „Begleit-APPs“ oder das Heimwegtelefon. Auch ein Taschenalarm kann eine sinnvolle Maßnahme sein.
Die WHZ hat für ihre Studierenden noch etwas Besonderes organisiert. Angeboten wird ein Workshop „Selbstverteidigung - Gemeinsam gegen Angst“. Ausbilder im Bereich Selbstverteidigung bei der Justiz Sachsen erläutern dort Verhaltensweisen in Notsituationen, weisen auf Gefahren hin und zeigen einige Abwehrtechniken. Ziel ist es, sich sicherer zu fühlen, bestehende Ängste abzubauen und gestärkt aus dem Workshop hervorzugehen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.