Zwickau 2050 – das ist ein Zusammenschluss von etwa 20 hier ansässigen Architekten der Architektenkammer Sachsen sowie Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes, die verschiedene Zukunftsvisionen für unsere Stadt Zwickau entwickeln.
Im Rahmen der urbanen Planungen und öffentlichen Beteiligungen beschreitet die Gruppe Zwickau 2050 dabei neue Wege, denn im Unterschied zu klassischen Entwicklungskonzepten gibt es hier nicht den einen „wahren“ Weg. Die Gruppe denkt ohne Einflüsse von Lobbyisten und Rendite-Gedanken nur an das Wohl der Stadt und ihren zukünftigen Bewohnern. Die Qualität liegt dabei in den interessanten Ideen, hilfreichen Hinweisen, relevanten Referenzen, konkreten Kontakten – kurz und knapp: in einem vielfältig zukünftig möglichen Zwickau. Das Ziel der bisher Beteiligten war und ist es, einen proaktiven Dialog für ein positives Morgen zu etablieren. Besonders deutlich wird dies im Rückblick der letzten 10 Jahre: an den zahlreichen Veranstaltungsformaten und Partnern, die oftmals überraschen, zumeist neugierig machen und manchmal sogar schmunzeln lassen. Neben den traditionellen Hierarchien und Prozessen, die sich gut zur Steuerung eignen, wird deutlich, dass die Initiative 2050 ein neues zweites Betriebssystem darstellt, das im Netzwerk mit Koalitionen und Workshops agilen Wandel beschreibt. Denn in einer Zeit, in der Wandel zur Konstanten geworden ist, ist Zusammenarbeit wertvoller denn je.
Zwickau 2050 betrachtet die Kernstadt, innere Stadtteile, äußere Stadtteile und die Stadtregion in den Bereichen Bildung, Kultur & Sport, Wohnen, Grün, Wirtschaft & Energie und Verkehr. Im Konzept Zwickau 2050 lautet die Antwort darauf, wie man mit der demografischen Entwicklung umgehen kann, dass sich die Stadt gesundschrumpfen soll. Teilweise sollen Wohnhäuser verschwinden, weil sie nicht mehr gebraucht werden und durch Parks oder Gewerbestandorte oder großflächige innerstädtische Handelsflächen ersetzt werden. Zwickau besitzt einen Altstadtkern, dem man noch heute seine mittelalterliche Grundstruktur ablesen kann. Die durch ein Hochwasser im Jahr 1954 stark in Mitleidenschaft gezogene östliche Kernstadt wurde in den 1970er Jahren nahezu vollständig abgebrochen und nach dem Leitbild des industriellen Bauens in normativer Großtafelbauweise mit 5 und 11 Geschossen neu errichtet. Die innenstädtische Lage des Wohnungsgebiets und die große Anzahl bezahlbarer Wohnungen stellen momentan einen hohen Wert dar. Gleichzeitig hat sich dieser Teil des Stadtzentrums zu einem in sich geschlossenen, monofunktionalen Gebiet entwickelt, welches nur am Rand andere Nutzungen streift und wenig nachhaltiges städtisches Flair ausstrahlt. Zusätzlich riegeln die nur schwer zu modernisierenden Wohnzeilen die Innenstadt vom neuen Erholungsraum am Muldenufer ab.
Ziel ist daher die langfristige Umwandlung der monofunktionalen und homogenen Wohnnutzung der vorhandenen 5- und 11-geschossigen Plattenbauten der östlichen Innenstadt in gemischt genutzte Quartiere. Dieses Ziel war auch Gegenstand des von 2016 bis 2018 durchgeführten „Europan“ Wettbewerbes an dem sich die Stadt Zwickau beteiligt hat. Dazu fand eine umfangreiche Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Durch einen Teilrückbau sollen wieder Bezüge zum westlichen historischen Altstadtkern hergestellt werden. Das öffentliche Raumsystem der Innenstadt soll bereichert werden. Neue Freiräume und Grünflächen sollen entstehen. Das grün-blaue Band der Mulde soll in die Kernstadt ausstrahlen und erlebbarer werden. Die Etablierung von Handwerk, Kleingewerbe, Dienstleistung und Kultur, deren Wertschöpfung und Gebietsverträglichkeit zur Wohnfunktion stehen dabei im Vordergrund. Das Prinzip der Trennung von Arbeit, Wohnen und Freizeit soll aufgebrochen werden. Leitgedanke ist dabei die nutzungsdurchmischte Stadt mit kurzen Wegen, hochwertiger Architektur und qualitätsvollen öffentlichen Räumen. Neue Wohnformen mit flexiblen Grundrissen und Urban Gardening für mehr Aufenthalts- und Lebensqualität sollen entstehen. Die aktuellen Themen der Mobilität, Nachhaltigkeit, Freiräume, Erholung und Klimaverbesserung sollen einfließen, neue Kulturräume sollen entstehen. Für die Kernstadt, vorwiegend innerhalb des Dr.-Friedrichs-Rings, will Zwickau 2050 schrittweise einen zukunftsfähigen Rahmen- oder Masterplan als Leitbild entwickeln, auf den schließlich hingearbeitet werden kann.
Zwickau 2050 arbeitet ehrenamtlich und trifft sich einmal im Monat. Mehr Infos finden sich unter: