Sonnensucher! Kunst und Bergbau der Wismut - Ausstellung vom 10. April bis 10. August

veröffentlicht am: 09.04.2025

Ein Kooperationsprojekt von Wismut Stiftung gGmbH, Stadt Zwickau, Dresdner Institut für Kulturstudien e.V. und Kunstverein Zwickau e.V. im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025

Im Kalten Krieg förderte die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut in Westsachsen und Ostthüringen waffenfähiges Uran für die Sowjetunion. Zugleich war sie ein legendärer „Staat im Staat“ und sammelte in großem Stil bildende Kunst. Erstmals in Zwickau, an einem authentischen Ort der Wismut-Geschichte, gibt die am 9. April 2025 mit mehr als 200 geladenen Gästen eröffnete und bis zum 10. August 2025 zu sehende Ausstellung „Sonnensucher! Kunst und Bergbau der Wismut“ einen Überblick zur größten Kunstsammlung eines DDR-Unternehmens. Diese umfasst mehr als 4.200 Werke von 475 Künstlern. Im Rahmen einer Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 wird die Wismut-Kunstsammlung in einer für breite Besucherkreise attraktiven Exposition gezeigt. „Sie ist eine beeindruckende Kunstausstellung“, so Constance Arndt, Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau, „und zugleich mehr als das: Sie zeichnet das Bild eines Unternehmens, das eine ganze Region auf vielfältige Weise prägte. Arbeitgeber, Umweltzerstörer und ‚Umweltheiler‘, Engagement in Sport und Kultur – all das macht die Wismut aus.“

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Zwickau sowie der Bundesstiftung Aufarbeitung. Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, begründet: „Die Ausstellung ist die erste umfassende Präsentation der Wismut-Kunstsammlung in Zwickau im Kontext der Zeit- und Bergbaugeschichte und ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte. Deshalb freuen wir uns, dieses bedeutende Projekt gemeinsam mit der Sparkasse Zwickau zu unterstützen. Diese Förderung ist ein maßgeblicher Beitrag der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Zwickau zur Kulturhauptstadt Europas 2025 – und darüber hinaus.“ 

Zugleich wäre das Projekt ohne gesellschaftliches Engagement nicht umsetzbar gewesen: Die metaWERK AG in Zwickau stellt die Ausstellungsfläche kostenfrei zur Verfügung und der Kunstverein Zwickau e.V. übernimmt die Personalbetreuung mit Mitarbeitern im Ehrenamt. Für Michael Müller, Vorstand der metaWERK AG „ist die private Initiative der entscheidende Faktor zum Erfolg. Deshalb haben wir die Initiative von Dr. Kaiser sehr geschätzt, sich persönlich auf die Suche nach Ausstellungsflächen und Unterstützern zu begeben. Da wollten wir einfach mitmachen und dafür werben, dass dieses Ausstellungsprojekt von Vielen mitgetragen wird und stattfinden kann – wir freuen uns heute über den Erfolg. Die Ausstellung findet statt!“ Und Wolfgang Schinko, 1. Vorsitzender des Kunstverein Zwickau e.V., betont die „biografische Nähe zum Bergbau der Region, welche die Identität und künstlerische Arbeit vieler Mitglieder unseres Kunstvereins auf unterschiedliche Weise prägte. Aus diesem Grund kann man sagen, dass die Ausstellung sowohl die soziokulturelle Geschichte der Region wie auch des Vereins auf vielschichtige Weise berührt.“

Im Zentrum der Zwickauer Ausstellung, die vom Dresdner Kunstwissenschaftler Dr. Paul Kaiser, einem renommierten Experten für ostdeutsche Kunstgeschichte, kuratiert wird, stehen 90 Gemälde, darunter zwei neu entdeckte Wandbilder, und mehr als 130 grafische Arbeiten aus der Wismut-Kunstsammlung. Ergänzt wird diese umfassende Auswahl an Kunstwerken durch über 100 Fotografien sowie durch historisches Filmmaterial. In pointierter Weise sind zusätzlich Kunstwerke aus anderen Sammlungen integriert. Diese stammen etwa aus der Kunstsammlung Gera, der Sammlung Erzgebir­gische Landschaftskunst (KohleWelt) sowie aus privaten Nachlässen. Diese Leihgaben thematisieren das weitere Bergbaugeschehen im Raum Zwickau und in der DDR. „Im Mittelpunkt der Kunst, die von der Wismut angekauft oder beauftragt wurde,“ so Kurator Dr. Paul Kaiser, „stand immer der arbeitende Mensch und das bergmännische Leben. Das ist ihr einzigartiger kunsthistorischer Kern, der sie von anderen Sammlungen unterscheidet. Diese Hinwendung zur Arbeit verlieh der bildenden Kunst in der DDR eine enorme Breitenwirkung bei einem großen Kunstpublikum. Heute erscheint dieser Fokus wieder hoch aktuell in einer Gegenwart, in der die symbolische Neubewertung von Arbeit angesichts gesellschaftlicher Krisen zu den wesentlichen Herausforderungen unserer Zeit gehört.“ 

Die vom Gestalter Alexander Clauß umgesetzte Ausstellung folgt keiner strengen Chronologie und gliedert sich nach Themenclustern. Einerseits liegt der Fokus der Exposition auf den Werken der Wismut-Kunstsammlung der Wismut GmbH, die zwischen 1959 und 1990 entstanden. Andererseits werden die bis heute registrierbaren Nachwirkungen des Wismut-Bergbaus für Mensch, Gesellschaft und Umwelt dargestellt. Somit bietet das Vorhaben die Chance zur Vermittlung eines Gesamtbildes. Für Dr. Julia Dünkel, Geschäftsführerin der Wismut Stiftung gGmbH, ist das Ausstellungsprojekt die Möglichkeit, mit der gezeigten Kunst zugleich auf die vielfältigen und durchaus ambivalenten Facet­ten innerhalb des „Wismut-Universums“ aufmerksam zu machen. Zum Wismut-Erbe gehört auch die Kunstsammlung, die später punktuell an den entstehenden Präsentationsstandorten in der Neuen Landschaft Ronneburg in Ostthüringen und am Schacht 371 bei Aue-Bad Schlema sowie in kommen­den Kooperationsprojekten in verschiedenen Themenzuschnitten gezeigt werden soll. „Die sichtba­ren Spuren des Uranerzbergbaus sind in der Landschaft weitgehend getilgt, unsichtbar aber bleiben Langzeitfolgen, mit denen künftige Generationen umzugehen haben“, so Dr. Julia Dünkel. „Die Werke der Kunstsammlung erinnern an die ambivalente Geschichte dieses einzigartigen DDR-Unternehmens. Diese Kunst mit Partnern neu sicht- und diskutierbar zu machen, ist uns ein großes Anliegen.“

Die Ausstellung wird organisiert von einem Verbundprojekt. Diesem gehören die Stadt Zwickau, die Wismut Stiftung gGmbH, das Dresdner Institut für Kulturstudien e.V. und der Kunstverein Zwickau e.V. an. Sie ist die bislang größte Ausstellung zum Thema und wird auf insgesamt 1.500 Quadratmetern gezeigt. Das Projekt wurde initiiert durch das Dresdner Institut für Kulturstudien e.V., das sich seit seiner Gründung im Jahr 2010 um die gesellschaftliche Akzeptanz der in der DDR entstandenen Kunst verdient gemacht hat. „Bei unserer langjährigen Beschäftigung mit der Wismut-Kunstsammlung“, sagt Cornelius J. Fetsch, Vorstand des Dresdner Instituts für Kulturstudien e.V., „die in zwei erfolgreichen Ausstellungen in Gera und Chemnitz (2013-14) einen ersten Höhepunkt erlebte, war es uns immer wichtig, den Bogen in das ‚Hier und Jetzt‘ sowie in einen überregionalen Kontext zu schlagen. Dieser Anspruch auf eine Vielfalt der Perspektiven erscheint mir heute um so wichtiger.“

Der Ausstellungsort korrespondiert auf eindrückliche Weise mit dem Thema der Exposition: Die Ausstellung findet in einem mustergültig sanierten Industriedenkmal statt – der 1896 in Ziegel-bauweise errichteten Baumwoll-Spinnerei. Sie war weltweit eines der ersten Gebäude mit einem Metall-Tragewerk, dass aus 480 Säulen aus Flusseisen besteht. In der DDR-Zeit und nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude bis 1991 als Baumwollspinnerei mit vier übereinander liegen­den Maschinensälen genutzt. Nach der Restitution der Immobilie im Jahre 2000 wurde diese in Privat­initiative von der metaWERK AG saniert. Die ehemalige Baumwollspinnerei ist heute ein modernes Bürogebäude und gleichzeitig ein herausragendes Denkmal der sächsischen Industriearchitektur. 

Eckdaten zur Ausstellung

  • Laufzeit: 10.4.-10.8.2025
  • Ort: Historische Baumwollspinnerei 1896, metaWERK AG, Pölbitzer Str. 9, 08058 Zwickau
  • Öffnungszeiten: Mittwoch-Freitag 10-17 Uhr, Samstag-Sonntag 10-18 Uhr
  • (Ostern/Pfingsten auch am Montag zwischen 10-18 Uhr geöffnet)
  • Eintrittspreise: 8 Euro/Vollzahler, 5 Euro/Ermäßigt, 15 Euro/Familienkarte
  • Website der Ausstellung: www.sonnensucher-ausstellung.de

Katalog

Herausgegeben v. Dr. Paul Kaiser und Dr. Julia Dünkel, Broschur, 196 Seiten, 207 Abbildungen. Der Katalog enthält elf Aufsätze von Dr. Michael Löffler, Dr. Rainer Karlsch, Dr. Paul Kaiser, Angelika Bohn, Dr. Lutz Fichtner, Doris Weilandt, Alexander Stoll, Gabriele Meißner, Paul Werner Wagner, Claudia Petzold, Frank Hommel.

Sonderpreis in Ausstellung: 15 Euro, Normalpreis im Buchhandel bzw. bei Direktbestellung (www.kulturstudien-dresden.de): 24,80 Euro, ISBN-Nummer: 978-3-00-082215-5

Begleitprogramm

Das Programm der begleitenden Veranstaltungen (u.a. Lesungen, Filmvorführungen, Vorträge, Zeitzeugengespräche) beginnt Anfang Mai 2025. Es wird in einer separaten Präsentation Mitte April 2025 vorgestellt und auf der website der Ausstellung sowie in den Medien bekanntgegeben.

Führungen

Öffentliche Führungen (4/2 Euro zzgl. Eintritt), gebuchte Führungen (80 Euro zzgl. Eintritte), maximale Personenzahl pro Führung 15-20 Personen, Informationen zu Terminen und Buchungsanfragen über website der Ausstellung

Großes Interesse beim heutigen Medientermin
© Thomas Meinicke
Ein Blick in die einzigartige Ausstellung
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Kurator Paul Kaiser
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Die Ausstellung ist von morgen an bis 10. August in der Historischen Spinnerei in Pölbitz zu sehen.
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