Tipps und Orientierung im Pflegedschungel - Pflegetag am 8. November

veröffentlicht am: 01.11.2024

Die Stadtverwaltung Zwickau und Aktiv ab 50 e.V. informieren:

Am Freitag, dem 8. November findet ab 9.30 Uhr der Zwickauer Tag der Pflege und Betreuung statt. Betroffene und Interessierte können sich in insgesamt sechs Vorträgen zu unterschiedlichen Aspekten von Pflege informieren. Daneben präsentieren verschiedene Aussteller ihre Angebote und stehen für Gespräche zur Verfügung. Der Tag, der auch zur Vernetzung genutzt werden soll, findet im ubineum (Uhdestraße 25) statt. Der Eintritt ist freie, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Aktuelle Studie belegt Belastung der Pflegenden

Die Ausgabe des WIdO Monitors 1/24 (www.wido.de) veröffentlichte im Mai 2024 eine 
repräsentative Umfrage des Instituts Forsa für das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), die die erheblichen Belastungen von rund 1000 Hauptpflegepersonen im häuslichen Setting abbildet.

Als Vergleich diente die Vorgängerbefragung von 2019. Es wurden Personen befragt, die informelle Pflege von Pflegebedürftigen in der Häuslichkeit leisten. Die Forsa-Umfrage, die eine nach Pflegegraden repräsentative Studie darstellt, zeigt, dass die Pflege von Familienmitgliedern nicht nur eine physische, sondern auch zunehmend eine emotionale und finanzielle Herausforderung darstellt.

Laut der Untersuchung haben über 70 % der pflegenden Angehörigen angegeben, dass sie unter erheblichen Stress leiden. Viele berichten von Schlafstörungen, Erschöpfung und einem Gefühl von Isolation. Die Belastungen wirken sich nicht nur auf die Gesundheit der Pflegenden aus, sondern auch auf die Qualität, die sie ihren Angehörigen bieten können.

Auffällig im Ergebnis der Studie ist die weiter gestiegene Pflegedauer. Der ermittelte Zeitaufwand liegt mit durchschnittlich 49 Wochenstunden für pflegende Tätigkeiten wie Körperpflege, Ernährung, Medikamentenerstellung und Hilfe in der Nacht deutlich über dem Zeitvolumen einer regulären Arbeitsstelle. (Studie 2019: Durchschnittlich 43 Wochenstunden) 

Auch die finanzielle Belastung ist trotz höherer Leistungen der Pflegekassen gestiegen. Die monatlichen Zuzahlungen, d. h. diejenigen Kosten, für die es keine Rückerstattung durch die Pflegekasse gibt, liegen bei durchschnittlich 290,00 Euro. (Studie 2019:  200,00 Euro) Über dem Durchschnitt liegen vorrangig Haushalte mit demenziell Erkrankten ab Pflegegrad 3.

Bemerkenswert sind auch die Ergebnisse, dass die Pflege von Angehörigen offenbar einer der Hauptgründe der Pflegepersonen für eine Teilzeitarbeit oder auch Nichterwerbstätigkeit ist. Lediglich 46 % der Hauptpflegenden arbeiten der Umfrage zufolge in Vollzeit, 37 % haben eine Teilzeitbeschäftigung, 18 % sind gar nicht beschäftigt. Bei den Teilzeitbeschäftigten gab mehr als die Hälfte an, die Arbeitszeit wegen der Pflege reduziert zu haben. Bei den Nicht-Erwerbstätigen haben 28 % die Tätigkeit wegen der Pflege aufgegeben.

Die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann erklärte: „Wenn pflegende Angehörige – überwiegend Frauen – die Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufhören zu arbeiten, bereitet dies Tür und Tor für Altersarmut in der nächsten Generation der zu Pflegenden.“ Gleichzeitig fehlten diese Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Angebot und Nachfrage zur Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf müssten in Einklang gebracht werden. 

Die Studie hebt zudem erneut kritisch hervor, dass eine Vielzahl Betroffener über Unterstützungsmaßnahmen nicht ausreichend informiert ist, z. B. das Anrecht bis zu 10 Tage im Jahr bei Bezug von Lohnersatzleistungen von der Arbeit fernzubleiben, war nur 55 % der befragten Hauptpflegepersonen bekannt.

Wie gelingt mehr Unterstützung/Hilfe für pflegende Angehörige in Zwickau? 

Im Rahmen des Projektes „Zukunftswerkstatt Kommunen – attraktiv im Wandel“ hat die Stadt Zwickau unter Federführung des Vereins „Aktiv ab 50“ e. V. erneut einen Zwickauer Tag der Pflege und Betreuung organisiert. Ganztägig werden am 8. November im ubineum interessante Vorträge u.a. zu den gesetzlichen Leistungen der Pflegekassen, der Kommune und der Agentur für Arbeit angeboten. Ein Arztvortrag beleuchtet intensiv das Thema Demenz und rechtssichere Aussagen eines Notars zu den Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung runden das Programm ab.

Aber auch an das Thema Selbstfürsorge, die Möglichkeiten eigene Gesundheitsdaten zu prüfen, sich mit Betroffenen auszutauschen oder sich in der Musterwohnung Anregungen für alltagserleichternde Maßnahmen zu holen, sind weitere Programmpunkte.

Unter dem Motto „Gemeinsam stark - vernetzt in Zwickau“ werden Fachinformationen leicht verständlich präsentiert und das Kennenlernen regionaler Ansprechpartner aus der Pflege- und Gesundheitsbranche wird an einer Vielzahl von Informationsständen gewährleistet. Der Pflegetag bietet darüber hinaus auch den Betroffenen die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen auszutauschen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.

Stellten heute das Programm des Pflegetags vor (v.l.n.r.): Susann Kühn (Amt für Wirtschaftsförderung), Christiana Tröger (Aktiv ab 50 e.V.), Scott Meinhardt (WHZ/ ubineum), Kathrin Fiebig (Aktiv ab 50 e.V.), Oberbürgermeisterin Constance Arndt.
© Sophie Kockler