Das Amt für Familie, Schule und Soziales informiert:
Kinder sind etwas Wunderbares, doch der Erziehungsalltag ist nicht immer einfach. So manches Verhalten der Steppkes kann auch schon mal für Verärgerung oder gar Wut sorgen, etwa, wenn Fingermalfarben auf der Wohnzimmertapete landen oder die jüngere Schwester geschuppst wird. Doch Strafen sind hier fehl am Platz. Kinder brauchen auch dann vor allem Liebe, Geduld und Erfahrungen im täglichen miteinander, um Gefühle, Verständnis und Verhalten entwickeln und einordnen zu können. Auch familiäre Probleme oder unvorhersehbare Herausforderungen beeinflussen die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes, beispielsweise die Scheidung der Eltern, Suchtbelastungen oder der Verlust eines lieben Familienangehörigen. Faktoren, die für starke Gefühlsschwankungen und Unsicherheit sorgen. Damit muss ein kleiner Mensch erst einmal zurechtkommen. Um professionell und feinfühlig auf verschiedene Verhaltensweisen reagieren zu können, sind Kenntnisse zu den Verhaltensursachen und Verständnis für die individuellen Bedürfnisse des Kindes erforderlich.
Erziehung ist eine große Aufgabe - nicht nur für Eltern. Auch Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas und Horten sind (maßgebend) daran beteiligt, den Kids auf ihrem Weg zur eigenen, unverwechselbaren Identitätsfindung und stabilen Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Sie sind sozusagen Experten, wenn es darum geht, Erfahrungsräume und -möglichkeiten zu schaffen, in denen sich die Kinder gesund entwickeln können: ihren Selbstwert, ihre Neugier und Freude am Wissenserwerb, ein (interkulturelles und generationsübergreifendes) Werteverständnis, ebenso Empathie und Mitgefühl im Miteinander.
Um sich in Sachen Kindeswohl und Persönlichkeitsentwicklung im Kita- und Hortalltag auf den neuesten Stand zu bringen, trafen sich heute über 250 Erzieherinnen und Erzieher aus allen 16 kommunalen Kitas und Horten zum 4. Pädagogischen Fachtag in der Schule am Scheffelberg. Eröffnet wurde dieser mit einem Impulsvortrag, der auf die komplexe Thematik einstimmte und über ein bereits Praxis erprobtes Erziehungskonzept informierte. Im Anschluss starteten – im Schulgebäude und in Eckersbacher Turnhallen verteilt – die 18 Workshops. Vielfältig, informativ und praxisnah widmeten sich diese u.a. Themen wie der Gesundheits-, Achtsamkeits-, Bewegungs- und Entscheidungsförderung bei Kindern. Andere griffen zwischenmenschliche und emotionale Schwerpunkte in der pädagogischen Arbeit auf, wie beispielsweise Spannungen im Hortbereich. Hier kann aggressives, provozierendes Verhalten von Hortkindern durch den Freizeitcharakter und die geringere Struktur im Vergleich zum Unterricht unter Umständen begünstigt werden. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen dabei auch die digitalen Medien und die Anonymität des Internets. Das hat Konfliktpotential. Auseinandersetzungen sind aber ein normaler und notwendiger Bestandteil des Zusammenlebens. Wichtig ist, diese gewaltfrei zu lösen. Vermittelt wurden u.a. pädagogische Handlungsoptionen und gewaltfreie Lösungsansätze.
Ein anderer Workshop befasste sich mit dem Thema Abschied, Tod und Trauer. Wenn Kita- oder Hortkinder damit konfrontiert werden, haben Erwachsene oft den Impuls, die Kinder davor beschützen zu wollen. Doch Kinder sind durchaus in der Lage zu trauern, Erwachsene müssen es ihnen nur zutrauen und sie gut begleiten. Der Workshop beleuchtete das Todesverständnis der Kinder und verdeutlichte, das (bewusste) Abschiede wichtig sind – auch für Kinder - und diese kindgerecht gestaltet werden können.
Themenvielfalt soll auch ratsuchenden Eltern zugutekommen
„Wir haben in diesem Jahr einen interessanten Mix an Fachthemen anbieten und abhandeln können.“ resümiert Katja Donath-Franke, Sachgebietsleiterin der kommunalen Kindertageseinrichtungen/Horte und Hauptorganisatorin des 4. Fachtages. „Bewährtes wurde aufgefrischt, wie beispielsweise die Anwendung von Klangschalen, der Einsatz von Märchen und der Umgang mit Naturmaterialien. Aber auch Themen wie Mobbing, Sucht und Gewalt wurden behandelt. Der richtige Umgang mit besonderen Situationen gehört zum präventiv-fachlichen Knowhow eines Pädagogen, um im Bedarfsfall frühzeitig lösungsorientiert handeln zu können.“
Begleitet wurden die Workshops von 18 erfahrenen Referenten, u.a. aus Zwickau, Chemnitz, Leipzig und Dresden.
Die neu gewonnenen Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten werden nicht nur in den Kita- und Hortalltag einfließen. Auch ratsuchende Eltern können davon profitieren und sich aktuelle Erkenntnisse und fachliche Tipps einholen, die einer gesunden und ausgewogenen Entwicklung ihres Kindes dienlich sein werden.
In den kommunalen Kindertageseinrichtungen/Horten werden derzeit ca. 2200 Kinder von 250 Pädagoginnen und Pädagogen betreut (235 Frauen und 15 Männer).