Ungewöhnlich viele Gäste hatten sich zur 25. Auflage des Neujahrsempfangs der Stadt Zwickau und der Stadtwerke Zwickau Holding GmbH angesagt.
Rund 500 Vertreter der Wirtschaft, des Handwerks und des Handels, des politischen und gesellschaftlichen Lebens sowie der Kirchen trafen sich im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ zu Begegnungen, Gesprächen und zum Netzwerken. Es passte gut, dass sich zur Jubiläumsausgabe dieser Traditionsveranstaltung auch thematisch vieles um bevorstehende Jubiläen in der Stadt Zwickau drehte. Denn davon hat das Jahr 2024 außerordentlich viele zu bieten.
Drei wichtige Ereignisse wurden in die Gestaltung der Einladungskarte einbezogen: 130 Jahre Zwickauer Straßenbahn, 120 Jahre Automobilbau in Zwickau und 20 Jahre Wiedereröffnung des August Horch Museums. Doch die Automobil- und Robert-Schumann-Stadt wird im Verlauf des Jahres 2024 noch viel mehr Grund zum Feiern haben, unter anderem diese Ereignisse: 60 Jahre Trabant 601, 150 Jahre Berufsfeuerwehr und 10 Jahre Max-Pechstein-Museum (sowie 110 Jahre Kunstsammlungen Zwickau).
Mit einer Ausstellung im Robert-Schumann-Haus blickt man auf „100 Jahre Schumann-Nachlass in Zwickau“ vom 25. Februar bis 19. Mai zurück. Vor 500 Jahren wurde zudem der erste Gottesdienst in deutscher Sprache gehalten. Auch dieses Jubiläum feiern die Zwickauer ‑ mit einem Festgottesdienst am 24. März im Dom St. Marien.
Die Neujahrsrede der Zwickauer Oberbürgermeisterin war, allen Krisen zum Trotz, von Optimismus geprägt. Für sie sei es wichtig, so Constance Arndt, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, die Gedanken zu sortieren und mit Mut in die Zukunft zu blicken. Nach einem Rückblick auf erfolgreich beendete Bauprojekte und erlebnisreiche Veranstaltungen wie dem Veranstaltungsflaggschiff Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ richtete sie den Blick auf das, was 2024 vor den Zwickauern liegt. Mit Investitionen des Freistaates in den Hochschulstandort Zwickau werde der Bildungsstandort manifestiert. Auch erfreulich für das Stadtoberhaupt: „Die Entscheidung von VW, den ‚Trinity‘ zukünftig in Zwickau zu bauen, war in einer Phase der größten Aufregung und Verunsicherung eine wohltuende Nachricht. Dies ist nicht nur für die Mitarbeiter in Mosel ein wichtiges vertrauensbildendes Zeichen, es ist für die Zulieferindustrie, den Maschinenbau, die Logistiker und alle nachgelagerten Wirtschaftszweige ein gutes Signal!“
Als „Hausaufgaben“, die gemacht werden müssen, benannte die Oberbürgermeisterin:
Brachflächen ertüchtigen, Potentialstandorte für Gewerbe und Industrie erschließen, in Bildung und Ausbildung investieren und Zwickau als Lebensmittelpunkt noch attraktiver gestalten. Impulse erhofft sich Constance Arndt auch vom neuen Stadtmarketingkonzept: „Wesentlich dabei wird auch sein, ob wir es schaffen, die Zwickauer zu Fans von Zwickau zu machen! Denn wozu Fans in der Lage sind, haben wir im vergangenen Jahr beim FSV Zwickau erlebt.“
Zwickau fit zu machen, das gelte in jeglicher Hinsicht. So hätte der Stadtrat mit dem Grundsatzbeschluss zum Thema Bahnhofsvorstadt sprichwörtlich die Weichen dafür gestellt, dass die Straßenbahn in ein paar Jahren wieder über den Bahnhofsvorplatz fahren kann. Noch nie seien so viele Mittel für den Straßenbau vorgesehen: 2024 soll es endlich mit dem Planitzer Markt und dem Poetenweg losgehen, der zweite Abschnitt der Marienstraße steht an und es werden Anwohnerstraßen instandgesetzt. Nach dem im Vorjahr übergebenen Feuerwehr-Gerätehaus Marienthal ist jetzt das in Oberhohndorf an der Reihe. Die Windbergschule, die Sanierung von Kitas, der stetige Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur stehen ebenso auf der Aufgabenliste wie Investitionen im Sport. So werden u. a. vier Millionen Euro werden im Sportforum „Sojus“ sowie an der Sporthalle Dieselstraße investiert.
Im Dialog zu bleiben und miteinander zu reden, sieht die Zwickauer Oberbürgermeisterin als „unablässig nötig“. Ein Beispiel dafür sei die Dialogreihe zum NSU gewesen, „nicht immer bequem, bringt aber Standpunkte zusammen. Diesen Diskurs wollen wir weiter bestreiten... Dem anderen zuhören, hinzuhören, was er sagt und verstehen – das kann Brücken bauen... Dies ist meine größte Sorge, dass wir als Stadtgesellschaft auseinanderdriften und nicht zusammenfinden.“
Eine Stadt zu gestalten sei jedoch eine gemeinschaftliche, eine Teamaufgabe, bei der jeder seinen Beitrag leisten kann. In diesem Zusammenhang erinnert Oberbürgermeisterin Constance Arndt an die am 9. Juni anstehenden Wahlen: „Mitmachen ist besser als über die von anderen getroffenen Entscheidungen zu meckern!“
Gäste und Ablauf
Auch zum Jubiläumsneujahrsempfang ließ es sich Alt-Oberbürgermeister Rainer Eichhorn nicht nehmen, beim traditionsreichen Jahresauftakt der Stadt Zwickau in den Reihen der Ehrengäste Platz zu nehmen. Gehört er doch zu den maßgeblichen Initiatoren dieses offiziellen Stelldicheins wichtiger Vertreter der Stadtgesellschaft.
Der erste Neujahrsempfang hat bereits vor 26 Jahren, am 9. Januar 1998, stattgefunden. Dass erst jetzt die 25. Auflage der Traditionsveranstaltung über die Bühne ging, erklärt sich mit der Corona-Pandemie: wie schon 2021 hatte es auch im Januar 2022 noch keinen traditionellen Neujahrsempfang geben können. Erst im Juni 2022 konnte Constance Arndt, die bereits im November 2020 als Oberbürgermeisterin vereidigt worden war, erstmals in ihrer Funktion als Oberbürgermeisterin zu einem Neujahrsempfang in die „Neue Welt“ einladen. Mit dem Vorjahresempfang am 5. Januar 2023 kam die Traditionsveranstaltung wieder in das normale Fahrwasser.
Neben dem Alt-OB folgten weitere Ehrenbürger der Stadt Zwickau – wie die Fußball-Legende Jürgen Croy und der Kabarettist und Buchautor Bernd-Lutz Lange – dem Geschehen im Saal der „Neuen Welt. Zudem gab es für Rainer Eichhorn ein Treffen mit seinen Nachfolgern: Altoberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß und Altoberbürgermeister Dietmar Vettermann, der mit ca. 760 Kilometern zum wiederholten Male die weiteste Anreise aus seinem Wohnort auf der dänischen Insel Ærø hatte.
Zu den Gästen zählten u. a. auch Träger der Stephan-Roth-Bürgermedaille und der Martin-Römer-Ehrenmedaille, Abgeordneten des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Landtages, Oberbürgermeister und Bürgermeister der Region, Vertreter von Unternehmen, staatlichen Ämtern und Behörden, Kameraden der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehren, des Technischen Hilfswerkes oder auch Vertreter der Vereine und Verbände aus Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft. Aus der tschechischen Partnerstadt Jablonec nad Nisou konnte Vize-Oberbürgermeister Jana Hamplová als Gast begrüßt werden. Auf der Gästeliste 2024 standen zudem Firmenvertreter, deren Betriebe auf eine besonders lange Firmengeschichte zurückblicken können, sowie Menschen, die im Ehrenamt an vielen Stellen ihr Bestes geben, beispielsweise auch in der Ukrainehilfe.
Den musikalischen Auftakt gaben die Clara-Schumann-Philharmoniker Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Leo Siberski. Es erklang „Pomp and Circumstances“ op. 39 March No. 1von Edward Elgar. Nach der Begrüßung durch Baubürgermeisterin Silvia Queck-Hänel spielte das Orchester ein bekanntes Werk von Robert Schumann, die Sinfonie Nr. 1 „Frühlingssinfonie“ op. 38 B-Dur 3. Satz Scherzo. Der Ansprache der Zwickauer Oberbürgermeisterin Constance Arndt folgte ein Stück von Sergej Prokofjew: „Kampf und Tybalts Tod“ aus Romeo & Julia.
Danach stand in diesem Jahr zwar „nur“ eine Ehrung mit würdigender Laudatio auf dem Programm, diese allerdings für ein ganzes Team. In der Stadtratssitzung vom 30. November 2023 hatten die Stadträte einstimmig die Auszeichnung der Seniorenvertretung Zwickau mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille beschlossen. Es ist eine Würdigung für die zahlreichen Aktivitäten, Projekte und Initiativen der überaus umtriebigen Ehrenamtler, die dazu beitragen, dass Zwickau eine für alle Generationen lebenswerte Stadt ist und bleibt.
„Sag mir, wo die Blumen sind“ – mit diesem in die Zeit passenden, sehr emotionalen Musikstück trat Naemi Schebitz von Robert Schumann Konservatorium auf, begleitet von den Clara-Schumann-Philharmonikern Plauen-Zwickau. Das Antikriegslied „Where Have All the Flowers Gone“ wurde 1955 vom US-amerikanischen Singer-Songwriter Pete Seeger geschrieben. Er protestierte damit gegen den Vietnamkrieg. Im Jahr 1962 machte Marlene Dietrich die deutsche Version dieses Lied international populär.
Der Tradition vom ersten Neujahrsemfang an folgend, wurde der offizielle Teil der Veranstaltung mit dem vielstimmigen Gesang der diesmal besonders zahlreichen Gäste abgeschlossen, die – ebenfalls vom Orchester begleitet – gemeinsam den „Steigermarsch” intonierten.
Die Organisation des Neujahrsempfangs
…übernahmen erneut in bewährter Weise die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Unterstützt wurden sie dabei von der Zwickauer Energieversorgung GmbH, der Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH, der Wasserwerke Zwickau GmbH, der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft Zwickau mbH.
Auszubildende der Stadtverwaltung und der ZEV kümmerten sich als Servicekräfte um die Besucher des Neujahrsempfangs.
Hauptsponsoren waren erneut die Sparkasse Zwickau und die Mauritius Brauerei GmbH.
Ehrung zum Neujahrsempfang 2024
Entsprechend der Satzung über die Ehrungen und Auszeichnungen der Stadt Zwickau kann die Stadt das Ehrenbürgerrecht, die Stephan-Roth-Bürgermedaille oder die Martin-Römer-Ehrenmedaille verleihen. Letztere kann sowohl an Personen als auch an Vereine, Organisationen oder Initiativen verliehen werden, die sich durch herausragendes, uneigennütziges und kontinuierliches Engagement für das Wohl oder das Ansehen von Stadt und Bürgerschaft besondere Verdienste erworben haben.
Die Martin-Römer-Ehrenmedaille erhielt laut Beschluss des Stadtrates vom 30. November 2023:
Die Seniorenvertretung Zwickau
Die Seniorenvertretung wurde Mitte der 1990er-Jahre auf Beschluss des Stadtrates gegründet. Sie versteht sich als Anlaufstelle und Interessenvertretung insbesondere für Bürger ab dem 60. Lebensjahr. Stets war es das Anliegen der ehrenamtlichen Mitarbeiter, Lösungen für die an sie herangetragenen Probleme zu finden, die beispielsweise den ÖPNV, das private Wohnumfeld oder andere Bürgeranliegen betraf.
Dabei suchte die Seniorenvertretung kontinuierlich den konstruktiven Austausch mit Ämtern, Behörden, Fraktionen und Abgeordneten sowie Institutionen und Unternehmen. Durch die Bürgersprechstunden, in den Arbeitsgruppen oder in der Kooperation mit anderen Initiativen wurden Stellungnahmen und Empfehlungen erarbeitet. Besondere Erwähnung verdienen die Projekte, die seit der Gründung realisiert wurden. Dazu zählen beispielsweise der jahrelang durchgeführte Seniorenball, das Qualitätssiegel für „Betreutes Wohnen“ oder die inzwischen in mehreren Auflagen erschienene Broschüre „Rund ums Wohnen – Wegweiser für Senioren in Zwickau“. Die Seniorenvertretung arbeitet darüber hinaus in Gremien wie dem Kommunalpräventiven Rat, dem Fahrgastbeirat oder dem Begleitausschuss der Zwickauer Partnerschaft für Demokratie mit. Die Seniorenvertretung und insbesondere dessen aktiv und ehrenamtlich engagierten Mitglieder tragen somit seit mehr als 25 Jahren dazu bei, dass Zwickau eine für alle Generationen lebenswerte Stadt ist.