Das Robert-Schumann-Haus informiert:
Neue Sonderausstellung – Geburtstagskonzert am 10. Dezember
Am 10. Dezember 1823, vor 200 Jahren, wurde in Neukirchen/Erzgebirge, ca. 7 km von Chemnitz und 35 km von Zwickau entfernt, der Komponist Theodor Kirchner geboren. Er war ein Zögling Robert Schumanns und hatte nach dessen Tod 1863/1864 eine Liebesaffäre mit Clara Schumann. Das Robert-Schumann-Haus Zwickau widmet Kirchner ein Konzert am Tag seines 200. Geburtstags und eine Sonderausstellung, die vom 12. November 2023 bis 18. Februar 2024 zu sehen sein wird. Auch im Konzert „Weihnachten bei Schumanns“ am 27. Dezember, 15 Uhr, werden Klavierstücke von Theodor Kirchner erklingen.
Die Sonderausstellung zeigt Noten- und Briefhandschriften Theodor Kirchners, Tagebuchaufzeichnungen Robert Schumanns über ihn, Notendrucke, Portraits, Programmzettel und eigenhändige Briefe von Clara Schumann an Kirchner. Teilweise gelangten die Ausstellungsstücke durch den Ankauf des Schumann-Nachlasses vor 100 Jahren ins Zwickauer Schumann-Museum, teilweise wurden sie bei Auktionen oder in Antiquariaten erworben. Theodor Kirchner knüpfte in seinen Kompositionen vielfach an Werktitel Robert Schumanns an und arrangierte zahlreiche Werke Schumanns für Klavier zu vier Händen, aber auch ausgefallene Besetzungen. Die Sonderschau kann zu den bekannten Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden (Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro).
In einem musikalischen Adventskalender auf dem youtube-Kanal „Schumann in Zwickau“ sowie der Facebookseite „Schumann in Zwickau“ wird vom 1. bis zum 24. Dezember jeden Tag eines der 24 von Kirchner komponierten Lieder online gehen – ein Kooperationsprojekt mit den Musikhochschulen in Zürich, Stuttgart, Feldkirch und Trossingen, wo junge Sängerinnen und Pianistinnen erstmals sämtliche Lieder Kirchners eingespielt haben.
Geburtstagskonzert mit Schauspiel-Diva Elisabeth Trissenaar
Direkt zu Theodor Kirchners 200. Geburtstag, am Sonntag, 10. Dezember 2023, lädt das Robert-Schumann-Haus Zwickau um 17 Uhr zu einem Konzert mit Lesung ein. Auf dem Programm stehen Lieder und Klavierstücke von Theodor Kirchner sowie Clara und Robert Schumann mit der Sopranistin Judith Hoffmann und der Pianistin Nare Karoyan. Elisabeth Trissenaar, Grande Dame des deutschsprachigen Schauspiels, liest aus Briefen Clara Schumanns an Theodor Kirchner.
Elisabeth Trissenaar, geboren 1944 in Wien, war nach ihrem Studium am Max Reinhardt Seminar in Wien an großen deutschsprachigen Bühnen tätig, darunter München, Frankfurt a.M., Zürich, Wien, Köln, Hamburg und Berlin und spielte die großen Frauenrollen der Weltliteratur, unter anderem Fräulein Julie, Nora, Medea, Iphigenie, Penthesilea, Elektra und Cleopatra. Unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder wirkte sie in vielen seiner Filme wie Bolwieser, Die Ehe der Maria Braun und Berlin Alexanderplatz mit. Sie drehte Filme unter der Regie von Doris Dörrie, Agnieszka Holland, Frank Beyer, Rainer Kaufmann, Josef Vilsmaier und Andrzej Wajda. Elisabeth Trissenaar arbeitete auch immer wieder für das Musiktheater, u. a. an der Deutschen Oper Berlin, an der Staatsoper im Schiller Theater Berlin und zuvor an der Komischen Oper Berlin als Narr in Aribert Reimanns Lear. Mit Hans Neuenfels, mit dem sie eine beinahe 50-jährige Lebens- und Arbeitsgemeinschaft verbindet, hat sie über 60 Rollen für das Theater, für den Film und auch für das Musiktheater erarbeitet. Keine Schauspielerin ihrer Generation hat solch ein Rollenrepertoire der Weltliteratur, von Sophokles bis Goethe, von Kleist, Strindberg, Ibsen bis Wedekind und Garcia Lorca. Sie wurde mehrmals zur »Schauspielerin des Jahres« gewählt. 1982 erhielt sie den Deutschen Kritikerpreis für Theater und 1996 die Kainz-Medaille. Seit 1987 ist sie den Salzburger Festspielen verbunden, wo sie im Sommer 2023 in der Lesung Das andere Geschlecht auftrat. 2005 übernahm sie die Rolle der Clara Schumann in dem Bühnenstück „Schumann, Schubert und der Schnee“ (mit Schumann-Preisträger Olaf Bär in der Rolle Robert Schumanns).
Die Sopranistin Judith Hoffmann verfolgt eine rege Opern- und Konzerttätigkeit im In- und Ausland. Opernengagements führten sie u.a. als solistisches Ensemblemitglied und als Gast an die Landesbühnen Sachsen, das Theater Münster, das Theater Hagen, die Oper Dortmund und die Staatsoper Hannover. Konzerte und Liederabende gab sie u.a. im Zwinger Dresden, deSingel Antwerpen, der Kölner Philharmonie, dem Konzerthaus Dortmund sowie dem WDR. Kirchenkonzerte, Konzerte mit zeitgenössischer Musik und Tonstudio Aufnahmen, u. a. für das WDR3 Studio Akustische Kunst, runden ihre umfangreiche sängerische Tätigkeit ab. Nach dem Gesangsstudium vervollständigten Meisterkurse und private Studien bei namhaften Gesangspädagogen und Sängern wie Brigitte Fassbaender ihre Ausbildung.
Umgeben von zeitgenössischer Kunst, Dutzenden von Vinyl-Platten und einem Klavier wuchs Nare Karoyan in Jerewan auf. Dieser Überfluss der Künste prägt ihr Leben bis heute und bescherte viele bleibende Erfahrungen mit wunderbaren Künstlern. 2016 erschien ihre CD „Shadowlines“ (2016) mit Musik von Leoš Janáček, Federico Mompou, George Benjamin und Robert Schumann. Ihre letzte CD Einspielung mit den 24 Etüden der armenisch-stämmigen Komponistin Koharik Gazarossian (2022) ist ein Resultat der Suche nach kulturellen Wurzeln in unserer globalisierten Welt. In der Konzertsaison 2023-2024 freut sie sich u. a. auf Kammermusikkonzerte mit Ivan Karizna und einem Liederabendprogramm um George Gordon Byron mit Judith Hoffmann. Zuletzt war sie im Robert-Schumann-Haus im Klavierduo mit Florian Noack, Preisträger des Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs 2012, zu erleben.
Eintrittskarten zu 10 Euro (ermäßigt 7,50 Euro) sind an der Museumskasse erhältlich, eine Vorbestellung ist möglich unter 0375 834406 oder schumannhauszwickaude . Die Veranstaltung wird im Rahmen des Schumann-Netzwerks gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Briefe Clara Schumanns an Theodor Kirchner
Vor wenigen Monaten wurde im Rahmen der vom Robert-Schumann-Haus Zwickau gemeinsam mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Musikhochschule Dresden herausgegebenen Schumann-Briefedition der Briefwechsel von Robert und Clara Schumann mit Theodor Kirchner durch Dr. Annegret Rosenmüller ediert (Schumann-Briefedition II.10, Köln: Dohr 2022). Dieser aktuelle Forschungsstand bietet die Basis für die vom Robert-Schumann-Haus gezeigte Sonderausstellung samt Veranstaltungen. Dr. Annegret Rosenmüller übernimmt die Einführung zum Geburtstagskonzert am 10. Dezember.
Kurzbiografie Theodor Kirchner
Achtjährig kam Theodor Kirchner mit seinem Vater im November 1832 nach Zwickau, als Robert Schumann gerade für fünf Monate in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, und spielte Schumann vor. Schumann stellte ihn auf die Probe, ließ ihn Bach’sche Choräle vom Blatt spielen, doch Kirchner bestand sein Examen meisterlich. Sein Opus 1 wurde 1843 von Robert Schumann in seiner Zeitschrift lobend besprochen. Insgesamt veröffentlichte Kirchner über 100 Werke und zählt heute zu den bedeutendsten Klavier- und Liedkomponisten in der Schumann-Nachfolge. 1843 bis 1872 lebte er in der Schweiz. Nachdem Clara Schumann ihre intime Beziehung zu Kirchner im Juli 1864 beendet hatte, heiratete er vier Jahre später eine Sängerin, mit der er ab 1876 in Leipzig lebte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er verarmt – zuletzt in Hamburg, Johannes Brahms unterstützte ihn mehrfach durch finanzielle Zuwendungen.