Das Umweltbüro informiert:
Baumschutz und klimaangepasste Neupflanzungen gewinnen an Bedeutung
Sonne satt und Temperaturen bis zu 35 Grad – das hochsommerliche Wetter lässt derzeit auch Zwickau kräftig schwitzen. Wer sich an heißen Tagen im Freien aufhält, sollte sich möglichst ein kühles, schattiges Plätzchen suchen – am besten unter einem Baum. Hier trifft die Sonne nur auf die obere Baumkrone. Die Luft im und unter dem Baum bleibt Dank der Verdunstung von Wasser an der Blattoberfläche und der dicken, luftigen Baumkrone stets gekühlt. Der Schatten der Bäume hilft außerdem, die Hitze in Städten zu reduzieren.
Auf den kommunalen Flächen (außer Waldpark) und Straßen in Zwickau unterhält die Stadt insgesamt 24.445 Laubbäume (Quelle: Baumkataster, Stand 2023). Im Wesentlichen bilden die reinen Arten Winterlinde, Spitzahorn, Gemeine Esche und Stieleiche sowie deren verschiedene Sorten den Hauptanteil an Stadtbäumen in Zwickau. Damit stellen nur 4 Gattungen fast die Hälfte aller Bäume in Zwickau dar. Neben den stark vertretenen typischen Straßenbaumarten wachsen aber auch Maulbeere, Tulpen-, Lederhülsen-, Kork- und Schnurbaum sowie andere seltenere Baumarten in 32 Arten- und Sortengruppen im Stadtgebiet.
Heiße Sommer schwächen einheimische Bäume
Bisher nur wenig verwendete klimaangepasste Baumarten sollen in Zukunft stärker das Ortsbild prägen, da einige heimische Baumarten häufiger Probleme mit den sich ändernden klimatischen Bedingungen zeigen. Seit den letzten Jahren tauchen verstärkt neue Krankheiten mit erwähnenswertem Schadpotential auf. Gerade der Bergahorn ist zunehmend von der Rußrindenkrankheit betroffen, die auch für Menschen gefährlich werden kann. Die zunehmend heißen Sommer mit langen Trockenzeiten begünstigen die Infektion, welche durch einen Pilz ausgelöst wird und zum Absterben des Baumes führt. Erste Krankheitszeichen sind welke Kronenteile sowie Schleimflussflecken am Stamm. Unter der Rindenoberfläche reifen Pilzsporen heran, welche im späteren Krankheitsverlauf an Rindenrissen und unter der abblätternden Rinde als schwarze Pilzsporen zum Vorschein kommen. Der Stamm sieht aus, als wäre er mit Ruß überzogen. Im letzten Infektionsstadium ist sogar für den Menschen Vorsicht geboten! Die Sporen verursachen schwere Atemwegsprobleme und befallene Bäume müssen von Fachleuten mit entsprechender Schutzausrüstung entfernt werden.
Baumbestand schützen – Zukunftsbäume pflanzen
Derartige Entwicklungen können auf Grund des Klimawandels durchaus weiter an Bedeutung gewinnen und müssen sensibel registriert werden. Unabdingbar für eine dauerhafte Durchgrünung unserer Stadt ist daher eine Risikostreuung durch die Pflanzung zukunftsfähiger Baumarten. Aber auch der Schutz und die Pflege vorhandener Altbäume muss höchste Priorität erhalten, denn mit jedem verloren gegangenen Altbaum müssten laut Prof. Dr. Roloff von der TU Dresden 400 Jungbäume gepflanzt werden, um diesen Verlust annähernd auszugleichen (Quelle: PRO BAUM, Ausgabe 2/2023, Seite 26, Titel: Andreas Roloff: Ein Altbaum erbringt Umweltleistung von 400 Jungbäumen).
Die nach der Gehölzschutzsatzung der Stadt Zwickau angeordneten Ersatzpflanzungen sind hiervon noch weit entfernt. Jährlich werden durchschnittlich 1371 Gehölzfällungen genehmigt (städtisch und privat). Das betrifft Laubbäume und Sträucher. Grundsätzlich gilt laut § 9 GehölzSchS pro angefangene 50 cm Stammumfang des zu fällenden Baumes einen Baum mit einem Stammumfang von mind. 14-16 cm als gleichwertige Neupflanzung anzusehen. In einigen Fällen gibt es allerdings einen gewissen Ermessenspielraum, u.a. wenn angezeigt wird, dass der zu fällende Baum absterbend ist. Im Durchschnitt werden 2513 Ersatzpflanzungen pro Jahr angeordnet, davon ca. 665 Laubbäume. Beim Rest handelt es sich um Sträucher.
Wer eigene Grünflächen mit einem oder mehreren Bäumen aufwerten möchte, sollte sich für klimaangepasste Baumarten entscheiden. Das Umweltbüro startete hierzu bereits im Mai eine Informationsreihe, über die auch Hobbygärtnern und Grundstücksbesitzern die Pflanzung von sogenannten Zukunftsbäumen ans Herz gelegt werden. Bis Oktober wird monatlich eine Baumart vorgestellt, die dem Klimawandel trotzt und auch schon seit einigen Jahren im Zwickauer Stadtbild vorzufinden ist. Nach dem Feldahorn (Mai) und der Blumenesche (Juni) wird diesmal ein Baum vorgestellt, der „wie am Schnürchen wächst“:
Baum-Kurzportrait im Monat Juli
Der Japanische Schnurbaum
Dieser exotische Baum aus dem Fernen Osten erreicht Wuchshöhen von bis zu 30 m. Die unpaarig gefiederten Blätter ähneln denen der Robinie. Seine rispenartigen Blütenstände können bis zu 30 cm lang werden. Nach der Blüte erscheinen die für den Baum namensgebenden Früchte. Die Samen sitzen in länglichen, eingeschnürten Schoten, welche die Schoten wie Perlenschnüre aussehen lassen.
Rinde, Samen und Blätter des Schnurbaums sind, wie bei der Robinie auch, stark giftig. Aufgrund seiner Toxine ist der Schnurbaum allerdings auch recht gut vor Schädlingen geschützt. Schnurbäume sind äußerst robust und unempfindlich gegenüber Trockenheit und Hitze. Ein weiterer Vorteil ist seine Beständigkeit gegen Abgase. Er bevorzugt sonnige und warme Standorte. Im Jungpflanzenstadium ist er allerdings gebietsweise frostgefährdet, danach ist die Baumart aber absolut frosthart.