Vom 7. Mai bis 13. August 2023 ist im Robert-Schumann-Haus Zwickau die Sonderausstellung „Schumann und die Politik“ zu sehen. Die Lebenszeit Robert Schumanns war eine politisch bewegte Zeit. Schumann engagierte sich als Student in Leipzig und Heidelberg in den dortigen Burschenschaften, die wesentliche Akteure der liberalen und nationalen Bestrebungen waren. Nach der Juli-Revolution in Paris, von Schumann im Tagebuch aufmerksam mitverfolgt, kommt es im September 1830 auch in Sachsen zu Unruhen. Als Publizist ebenso wie als Komponist betätigt sich Schumann auch politisch – sein patriotisches Rheinlied erreicht innerhalb weniger Monate fünf Auflagen und wird zu seiner meist gedruckten Komposition. Musik Frédéric Chopins bezeichnet Schumann als „unter Blumen eingesenkte Kanonen“ – nach dem Tod Chopins 1849 scheitern Schumanns Bemühungen um eine Gedenkfeier in der Dresdner Frauenkirche aus politischen Gründen. Auf die ersten Nachrichten revolutionärer Erhebungen in der Schweiz im Herbst 1847 reagiert Schumann mit der Komposition von Männerchören wie dem „Freiheitslied“ – im Robert-Schumann-Haus sind die Gedichtabschriften dazu erhalten. Im Frühjahr 1848 folgen drei weitere Revolutionschöre – darunter auch das von Ferdinand Freiligrath im Londoner Exil im März 1848 gedichtete „Schwarz Rot Gold“. Betroffen reagiert Schumann in seinen täglichen Notizbüchern auf die Nachricht der Hinrichtung des Zwickauer Paulskirchen-Abgeordneten Robert Blum und des um 1843 in Zwickau tätigen Juristen Wilhelm Adolph von Trützschler. Während der Dresdner Mai-Aufstände 1849 flüchtet die Familie Schumann vor den Kämpfen nach Maxen und Kreischa.
Die Sonderausstellung im Robert-Schumann-Haus Zwickau dokumentiert – mit Leihgaben des Zwickauer Stadtarchivs und der Zwickauer Ratsschulbibliothek – die Beziehungen Robert Schumanns zum Vormärz und den folgenden Revolutionsjahren. Die Eröffnung findet am Sonntag, 7. Mai um 16.15 Uhr (vor dem Schumann-Plus-Konzert mit Leipziger Gewandhaussolisten) statt – der Eintritt ist kostenlos.
Das Zwickauer Schumann-Fest bietet vom 8. bis 18. Juni 2023 zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Revolution. Und am Mittwoch, dem 28. Juni, 18 Uhr, – 175. Jahrestag der von Robert Blum in der Nationalversammlung mitbeschlossenen ersten vorläufigen deutschen Verfassung – gibt es als Sonderveranstaltung zur Ausstellung eine musikalische Lesung aus Briefen und Texten Robert Blums mit Musik von Robert Schumann und seinem Freund Alfred Julius Becher – der, wie Blum, ebenfalls im November 1848 in Wien als Revolutionär hingerichtet wurde. Nach seinem Tod wird Blum als Märtyrer verehrt und zur Leitfigur der Demokraten in Deutschland. Der Traum einer deutschen Einheit in Freiheit ist vorbei, aber Robert Blum hat ein bleibendes Erbe hinterlassen: „Ideen können nicht erschossen werden“, sagt sein Mitstreiter Franz Jellinek nach Blums Tod. Die Visionen von 1848 blieben Vorbild für jeden Kampf um Freiheit und Demokratie in Deutschland – bis in die Gegenwart.
Der Zwickauer Künstler Christian Siegel hat dazu eine Doppelgrafik zu Schumann und Blum geschaffen – inspiriert auch von den deutschen Nationalfarben und Schumanns Freiligrath-Vertonung – die als Radierung in limitierter Auflage während der Sonderausstellung im Museumshop des Robert-Schumann-Hauses zum Verkauf kommt.