Max-Pechstein-Ehrenpreis der Stadt Zwickau für Doris Ziegler

veröffentlicht am: 11.05.2023

Das Kulturamt informiert:

Der Max-Pechstein-Ehrenpreis der Stadt Zwickau 2023 geht an die in Weimar geborene und in Leipzig tätige Künstlerin Doris Ziegler. Mit der Preisverleihung am 6. Oktober 2023 in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum und einer umfassenden Ausstellung vom 7. Oktober 2023 bis 14. Januar 2024 wird die unverwechselbare wie eigenständige malerische Position der Künstlerin gewürdigt. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 6. Oktober 2023 um 18 Uhr in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum statt.

Zum Max-Pechstein-Preis

1947 gelang es, den in Zwickau geborenen Max Pechstein für die Einrichtung des Preises zu gewinnen, so dass der Preis als Kunstpreis der Stadt Zwickau erstmals – zusammen mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Max Pechstein vergeben werden konnte.

Den Intentionen Pechsteins sowie den Vorstellungen der Zwickauer Kulturverantwortlichen folgend, war damit ein Förderpreis für junge Künstler geschaffen worden. In der Zeit von 1963 bis 1984 erfuhr der Preis eine Zwangspause, da die Stadt Zwickau zugunsten des Kunstpreises des damaligen Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt auf die Vergabe verzichten musste. Erst im Jahre 1985 waren die Bemühungen des damaligen Rates der Stadt sowie vieler Kulturinteressierter erfolgreich und der Preis kehrte nach Zwickau zurück. Nach 1990 bot sich die Möglichkeit, den eigentlichen Zweck des Fördergedankens wieder aufzugreifen und den Fokus wieder auf ein junge Künstlergeneration und deren noch nicht allgemein akzeptiertes Werk zu richten. 

Der Max-Pechstein-Preis der Stadt Zwickau wird nunmehr im deutschsprachigen Raum als Preis für Malerei, Grafik, Plastik und künstlerische Projekte im Zweijahresrhythmus, zweimal hintereinander als Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler und einmal, im jeweils 6. Jahr, als Ehrenpreis für ein Gesamtwerk verliehen. Aus einem Preis für regionale Kunst hat sich ein Kunstpreis entwickelt, der bestrebt ist, als Ehrenpreis Anerkennung für das Gesamtwerk eines Künstlers der Gegenwart zu schaffen, aber auch als Förderpreis die junge aktuelle Kunst innerhalb des deutschsprachigen Raumes zu unterstützen.

Das Vorschlagsrecht für den Ehrenpreis obliegt seit 1990 dem Kunstverein Zwickau e. V.. 2023 wird der Ehrenpreis bereits zum sechsten Mal vergeben. Nach dem Wiener Künstler Alfred Hrdlicka (1993), dem Publizisten und Sammler Lothar-Günther Buchheim (1999), dem Leipziger Künstler Arno Rink (2005), dem engagierten Grafiker Klaus Staeck (2011), dem Leipziger Maler Hartwig Ebersbach (2017) geht nun der Ehrenpreis an die Malerin Doris Ziegler. Der Ehrenpreis ist mit einer Summe von 10.000 Euro dotiert.

Zur Künstlerin Doris Ziegler

Das Werk der in Leipzig lebenden Künstlerin Doris Ziegler gehört zu den wichtigen malerischen Positionen unserer Zeit. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer ausgebildet, vertritt Doris Ziegler die zweite Generation der sogenannten „Leipziger Schule“. Als Malerin nimmt sie hier in der doch noch männlich dominierten Malerriege unbestritten einen bedeutenden Platz ein.

Unter Arno Rink als Rektor (Pechstein-Ehrenpreisträger von 2005) wird Doris Ziegler an der HGB 1989 Assistentin für Malerei und erhält 1993 eine Professur für das Grundlagenstudium, die sie bis 2014 innehat.

In den 1970er Jahren entstehen die ersten gegenständlichen Arbeiten: kühle, sachliche Figurenbilder und Stadtlandschaften mit einem zurückhaltenden Kolorit, die sich von den symbolgeladenen Werken ihrer Lehrer deutlich abheben. Doris Ziegler zeigt in ungeschönten wie unpathetischen Darstellungen den Alltag, gespiegelt in grauen, trostlos scheinenden Straßenzügen oder in Menschen mit blassen Gesichtern.

Ende der 1980er Jahre beschäftigt sie sich mit den Demonstrationen und Menschenansammlungen während der friedlichen Revolution und dokumentiert so in eindrucksvoller künstlerischer Reflexion den gesellschaftlichen Umbruch, der zum Fall der Mauer führte. Zwischen 1988 und 1993 thematisiert sie diese Wendejahre in einem beeindruckenden Bilderzyklus, der erst 2019 in der Ausstellung Point of no Return. Wende und Umbruch in der Ostdeutschen Kunst im Museum der bildenden Künste Leipzig eine größere Aufmerksamkeit erhält.

Als genaue Beobachterin führt sie die gesellschaftlichen Veränderungen bis heute unter anderem in menschenleeren Stadtbildern von Leipzig-Plagwitz vor Augen. Hier arbeitete sie bereits vor 1989 und erlebt den Wandel eines von der Industrie, den Spinnereien und Fabrikgebäuden geprägten Arbeiterort zum Künstlerviertel, angesagten Touristen-Hotspot und immer teurer werdenden Wohngebiet hautnah mit.

Mit dem Max-Pechstein-Ehrenpreis soll die unverwechselbare wie eigenständige Arbeit der Künstlerin Doris Ziegler gewürdigt werden. Zudem würde dieser in der deutschen Museumslandschaft wichtige Ehrenpreis erstmals an eine Künstlerin vergeben, deren außergewöhnliches Werk diese Anerkennung besonders verdient.

Biografie

  • 1949: geboren in Weimar
  • 1969 – 1974: Studium Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer
  • 1974 – 1989: freischaffend in Leipzig
  • 1989: Assistentin in der Fachrichtung Malerei an der Hochschule für Grafik Buchkunst Leipzig
  • 1993 – 2014: Professorin im Grundlagenstudium Malerei an der HGB Leipzig
  • seit 2014: freischaffend in Leipzig
Doris Ziegler in ihrem Leipziger Atelier
© Steffen Junghans
Passage 1, 1988
© Doris Ziegler