Das Kulturamt informiert:
Neue Sonderausstellung ab 18. Februar in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU
Die Ausstellung „1905: Fritz Bleyl und der Beginn der Brücke“ blickt aus einer zeitgenössischen Perspektive auf diesen historischen Moment. Wie und warum fand die Künstlergruppe überhaupt zusammen? Was verband ihre Mitglieder? Im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung steht das Werk von Fritz Bleyl, der wie Max Pechstein aus Zwickau stammte, und gemeinsam mit Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff die Brücke gründete.
Gezeigt werden 90 Zeichnungen, Aquarelle, Holzschnitte und Studienbücher aus dem Bestand der KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum. Die Präsentation wird ergänzt von Dokumentationsmaterial, wie Reproduktionen, Zeitschriften oder historische Zitate.
7. Juni 1905: Vier junge Architekturstudenten gründen in Dresden die Künstlergruppe Brücke. Zwei der jungen Männer hatten sich bereits zu Beginn ihres Studiums 1901 in Dresden kennengelernt. Den Zwickauer Fritz Bleyl (1880-1966) und den aus Chemnitz stammenden Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) eint das Interesse für das Zeichnen in der freien Natur. Sie unternehmen Wanderungen in die Dresdner Umgebung und organisieren Zeichenabende. Statt Architektur hätten sie lieber Kunst studiert, aufgrund ihres bürgerlichen Hintergrunds bleibt ihnen das allerdings verwehrt. In den darauffolgenden Jahren stoßen zwei weitere Chemnitzer hinzu: Erich Heckel (1883-1970) und Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976). Auch sie hätten lieber ein freies Kunststudium aufgenommen und brechen ihr Architekturstudium mit der Gründung der Künstlergruppe sogar ab. Ein Jahr nach ihrer Gründung kommt Max Pechstein (1881-1955) zur Brücke.
Gemeinsam veranstalten die Freunde Zeichenabende, wo sie vor allem den weiblichen Akt in ihrer Natürlichkeit und spontanen Bewegung studieren können. Die sogenannten „Viertelstundenakte“ entstehen, die von Fritz Bleyl in einer größeren Anzahl erhalten geblieben sind. Nicht nur das gemeinsame Arbeiten ist ihnen wichtig, sie wollen sich auch gleichermaßen als Gruppe im Kunstbetrieb einen Namen machen, Ausstellungsmöglichkeiten und Sammler finden, dabei entwickeln sie ganz neue Vermarktungsstrategien.
Im Gründungsjahr 1905 ahnt vermutlich noch keiner der jungen Männer, dass sie einmal zu den bedeutendsten deutschen Expressionisten zählen werden.
Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt, wie Fritz Bleyl und seine Mitstreiter die Einflüsse des Jugendstils in den Zeichnungen und Holzschnitten, aber ebenso in dekorativen Entwürfen oder in den ersten Werbedrucken, den Plakaten, Einladungen, und der Jahresmappe aufgreifen. Begeistert sind sie von einer Ausstellung, die 1905 mit Werken von Vincent van Gogh in Dresden zu sehen ist. Emil Nolde, der kurz zur Künstlergruppe gehörte, spottet: „Ihr solltet Euch nicht Brücke, sondern van Goghiana nennen.“
Im Rahmen der Sonderausstellung, die bis 29. Mai zu sehen ist, wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten. Innerhalb der Ausstellung ist ein kleines Atelier inszeniert. Darin können sich Neugierige selbst im Zeichnen versuchen.
Kooperation und Publikation
„1905: Fritz Bleyl und der Beginn der Brücke“ entsteht in Kooperation mit dem Brücke-Museum, Berlin, das parallel seinen umfangreichen Bestand zu den Anfängen der Brücke vom 24. Februar bis 4. Juni 2023 zeigt. Es werden die jeweiligen Bestände mit unterschiedlichen Schwerpunkten gezeigt. In Zwickau wird vor allem der umfassende Bestand an Werken Fritz Bleyls zu sehen sein, der als Brücke-Mitbegründer eine wichtige Rolle in dieser Gemeinschaft spielte. In Berlin sind neben Bleyl vor allem auch die frühen Arbeiten der Freunde Kirchner, Heckel und Schmidt-Rottluff zu entdecken.
Die begleitende Zeitung der parallel laufenden Ausstellungen wird von beiden Häusern gemeinsam herausgegeben.