Mit dem 24. Neujahrsempfang im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ erlebten am Donnerstag nach langer Pause zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt und ihre Gäste das erstes offizielle gesellschaftliche Großereignis des Jahres 2023.
Gastgeber waren die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Etwa 400 Vertreter der Wirtschaft, des Handwerks und des Handels, des politischen und gesellschaftlichen Lebens sowie der Kirchen trafen sich zu Begegnungen und Kommunikation. Zuversichtliche Gedanken und optimistisches Nach-vorn-Schauen bestimmten den Grundtenor der Neujahrsansprache von Oberbürgermeisterin Constance Arndt.
Die traditionelle Jahresauftaktveranstaltung feierte in diesem Jahr ein Jubiläum: Vor 25 Jahren, am 9. Januar 1998, hatte der erste Neujahrsempfang der Stadt Zwickau und der Stadtwerke Zwickau Holding GmbH stattgefunden. Dass es dennoch erst die 24. Veranstaltung in dieser Form war, hatte seinen Grund in der Pandemie: wie schon 2021 hatte es auch im Januar 2022 noch keinen traditionellen Neujahrsempfang geben können. Erst im Juni 2022 konnte Constance Arndt, die bereits im November 2020 als Oberbürgermeisterin vereidigt worden war, erstmals in ihrer Funktion als Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau zu einem Jahresempfang in die „Neue Welt“ einladen. Mit dem Empfang am 5. Januar kam die Traditionsveranstaltung nun wieder in das normale Fahrwasser und gab den Auftakt zu einem an Ereignissen reichen Jahr.
Der Blick auf geplante Projekte 2023 sowie in den Veranstaltungskalender zeigt die Bandbreite der Aufgaben, die es zu bewältigen gilt, aber auch Erlebnissen, auf die sich die Einheimischen und ihre Gäste freuen können.
Wieder geht es, wie schon 2022 darum, verstärkt in die Straßeninfrastruktur zu investieren, das große Thema Breitbandversorgung – Glasfaserausbau Stadt Zwickau weiter voranzutreiben, die Bildungsinfrastruktur weiterhin aufzuwerten, etwa im Bereich der Windberg- und der August-Bebel-Schule, der Planitzer Kinderwelt der Kitas Pfiffikus sowie Tausendfüßler. In der Nordvorstadt wird der runderneuerte Spielplatz Arndtstraße fertiggestellt und die Aufwertung des historischen Parkes „Neue Welt“ biegt auf die Zielgerade ein. Vorhaben im Bereich der Feuerwehr sind die Übergabe des neuen Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Marienthal und die Sanierung und Erweiterung des Gerätehauses in Oberhohndorf. Bereits beschlossen ist die Sanierung des Freizeitzentrums in Marienthal und die des Sportforums „Sojus“ steht ebenfalls bevor. Trotz der allgemein bekannten Herausforderungen soll die Digitalisierung der Schulen weiter vorangetrieben werden. Mit Förder- und Eigenmitteln investiert die Stadt Zwickau in diesem Projekt mehr als 3,7 Mio. Euro in den Bildungsstandort. Weiter verfolgt werden auch Projekte der Wirtschaftsförderung wie beispielsweise die „GründerZeit Zwickau – Der Weg zum regionalen und individuellen Gründerökosystem“, das Modellprojekt Zukunftswerkstatt Kommunen (ZWK), das bis 2024 läuft oder die Fachkräftebörse.
Optimistisch stimmte die Zwickauer auch die Zusage des sächsischen Ministerpräsidenten, dass eine Lösung für das Ballsportzentrum in Neuplanitz gefunden wird.
Ein Blick in den Veranstaltungskalender 2023 zeigt ein besonders vielgestaltiges Kaleidoskop, das einmal mehr unterstreicht: Die Automobil- und Robert-Schumann-Stadt hat viele Klangfarben und Facetten, die einer Reihe von Veranstaltungen einen Zwickau-typischen Anstrich geben. Nicht nur zur Freude der Oberbürgermeisterin kann Zwickau am vierten August-Wochenende endlich sein 20. Stadtfest feiern. Zudem ist Zwickau Gastgeber des 60. Bundeswettbewerbes „Jugend musiziert“ an und um Pfingsten. Die Zwickauer erwarten rund 2.500 Kinder und Jugendliche sowie deren Lehrer und Eltern aus ganz Deutschland und sogar dem Ausland. Sie bringen die Robert-Schumann-Stadt nicht nur zum Klingen. Hotels, Pensionen und Gaststätten werden erheblich von diesem Event profitieren. Zwickau ist damit nach Leipzig erst die zweite Stadt Ostdeutschlands, wo der Bundeswettbewerb stattfindet.
Gäste und Ablauf
Ein maßgeblicher „Geburtshelfer“ für den traditionellen Neujahrsempfang war der damalige Oberbürgermeister Rainer Eichhorn. Als Ehrenbürger der Stadt Zwickau saß der Alt-OB neben der Fußball-Legende Jürgen Croy sowie dem Kabarettisten und Buchautoren Bernd-Lutz Lange, die ebenfalls mit dieser Auszeichnung geehrt wurden.
Auch Altoberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß nahm diesmal in den Gästereihen Platz. 2020 hatte sie noch die Rede gehalten und Auszeichnungen vorgenommen, diesmal erlebte sie die Veranstaltung aus der Perspektive des Publikums. Ihr Vorgänger, Dietmar Vettermann, weilte ebenfalls in Zwickau. Er hatte, wie schon des Öfteren, die weiteste Anreise. Sein jetziger Wohnort auf der dänischen Insel Ærø liegt ca. 760 Kilometern entfernt.
Zu den Gästen zählten u. a. auch Träger der Stephan-Roth-Bürgermedaille und der Martin-Römer-Ehrenmedaille, Abgeordneten des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Landtages, Oberbürgermeister und Bürgermeister der Region, Vertreter von Unternehmen, staatlichen Ämtern und Behörden, Kameraden der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehren, des Technischen Hilfswerkes oder auch Vertreter der Vereine und Verbände aus Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft. Aus der tschechischen Partnerstadt Jablonec nad Nisou konnte Vize-Oberbürgermeister Jana Hamplová als Gast begrüßt werden.
Auf der Gästeliste 2023 standen zudem Firmenvertreter, deren Betriebe auf eine besonders lange Firmengeschichte zurückblicken können, sowie Menschen, die im Ehrenamt an vielen Stellen ihr Bestes geben, beispielsweise auch in der Ukrainehilfe.
Die musikalische Umrahmung gestalteten die Clara-Schumann-Philharmoniker Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Leo Siberski. Zum Auftakt erklang Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik (Overtüre). Nach der Begrüßung durch Baubürgermeisterin Silvia Queck-Hänel erklingt Robert Schumanns Sinfonie Nr.3, die „Rheinische“ (5. Satz).
Der Ansprache der Zwickauer Oberbürgermeisterin Constance Arndt folgten zwei mit einer würdigenden Laudatio verbundene Verleihungen der Martin-Römer-Ehrenmedaille an den anerkannten Automobilhistoriker Prof. Dr. Peter Kirchberg, der sich seit langem mit dem sächsischen und Zwickauer Fahrzeugbau beschäftigt, sich nachhaltig für das August Horch Museum einsetzt und ein wichtiger Mittler bei der Audi AG war. Er bedankte sich mit einer mitreißenden Rede mit der er den Anwesenden auf lebendige Art die Bedeutung Zwickaus für die Automobilbranche in Vergangenheit und Gegenwart vor Augen führte.
Die außerordentlich engagierte Lehrerin Dorit Seichter, Fachleiterin für Gesellschaftswissenschaften am Käthe-Kollwitz-Gymnasium, wurde ebenfalls mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Als Initiatorin einer Reihe von Dialog- und Begegnungsformaten und Projekten wie z. B. den „Stolpersteinen“ ist es ihr gelungen, Schülerinnen und Schülern geschichtliche Zusammenhänge zu vermitteln und das Verständnis der jungen Menschen für Demokratie zu fördern. Dorit Seichter ist zudem Autorin des Buches „Salo. Das bewegte Leben eines Juden aus Sachsen“. Dankbar für die Ehrung brachte sie zum Ausdruck, dass diese nicht nur ihr gelte, sondern auch den Schülerinnen und Schülern, die sich in die Projekte voll mit einbringen.
Als dritter im Bunde war die beliebte „Legende des Zwickauer Fußballs“ Alois Glaubitz für eine Ehrung auf der Bühne der „Neuen Welt“ vorgesehen. Da er an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, wird diese Ehrung zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen.
Ein von Freude begleiteter Programmpunkt erwartete die Teilnehmer des Neujahrsempfangs nach dem ABBA-Medley: „I still have faith in you“, „Happy New Year“ mit dem schwedischen Sänger Arvid Fagerfjäll. Nach der Darbietung erfolgte durch Oberbürgermeisterin Constance Arndt und ihren Plauener Amtskollegen Steffen Zenner die symbolische Übergabe des Grundlagenvertrages zwischen den Städten Zwickau und Plauen zur Sicherung der Theater Plauen-Zwickau gGmbH an den Generalintendanten des Theaters Plauen-Zwickau Dirk Löschner und die Geschäftsführerin Sandra Kaiser. Der Zwickauer Stadtrat hatte am 24. November 2022 einer Verlängerung bis 2028 und einer damit verbundenen finanziellen Unterstützung zugestimmt.
Der offizielle Teil der Veranstaltung wurde mit dem vielstimmigen Gesang der Gäste abgeschlossen, die – vom Orchester begleitet – gemeinsam den „Steigermarsch” intonierten.
Die Organisation des Neujahrsempfangs
…übernahmen erneut in bewährter Weise die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Unterstützt wurden sie dabei von der Zwickauer Energieversorgung GmbH, der Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH, der Wasserwerke Zwickau GmbH, der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft Zwickau mbH.
Auszubildende der Stadtverwaltung und der ZEV kümmerten sich als Servicekräfte um die Besucher des Neujahrsempfangs. Hauptsponsoren waren erneut die Sparkasse Zwickau und die Mauritius Brauerei GmbH.
Ehrungen zum Neujahrsempfang 2023
Gemäß der Satzung über die Ehrungen und Auszeichnungen der Stadt Zwickau kann die Stadt das Ehrenbürgerrecht, die Stephan-Roth-Bürgermedaille oder die Martin-Römer-Ehrenmedaille verleihen. Letztere kann u.a. an Personen verliehen werden, die sich durch ihr Wirken und Eintreten für das Wohl oder Ansehen von Stadt und Bürgerschaft besondere Verdienste erworben haben.
Die Martin-Römer-Ehrenmedaille erhielten laut Beschluss des Stadtrates vom 15. Dezember 2022 in diesem Jahr drei Persönlichkeiten:
Der verdienstvolle Zwickauer Automobilhistoriker: Prof. Dr. Peter Kirchberg
Prof. Dr. Peter Kirchberg ist seit mehr als sechs Jahrzehnten eng mit dem Automobilbau Zwickaus und der Region verbunden. 1964 promovierte er mit einer Arbeit über die Auto Union an der Hochschule für Verkehrswesen, Institut für Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte in Dresden. Viele der Werke, die er bis heute verfasste oder an denen er maßgeblich mitwirkte, geben nicht nur interessante Einblicke in den südwestsächsischen Fahrzeugbau. Mit diesen Büchern wird die Geschichte des Zwickauer Automobilbaus und der Automobilbauer dauerhaft erhalten. Exemplarisch sei auf „Plaste, Blech und Planwirtschaft“, „Horch – Prestige und Perfektion“ oder „Horch - Audi - DKW - IFA: 80 Jahre Geschichte der Autos aus Zwickau“ hingewiesen. Besondere Verdienste erwarb sich Prof. Dr. Kirchberg um das August Horch Museum. Seit Anfang der 1990er Jahre war er Berater der Audi AG Ingolstadt und wirkte als wichtiger Mittler, der stets die Bedeutung eines Museums in Zwickau – an den Wurzeln Audis – betonte. Bei der Konzeption des August Horch Museums gehörte er zu den maßgeblichen Akteuren, der inhaltlich entscheidende Impulse gab und Arbeiten leistete. Nach Fertigstellung des Museums war er weiterhin im Beirat des Museums und hat hier eine beratende Funktion übernommen. Er leitete und organisierte Fachvorträge und Kolloquien. Bis heute weist er auf die Bedeutung des August Horch Museums für die Stadt, die Region und die Audi AG hin.
Die engagierte Geschichtslehrerin Dorit Seichter
Sie gehört zu den außergewöhnlichen Lehrerinnen, die es vermögen, ihren Schülerinnen und Schülern geschichtliche Zusammenhänge auf lebendige Art und Weise nahezubringen und das Verständnis für Demokratie zu fördern. Als Lehrkraft des ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums und dann als Fachleiterin am Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) zeichnet sie sich seit vielen Jahren durch ein Engagement aus, das weit über das übliche Spektrum von Unterrichtsstunden und -vorbereitung hinausreicht. Beispielhaft zeigt sich dies an der mit Jugendlichen erarbeiteten App zur Wende, an Schülerbegegnungen oder an ihrem Buch: „Salo: Das bewegte Leben eines Juden aus Sachsen“. Besondere Erwähnung verdient das Projekt der „Stolpersteine“, das sie seit 2003 stets mit Schülerinnen und Schülern realisiert. Mit den „Stolpersteinen“ werden sichtbare Erinnerungszeichen für ehemalige, verfolgte jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gesetzt. Zugleich werden Kontakte zu deren Nachfahren gesucht und Zwickauer Stadtgeschichte aufgearbeitet. Mit der Vortrags- und Diskussionsreihe „Schule im Dialog“, die fest im Veranstaltungskalender des KKG etabliert ist, verfolgt sie das Ziel, verschiedene Positionen in der Demokratie darzustellen. Die jungen Leute erhalten unterschiedliche Sichtweisen und können dies diskutieren. Zu Gast waren zahlreiche namhafte Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Norbert Lammert, Wolfgang Schäuble, Sahra Wagenknecht – oder in Kürze – Michael Kretschmer. Dorit Seichter wurde 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2020 mit der Sächsischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet.
Die Legende des Zwickauer Fußballsports: Alois Glaubitz
(Verleihung zu einem späteren Zeitpunkt)
Er gehört zu den heute noch bekannten und beliebten Legenden des Zwickauer Fußballs. Mit mehr als 400 Oberligaspielen steht er im Ranking der Fußballer mit den meisten DDR-Oberligaeinsätzen auf Platz 2, wobei er seine Spiele ausschließlich für einen Verein bestritt! 1954 wechselte Alois Glaubitz zur BSG Motor Zwickau, zwischen 1956 und 1973 spielte er in der DDR-Oberliga. Der weithin anerkannte Abwehrspieler konnte mit seinem Team sowohl 1963 (3:0 gegen BSG Chemie Zeitz) als auch 1967 (3:0 gegen Hansa Rostock) den FDGB-Pokal gewinnen und in der je folgenden Saison am Europapokal, Cup der Pokalsieger, teilnehmen. Nach seiner Karriere als aktiver Fußballer fungierte er als Mannschaftsleiter. In dieser Funktion begleitete er den dritten Pokalsieg der Zwickauer im Jahr 1975 sowie den legendären Auftritt in der folgenden Europapokalsaison.