Das Sächsisch-Bayerische Städtenetz informiert:
Sofortige Weiterplanung der Elektrifizierung Nürnberg – Marktredwitz – Schirnding sowie baldige Bestellung von Neigetechnik-Hybridfahrzeugen gefordert
Seit über einem Jahr stehen die Ergebnisse der Vorplanungen für die Elektrifizierung des Streckenabschnitts Nürnberg – Marktredwitz fest. Doch seither stockt die Planung, weil die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens durch Planungsanpassungen hergestellt werden muss.
Die Oberbürgermeister des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes drängen in ihrer heutigen Sitzung in Hof auf die rasche Weiterplanung. „Neben Kosteneinsparungen ist es der gestiegene Nutzen, der bei der Wirtschaftlichkeit weiterhilft. Mit einem fundierten Fachgutachten konnten wir bereits der alten Bundesregierung aufzeigen, dass aktuelle Entwicklungen in Deutschland und Europa die Bedeutung dieser Bahnstrecke überdurchschnittlich erhöhen“, erinnert Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla. Das betrifft vor allem Branchen, die zunehmend auf CO2-reduzierte Gütertransporte angewiesen sind wie die Automobil- oder Chemieindustrie.
„VW Sachsen transportiert auf der Bahn kein Elektroauto aus Zwickau nach Süden – mangels leistungsfähiger Transportangebote“, ergänzt die Zwickauer Oberbürgermeisterin Constance Arndt. „Wir brauchen dringend den elektrischen Lückenschluss nach Nürnberg, um die Industrieregion Südwestsachsen auf direktem Weg mit Bayern, Baden-Württemberg, der Schweiz und Südwesteuropa zu verbinden“, argumentiert der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze. Kräftigen Rückenwind erfährt die Franken-Sachsen-Magistrale durch den Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Bundesregierung, wo sie „zu den acht vordringlichsten Ausbaustrecken in Deutschland gezählt“ wird, wie Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner bemerkt.
Referenzregion für modernsten Schienenverkehr
Dringenden Handlungsbedarf sehen die Oberbürgermeister auch beim Personenverkehr. In Nordost- und Ostbayern droht eine großflächige massive Verschlechterung, wenn der Expressverkehr nicht mehr mit Neigetechnik fährt. Die jetzigen Dieseltriebwagen werden spätestens 2032 außer Dienst gestellt. „Dann benötigen wir ein elektrisches Neigetechnik-Hybridfahrzeug, welches seinen Strom vom Fahrdraht und aus Batterien bezieht“, so Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger.
Weil die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale 2032 wohl noch nicht fertig gestellt sein wird und andere Strecken wie die Oberfranken-Achse vorerst ohne Fahrdraht verbleiben, ist ein Neigetechnik-Hybridfahrzeug die langfristige Lösung für die kurvenreichen Mittelgebirgsstrecken. Die Industrie steht bereits seit 2018 für die Entwicklung bereit, es fehlt allein die Bestellung durch den Freistaat Bayern. „Diese muss bald erfolgen. Sonst bleibt für die Entwicklung und Erprobung nicht genügend Zeit“, warnt Oberbürgermeister Oliver Weigel aus Marktredwitz.
Die Oberbürgermeister sind in diesem Punkt besonders sensibilisiert. Der für die Franken-Sachsen-Magistrale neu entwickelte ICE TD wurde 2001 mit mehreren Jahren Verspätung aufs Gleis gestellt – mit reichlich Kinderkrankheiten. „Damit sich dies nicht wiederholt, appellieren wir an den Freistaat Bayern, rechtzeitig Neigetechnik-Hybridfahrzeuge zu bestellen. Dann kann Nordostbayern wieder zur Referenzregion für modernsten Schienenverkehr auf Nebenhauptstrecken avancieren, was mit der Einführung der Neigetechnik 1992 bereits einmal galt. Wir sind bereit, sofort mit dem Freistaat Bayern dieses Zukunftskonzept für den Bahnverkehr zu konkretisieren“, betonen die oberfränkischen OBs Eva Döhla, Thomas Ebersberger und Oliver Weigel.