Der Sprach- und Kulturmittlerdienst informiert:
Schule bildet. Hier wird nicht nur Wissen gelehrt und gelernt, auch Werte und soziale Kompetenz werden vermittelt - wichtige Voraussetzungen fürs spätere Leben, die Ausübung eines Berufes und zur Teilhabe an der Gemeinschaft.
Schule steht auch für Vielfalt, die heute vor allem auf Schulhöfen und in Klassenzimmern zum selbstverständlichen Alltag geworden ist. Multikulturelle Klassen bereichern den Schulalltag, begünstigen u. a. sprachliches und soziales Lernen und schaffen Verständnis im Miteinander.
Doch sie zeigen auch Grenzen auf, Situationen, in denen Eltern, Schulkinder und Fachkräfte gleichermaßen zusätzlichen Herausforderungen gegenüberstehen. Gründe hierfür können Missverständnisse aufgrund von Sprachbarrieren sein, die mögliches Fehlverhalten nach sich ziehen (z. B. bei Terminen/Fristen oder Regularien). Auch das Festhalten an herkunftsbedingten Traditionen kann zu Missverständnissen führen. Beispielhaft seien im Ramadan fastende Schulkinder genannt, die – je nach familiärer Herangehensweise an den Fastenmonat - im Unterricht möglicherweise unkonzentriert und nicht leistungsfähig sind oder schlimmstenfalls kollabieren. Ein weiteres Beispiel sind Eltern, die eine Teilnahme ihres Kindes am Sport- und Schwimmunterricht ablehnen, da ein Kontakt zwischen beiden Geschlechtern, vor allem ab der Pubertät, in diesem gemischtgeschlechtlichen (bekleidungsarmen) Unterricht nicht immer erwünscht ist.
Was tun in derartigen Situationen?
Darauf gibt’s jetzt Antworten, bzw. Angebote und Anregungen im Umgang mit möglichen interkulturellen Missverständnissen. Der Sprach- und Kulturmittlerdienst der Stadt Zwickau hat sich im Jahr 2021 aufgrund konkreter Anregungen aus dem Fachkräftebereich dieser Problematik angenommen, Fallbeispiele recherchiert und mögliche Lösungsansätze zusammengestellt. Entstanden ist eine handliche 36-seitige Broschüre mit theoretischen und praktischen Betrachtungen und verschiedenen Herangehensweisen.
Die Broschüre widmet sich u. a. ausgewählten möglichen Problemfeldern, die sich in einem multikulturellen Klassen- und Elternverband ergeben können. Um in Problemlagen für beide Seiten vertretbare Lösungen finden zu können, ist vor allem die Kommunikation das A und das O, das „Miteinander-ins-Gespräch-kommen“ und nicht das „Übereinander-Reden“. Kulturmittlung funktioniert nur gemeinsam. Die beispielhaften Fragestellungen in der Broschüre sollen dabei helfen. Erörtert werden sollten u. a. die Bedürfnisse und Sichtweisen beider Seiten, bzw. die rechtliche Gebundenheit der Schule, die Darstellung des Problems und die eigene Erwartungshaltung bzw. Kompromissbereitschaft. Kommunikation kann Verständnis schaffen und sich als erster Impuls positiv auf eine Konfliktsituation auswirken bzw. diese entschärfen. Jeder Fragestellung sind Lösungsansätze und – problemspezifische – weiterführende informative Links beigefügt.
Die Broschüre richtet sich an Lehrende an Grund-, Ober-, Förder- und weiterführenden Schulen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen und Eltern mit schulpflichtigen Kindern und soll in möglichen Konflikt- und Problemlagen helfen.
Gedruckt wurde das Heft in einer Auflagenhöhe von 500 Stück. Die Exemplare werden demnächst an die Lehrenden und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen an den unterschiedlichen Schulen in der Stadt und im Landkreis Zwickau verteilt. Weitere werden bei Interesse an Fachkräfte ausgereicht. Die Broschüre ist außerdem im Internet unter www.zwickau.de auf den Seiten der Gleichstellungs-, Ausländer-, Integrations- und Frauenbeauftragten abrufbar.
Eine Broschüre zum Thema „Kulturmittlung in der Kita“ ist in Planung.