Freiheit und Verantwortung – 500 Jahre Luther in Zwickau

veröffentlicht am: 01.04.2022

Das Kulturamt informiert:

Zwickau erinnert mit Veranstaltungsreigen im Mai an Lutherbesuch vor 500 Jahren

Das Wochenende vom 30. April/1. Mai 2022 wird ganz im Zeichen Martin Luthers stehen. Unter dem Titel „Freiheit und Verantwortung. 500 Jahre Luther in Zwickau“ haben der Evangelisch-Lutherische Kirchenbezirk Zwickau und die Stadt Zwickau ein gemeinsames Programm geplant. 

Auftakt ist ein Vortragsnachmittag im Bürgersaal des Rathauses. Eine kurze historische Einführung in das Thema erfolgt durch Dr. Michael Löffler (Leiter des Kulturamtes der Stadt Zwickau). Ab 14 Uhr referiert dort Matteo Rebeggiani (Beauftragter der Stadt Zwickau für das Kulturerbesiegel Stätten der Reformation) über Luthers Predigten in Zwickau. Im Anschluss gestaltet Dr. Lutz Mahnke (Leiter der Ratsschulbibliothek) eine szenische Lesung aus privaten Briefen des Reformators an seine Frau. Ab 17 Uhr geht es in verschiedenen Führungen auf den Spuren des Reformators durch die Zwickauer Altstadt.

Am darauffolgenden Sonntag (1. Mai) ist die ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) Prof. Dr. Margot Käßmann als Gastpredigerin für einen Festgottesdienst im Dom St. Marien zu Gast. Ab 10.30 Uhr predigt sie unter dem Titel „Freiheit und Verantwortung aus der Perspektive des Evangeliums.“ zu Galater 5,1. 

Am Nachmittag, um 17.30 Uhr, wird es im Dom musikalisch: Auf dem Programm steht das Musical „Mönsch Martin“. Mit der Musik von Ulrich Meier, Enrico Langer und Matthias Grummet sowie den Texten von Gisela Sachse wird die Geschichte rund um den Reformator modern, locker und familiengerecht erzählt. Das Stück zeigt den Mönch als Mensch und ist mit einer Länge von 75 Minuten für Klein und Groß gleichermaßen geeignet. 
Gottesdienst und Musical werden live auf der Homepage www.stadtkirchgemeinde.de zu sehen sein. 

Den ganzen Mai hindurch folgen weitere kleinere Veranstaltungen, wie ein passendes Familienprogramm in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum. Zudem wird es im Dom St. Marien an allen Sonntagen im Mai eine Gottesdienstreihe mit Gastpredigern geben, die sich im weitesten Sinne mit den Lehren des Reformators Luther beschäftigen.

Zwickaus Reformationsgeschichte

Hintergrund dieser Veranstaltungsreihe ist der Besuch Martin Luthers 1522, der sich Ende April/Anfang Mai zum 500. Mal jährt.
Zwickau war zur Reformationszeit eine der ersten Städte nach Wittenberg, in der sich die Reformation vollständig durchsetzen konnte. Der Rat der Stadt mit Bürgermeister Hermann Mühlpfort stand den Lehren Luthers und seinem reformatorischen Wirken sehr aufgeschlossen gegenüber. Mit Stephan Roth – dem späteren Stadtschreiber – der im Dunstkreis Luthers eine Zeit lang in Wittenberg wirkte und mit dem Reformator befreundet war, hatte man sogar einen direkten Kontakt zu ihm. 
Schließlich wurde auf Empfehlung Luthers die freie Predigerstelle an St. Marien mit Thomas Müntzer besetzt. Müntzer war seinerzeit glühender Anhänger und Schüler Luthers. 
Als er im Oktober 1520 schließlich das Predigeramt an St. Katharinen übernahm, fand er „unter seiner Kanzel“ eine sozial etwas anders strukturierte Gemeinde vor. Gegenüber der Marienkirchgemeinde war das Sozialgefüge ausgeglichener. Es wurde geprägt durch die gewerbliche Einförmigkeit der Tuchmacherei in kleinen Handwerksbetrieben mit Meister und durchschnittlich 1,6 Beschäftigten von Gesellen, Knappen, Kämmerinnen, Lehrlingen, Mägden und Lohnarbeitern – darunter eine größere Zahl Ortsfremder. Es dominierten die klein- und mittelbürgerlichen Schichten. Im Vergleich zur Marienkirchgemeinde fehlten jedoch die großen Vermögen. Die Spannungen in theologischen, kirchen- und schulpolitischen, aber auch sozialen Fragen wurden 1520/21 durch den erneuten Ausbruch der Pest als so genanntes „Strafgericht Gottes“ weiter vertieft. Als dann auch noch die Tuchmacher mit ihren sozialen Forderungen vom Rat schroff abgewiesen wurden, herrschte Aufruhrstimmung. In diesem Umfeld traf Müntzer auf die aus Tuchmachern und Knappen bestehende Laienbewegung der so genannten „Zwickauer Propheten“ – „Secta Storchitarum“ – um Nikolaus Storch. Thomas Müntzer lobte Storch als Kenner der Heiligen Schrift. In der Folge eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern Müntzers und Egranus (Pfarrer St. Marien). Sie erreichten 1521 ihren Höhepunkt, in deren Folge Müntzer schließlich im April 1521 entlassen wurde – der gewünschte Effekt, die Stadtgesellschaft wieder zu befrieden, erfüllte sich indes nicht.
Am Ende sah der Rat der Stadt keine andere Lösung mehr, als Martin Luther persönlich um Hilfe zu bitten. Der Reformator selbst rief zwischen dem 30. April und 2. Mai 1522 in vier Predigten die Bevölkerung zu Ruhe und Ordnung auf. Bereits 1521 wurde mit Nikolaus Hausmann der erste evangelische Pfarrer – ab 1529 erster evangelische Superintendent – eingesetzt, 1524 die erste Messe in Deutsch gelesen, ab 1525 alle Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten. Die Klöster wurden geschlossen, die Mönche der Stadt verwiesen. Die Reformation galt damit in der Stadt als beendet.

Voranmeldungen

Gottesdienst und Musical
Voranmeldung am 25./26. April 2022 je 16 bis 18 Uhr 
Unter Telefon: 0375 2717690
E-Mail: suptur.zwickauevlksde 
Gottesdienst und Musical werden live auf der Homepage www.stadtkirchgemeinde.de zu sehen sein. 

Festveranstaltung im Bürgersaal/Stadtführung
Stadt Zwickau/Kulturamt
E-Mail: kulturamtzwickaude 

KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum
Telefon: 0375 834510 oder
E-Mail: kunstsammlungenzwickaude

Kostümführung Dom St. Marien
E-Mail: dagmar.behnkenevlksde

Luther
„Freiheit und Verantwortung. 500 Jahre Luther in Zwickau“ am 30. April/1. Mai 2022