Rück- und Ausblick auf das kommunale Mobilitätsprojekt „Z-MOVE 2025“

veröffentlicht am: 11.12.2020

Die Baudezernat informiert:

Mit dem Projekt „Z-MOVE 2025“ - „Zwickauer Mobilitätsmanagement für berufsbedingte Verkehrsbewegungen 2025“ - beteiligt sich die Stadt Zwickau seit Juni 2020 am Wettbewerb „MobilitätsWerkStadt 2025“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Bei diesem geht es darum, nachhaltige, lokal passende Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Als eine von 50 Kommunen Deutschlands wurde das Projekt von einer Jury ausgewählt. 

Ziel des zunächst einjährigen Vorhabens ist, den berufsbedingten Verkehr umweltfreundlich und zukunftsweisend zu gestalten. Denn die Wege von, zur und während der Arbeit sind deutschlandweit für zwei Drittel der Gesamtverkehrsleistung von Erwerbstätigen verantwortlich. Das verursacht nicht selten eine Reihe von Problemen, mit denen der Verkehrsteilnehmer selbst, aber auch die Gesellschaft und Umwelt umzugehen haben. Z-Move ist dabei eng verzahnt mit weiteren aufeinander aufbauenden städtischen Aktivitäten im Themenfeld der Mobilität, wie beispielsweise dem Förderprojekt E-COM zum Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur oder der Erarbeitung eines städtischen Elektromobilitätskonzeptes.

In den letzten Monaten lag der Fokus des Projektes auf einer partizipativen, gemeinsamen Entwicklung des Mobilitätskonzeptes. Hierbei wurden das örtliche Verkehrssystem, dessen Angebote und Problemlagen sowie die Bedarfe der örtlichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer analysiert. Die Herausforderungen und Anforderungen in Bezug auf die Zwickauer Mobilität wurden zusammen mit Vertretern aus unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung, Mobilitätsdienstleistern und Wissenschaft aufgearbeitet, um darauf aufbauend eine Mobilitätsbefragung zu entwickeln.

Diese fand zwischen 5. und 16. Oktober statt und richtete sich vor allem an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Im Mittelpunkt der Befragung standen beispielsweise Fragen zur individuellen Mobilität zwischen dem Wohnort und dem Arbeitsplatz der Erwerbstätigen, deren Nutzungsverhalten bezüglich des ÖPNV und anderen klimafreundlichen Mobilitätsalternativen und die Frage, wo sich die Zwickauerinnen und Zwickauer konkrete Verbesserungen vorstellen könnten. Insgesamt beteiligten sich fast 900 Teilnehmende aller Altersschichten.

Im weiteren Prozess wird die für das Projekt zuständige Mitarbeiterin Maxi Pohlschmidt (Stabsstelle im Dezernat Bauen) gemeinsam mit dem entstandenen Netzwerk aus Verwaltung, Dienstleistern und Wissenschaft zielgerichtete Schlüsse aus den Ergebnissen der Mobilitätsbefragung ziehen. Während einige Ergebnisse in andere Bereiche der städtischen Arbeit (Umweltbüro, Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, Stadtentwicklung, etc.) einfließen können, sollen ausgewählte Punkte auch in einer anschließenden zweiten Projektphase umgesetzt werden. Grundlage dazu bildet eine inhaltliche Projektskizze, die Ende November beim verantwortlichen Bundesministerium für Bildung und Forschung eingereicht wurde. Knapp ein Drittel der in Projektphase 1 der Ausschreibung geförderten Vorhaben erhalten nach positiver Beurteilung die Gelegenheit, in einer dreijährigen anschließenden Phase 2 zusammen mit wissenschaftlicher Beteiligung ihre Ziele gefördert ab Juni 2021 umzusetzen. 

Zentraler Baustein der möglichen Anschlussphase soll eine – auch von vielen in der Befragung gewünschte – lokale, digitale Mobilitätsplattform zur umwelt- und vor allem nutzerfreundlicheren Gestaltung der Arbeitswege in Zwickau sein. Hierbei wird die Stadt bei der Entwicklungsarbeit von der Westsächsischen Hochschule Zwickau unterstützt. Um im Erfolgsfall nicht nur eine passgenaue Einzellösung entwickelt zu haben, möchte die Stadt Zwickau im Projektprozess auch mit der Stadt Gera zusammenarbeiten, damit allgemeine, städteübergreifende Bedarfe in die Erstellung der Plattform frühzeitig berücksichtigt werden können. Es ist zudem angedacht, auch die späteren Anwender der Plattform – also die Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer – weiter einzubinden. 

Im 1. Quartal des kommenden Jahres werden im Rahmen eines Pressegesprächs die Inhalte der Partnerschaft mit der Stadt Gera vorgestellt und auch die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung im Detail präsentiert. Wesentliche Befragungsergebnisse sind:

Aussage 1: Innerstädtisches Pendlerverhalten nicht losgelöst von umliegenden Regionen zu betrachten

Bei der Aufschlüsselung der Wohn- und Arbeitsortdaten auf Stadtteilebene bestätigte die Befragung deutlich, dass Wohn- und Arbeitsorte selten im selben Stadtteil liegen. Das hat jeden Tag Auswirkungen auf den innerstädtischen Verkehr. Die in der Karte (Abbildung 1: Innerstädtisches Pendlersaldo) dargestellten Verflechtungen verdeutlichen dies. Vor allem die Stadtteile Marienthal Ost und West, Pölbitz, Mosel sowie Oberplanitz und die Innenstadt wurden als häufiger Wohn- oder Arbeitsort benannt – mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen als Folge. Zugleich drückt die Karte aus, dass es in Zwickau deutlich erkennbare Wohn- und Arbeitsstadtteile gibt. Während Mosel durch die Volkswagen Sachsen GmbH einen hohen Einpendlersaldo aufweist, sind beispielsweise Oberplanitz oder Weißenborn eher typische Wohnstadtteile mit einem hohen Auspendlerüberschuss. Die dargestellten Verflechtungen zeigen, dass viele Einwohner die Stadt vom Süden in den Norden für die Arbeit durchqueren müssen.

Die Befragung belegte zudem, dass Zwickau eine Stadt mit Einpendlerüberschuss ist, d.h. mehr Menschen fahren nach Zwickau, um zu arbeiten, als Menschen Zwickau täglich für ihre Arbeit verlassen. Je nach zugrunde gelegten Zahlen waren fast ein Drittel der Teilnehmenden sogenannte „Einpendler“, die außerhalb Zwickaus wohnen. Aber auch jeder fünfte Teilnehmer arbeitet außerhalb der Stadt.

Fazit:

Für passgenaue Lösungen hinsichtlich der Optimierung des innerstädtischen Berufsverkehrs müssen die innerstädtischen Mobilitätsbeziehungen gekannt und zielgerichtete Schlussfolgerungen gezogen werden. Die in Phase 2 von Z-MOVE 2025 zu realisierende, digitale Mobilitätsplattform greift diese Analyse auf, nutzergerechte Angebote zu entwickeln und Folgerungen für eine mobilitätsfreundliche Planung entstehen zu lassen. Darüber hinaus soll innerhalb des Projekts mit dem Landkreis zusammengearbeitet werden, da die Mobilität nicht an der Stadtgrenze aufhört. 

Aussage 2: Gute Erreichbarkeit und kurze Arbeitswege – aber nicht für alle Verkehrsmittel

Die Befragten äußerten sich überdurchschnittlich positiv, wenn es darum geht, wie schnell ihre Arbeitsstätte erreichbar ist (Abbildung 2: Arbeitswegdauer). Fast 80 % aller Teilnehmer erreichen ihren jeweiligen Arbeitsort innerhalb von einer halben Stunde, weniger als 10 % benötigen länger als eine Dreiviertelstunde – ein im bundesweiten Vergleich ausgesprochen guter Wert (hier erreicht nur jeder Zweite seinen Arbeitsort innerhalb von 30 Minuten, Quelle: Statista). Dementsprechend zufrieden sind die Zwickauerinnen und Zwickauer auch mit der Erreichbarkeit ihrer Arbeitsstätte (Abbildung 3: Erreichbarkeit). Einzuschränken ist, dass sich diese Aussage vorwiegend auf die Nutzung eines PKW bezieht. Diese Tatsache ist mit der häufigen Nutzung des PKW als Mittel zur Bewältigung des Arbeitswegs verknüpft (66% der Teilnehmer sagen, sie nutzen häufig bis immer das Auto - ohne Mitfahrer). Deutlich seltener gelangen die Befragten mit Angeboten des Umweltverbundes zur Arbeit (zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV) – ein Grund dafür könnte die als schlechter wahrgenommene Erreichbarkeit des Zielortes mit diesen Angeboten sein. Zugleich sind die Teilnehmer deutlich zufriedener mit der PKW-Infrastruktur in ihrem Wohnumfeld als mit der Infrastruktur des Umweltverbundes (Abbildung 4: Zufriedenheit Infrastruktur). Relativierend muss man beachten, dass die Bewertung auch von Teilnehmern gemacht wurde, die nach Ihren Aussagen noch nie eines der Angebote des Umweltverbundes wahrgenommen haben.

Fazit:

Z-Move möchte insbesondere in der Phase 2 mit seinem Ansatz die nachhaltigen Mobilitätsoptionen der Stadt fördern und den Umweltverbund stärken. Zusammen mit den Mobilitätsdienstleistern der Stadt und der Stadtverwaltung sollen Maßnahmen entwickelt werden, damit mehr Menschen umweltbewusster, aber auch zeitsparender zur Arbeit gelangen. Die Mobilitätsplattform soll ihren Beitrag dazu leisten – auch mit der Bewerbung des ÖPNV (30% der Befragten haben nach Auswertung der Daten damit bisher noch keine Erfahrungen gemacht).

Aussage 3: Dem Wunsch nach mehr Elektromobilität mit besseren Rahmenbedingungen entsprechen

Die Befragung verdeutlichte, dass über die Hälfte der Befragten in der Elektromobilität eine spannende Technologie sehen, die einen Beitrag zur Reduzierung der verkehrsbedingten Klimabelastung leisten kann. Viele Teilnehmer können sich vorstellen, ihren Weg in Zukunft vermehrt mit dem E-Auto zu absolvieren. Dies verdeutlicht auch die genannte Anzahl an Wunschstandorten für zukünftige Ladepunkte. Dennoch herrscht in weiten Teilen des Teilnehmerspektrums auch noch Skepsis bezüglich der Ladeinfrastruktur sowie des Ladevorgangs, den Anschaffungskosten sowie der Reichweite. Das kann aber darin begründet sein, dass fast zwei Drittel der Befragten noch nie mit Elektromobilität in Berührung gekommen sind (Abbildung 5: Persönliche Erfahrungen).

Fazit:

Z-MOVE 2025, als ein Baustein der Bestrebungen der Stadt Zwickau im Bereich nachhaltige Mobilität, ist bestrebt, eng mit dem Förderprojekt E-COM zusammenzuarbeiten und auch Erkenntnisse anderer Konzepte (Elektromobilitätskonzept etc.) aufzugreifen. Mit dem Projekt E-COM übernimmt die Stadt Zwickau eine Vorreiterrolle im Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur. Mit ihm sollen bis 2022 rund 108 neue Ladepunkte in Zwickau geschaffen werden. Die Ergebnisse der Befragung (Wunschorte für Ladepunkte) fließen unter anderem in die Standortsuche mit ein. Durch die vielfältigen Aktivitäten der Stadt kann die Alltagstauglichkeit und Praktikabilität der Elektromobilität verbessert werden und Zwickau zum Zentrum moderner Mobilität werden lassen.