Nachdem das Robert-Schumann-Haus Zwickau seit Anfang Mai seine Pforten für Museumsbesucher aus Nah und Fern wieder geöffnet hat, wird nun der Konzertbetrieb wieder aufgenommen. Allerdings wird die Zahl der Sitzplätze reduziert. Karten sind nur im Vorverkauf erhältlich. Erster Gast nach der Pause wird am Sonntag, 12. Juli 2020 um 17 Uhr der junge Pianist Uiin Cheon mit Werken von Robert Schumann, Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin und Alexander Skrjabin sein. Das Konzert bildet gleichzeitig die Eröffnungsveranstaltung zur neuen Sonderausstellung „Die Schumanns und die Technik“, die anlässlich des Jahres der Industriekultur vom 12. Juli bis 4. Oktober 2020 zu sehen ist.
Klavierrezital mit Uiin Cheon
Cheon erhielt 2019 im Rahmen des Auswahlvorspiels an der Musikhochschule Leipzig ein Stipendium der Elfrun-Gabriel-Stiftung. Diese hat sich im Andenken an die 2010 gestorbene Pianistin die Förderung des pianistischen Nachwuchses als Ziel gesetzt. Seit 2011 kooperiert die Stiftung mit dem Robert-Schumann-Haus, wodurch schon zahlreiche Nachwuchspianisten hier erste Auftritte hatten. Cheon studierte an der Universität der Künste Berlin, an der Accademia in Imola und seit 2018 an der Musikhochschule Leipzig. Er ist Preisträger verschiedener internationaler Wettbewerbe und konzertiert in Europa, Asien und Amerika.
Als „Arabeske“ bezeichnet man in der Kunst eine phantasievoll gestaltete, sich stark verzweigende Pflanzenranke mit Blüten und Blättern. Diesen Titel wählte Robert Schumann für sein 1838 komponiertes Opus 18 recht treffend, denn in diesem Werk „verschlingt sich Alles auf eigene Weise durcheinander“, wie Schumann an seine Braut Clara selbst schrieb. Auch wenn er sie selbst später als „schwächlich und für Damen“ bezeichnete, so ist sie, im Zusammenklang mit dem Blumenstück op. 19 und den weiteren ebenfalls in Wien entstandenen Klavierwerken, heutzutage aus dem Pianistenrepertoire nicht mehr wegzudenken.
Das gleiche trifft auf die Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 Ludwig van Beethovens zu, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Besser bekannt unter dem Namen „Appassionata“ gehört sie zu den am häufigsten gespielten Sonaten des Bonner Komponisten. Wie bei den meisten seiner Werke erhielt die Sonate den Namen nicht von Beethoven selbst. Es war der Einfall des Verlegers Cranz in Hamburg, als er 1839 eine vierhändige Ausgabe herausgab. Offenbar beschrieb er mit dieser eigentlich musikalischen Vortragsbezeichnung „leidenschaftlich“ den Charakter so treffend, dass Musikliebhaber unter „die Appassionata“ bis heute die 1805 komponierte 23. Klaviersonate Beethovens verstehen. Die junge Clara Wieck war es, die bei ihren Konzerten in Wien 1837/38 diese Sonate erstmals öffentlich in einem Konzert vortrug und dafür vom Dichter Grillparzer in einem Gedicht besungen wurde.
„So fängt nur Chopin an und so schließt nur er: mit Dissonanzen durch Dissonanzen in Dissonanzen.“, befand Robert Schumann 1840 in seiner Rezension zur Sonate Nr. 2 b-Moll op. 35 von Frédéric Chopin, einer Charakterisierung, die nicht treffender sein könnte. Der wahrscheinlich bekannteste Trauermarsch der Musikgeschichte entstammt dieser Sonate Chopins. Das Konzert schließt mit der Fantasie op. 28 von Alexander Skrjabin, einem Werk aus dem Jahr 1900, das programmatisch die Pforte zum neuen Jahrhundert öffnet.
Wichtig: Aufgrund der geltenden Hygienebestimmungen wird es nur ein eingeschränktes Platzangebot geben. Karten zum Preis von 5 Euro (ermäßigt 3 Euro) sind nur und ausschließlich im Vorverkauf an der Museumskasse zu erwerben. Eine Abendkasse wird es nicht geben. Eine telefonische Vorbestellung ist jedoch möglich.
Schumann und die Technik
Die Zeit Robert und Clara Schumanns war eine Zeit der großen technischen Neuerfindungen. Sie prägten das alltägliche Leben des Künstlerpaars, viele der Erfindungen wurden von den beiden Musikern mit großer Neugier bewundert, von Photographie, Gasbeleuchtung, Eisenbahn, Dampfmaschine, Magnetismus, Telegraphie, Laterna magica bis zum Phonographen. Robert Schumann hatte in seiner Zwickauer Jugend enge Beziehungen zur Devrientschen Chemiefabrik, wo beispielsweise das „Zwickauer Grün“ erfunden wurde. Der Vater von Clara Schumanns engster Freundin Emilie, Friedrich List, war der Pionier des sächsischen Eisenbahnbaus. Richard Pohl, der ab 1850 als Librettist für Robert Schumann arbeitete, legte im selben Jahr seine Doktorarbeit zum Thema Dampfgeschütze vor. Auch der Photograph Julius Allgeyer war ein enger Freund der Familie Schumann. Ab 1889 war Clara Schumanns ans Frankfurter Telefonnetz angeschlossen. Ihr Chemikerfreund Dr. Richard Fellinger war Leiter der Wiener Geschäftsstelle von Siemens & Halske. Freundschaftliche Beziehungen unterhielt Clara Schumann auch zu Dr. Carl von Linde, dem Erfinder des Kühlschranks. Die Ausstellung zeigt Dokumente dieser Beziehungen und frühe Exemplare der technischen Anwendungen.