Das Kulturamt informiert:
Sonderausstellung vom 7. März bis 14. Juni 2020
Schachtanlagen, Fabriken und Bergbaulandschaften – den Prozess der sächsischen Industrialisierung und den schweren Arbeitsalltag der Menschen begleiteten zahlreiche Künstler mit Stift und Pinsel. Im Jahr der Industriekultur widmen sich die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum in der Sonderausstellung INDUSTRIE IN BILDERN den historischen Industrieansichten und -darstellungen der Region sowohl auf Leinwand als auch auf Papier. So sind rund 60 Ansichten zu sehen, die jene rasante wirtschaftliche Entwicklung wie auch die damit verbundenen extremen Veränderungen in der Landschaft – mit rauchenden Schornsteinen, Fördertürmen und Halden – vom frühen 19. bis ins späte 20. Jahrhundert hinein, eindrucksvoll belegen. Ausgestellt sind u.a. Werke von Johannes Dinter, Albert Schwarz, Edgar Klier, Karl-Heinz Jakob und Max Pechstein.
Auch die 60-teilige Holzschnittfolge von bergmännischen Darstellungen Heinz Fleischers, die Ende der 1940-er entstanden ist, zeigt die Zwickauer Industrie- und Bergbaugeschichte des früheren „Rußzwicke“, die tatsächlich der Vergangenheit angehört und heute vielleicht nur noch in der begrünten Haldenlandschaft und wenigen Denkmalen zu erahnen ist. Ergänzt wird die Schau mit 40 unterschiedlichen Mineralien aus der Privatsammlung des Zwickauers Lutz Zenner und mit 10 Zeichnungen, die der Sammler von seinen schönsten Mineralien, wie etwa große glänzende Quarzkristalle und farbenprächtige Kristallstufen, selbst anfertigte.
Der Silber- und Erzbergbau im nahen Erzgebirge erlangte ab Mitte des 15. Jahrhunderts eine große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Zwickau und des Landes. Die Region zwischen Freiberg und Annaberg-Buchholz gehörte zu den am dichtesten vom Bergbau und der Industrie geprägten Siedlungsgebieten in Europa. Den Prozess der sächsischen Industrialisierung und den schweren Arbeitsalltag der Menschen begleiteten zahlreiche Künstler mit Stift und Pinsel. Sie wurden zu Zeitzeugen dieser historischen Entwicklung und der damit verbundenen Veränderungen von Natur und Gesellschaft.
Die sächsische Industrialisierung ist untrennbar mit dem Abbau der Steinkohle im Zwickau-Oelsnitzer Revier verbunden. Die Nutzung der Steinkohle ist schon im Jahr 1348 nachweisbar. Jahrhundertelang bauten die Kohlebauern im Winter unter ihren Feldern die relativ tagesnah liegende Steinkohle ab. Seit den 1830er-Jahren wurde der Steinkohlenabbau zunehmend industriell betrieben, befördert durch den Siegeszug der Dampfmaschine und die Entwicklung des Eisenbahnwesens.
Für die Überwindung der begrenzten Fördermengen in den historisch kleinen privaten Schachtanlagen war die Konzentration von Kapital zum Aufbau leistungsstarker Bergbaubetriebe eine entscheidende Voraussetzung für die weitere ökonomische und strukturelle Entwicklung der Stadt Zwickau und darüber hinaus. Im großen Umfang folgten den Bergbauunternehmen Betriebe der verarbeitenden Industrie wie Hüttenwerke, Kokereien, Betriebe zur Versorgung des Bergbaus, Betriebe des Maschinenbaus, der Textil-, Porzellan- und Keramikindustrie und des Automobilbaus. Das führte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl in Zwickau bis zu fast 140.000 Menschen. Das Bild der Region bestimmten nun die Schacht- und Kokerei-Anlagen, die Fördertürme und Halden sowie zahlreiche Fabriken mit ihren rauchenden Schornsteinen.
Die Eröffnung der Sonderausstellung findet am Freitag, dem 6. März um 18 Uhr statt. Ergänzend zur Ausstellung bieten die KUNSTSAMMLUNGEN ein Begleitprogramm an, zu dem unter anderem thematische Rundgänge oder Mal- und Zeichenangebote gehören.