Das Kulturamt informiert:
Vor fünf Jahren, am 14. September 2014, wurde die Stadtbibliothek Zwickau im historischen Kornhaus feierlich eingeweiht. Mit der Eröffnung endete die Sanierung und letztlich Rettung eines national bedeutsamen Denkmals. Die Bücherei erfreut sich seither großer Beliebtheit bei kleinen und großen Bücherwürmern.
Mit dem Umzug der Stadtbibliothek Zwickau ins Kornhaus begann für die Einrichtung eine neue Ära: modern, barrierefrei, bestens zu erreichen und mit viel Komfort sowie technischen Raffinessen ausgestattet. Durch das reichhaltige Platzangebot auf dreieinhalb Etagen wird seither der gesamte Bestand an Büchern und anderen Medien für alle Altersgruppen an einem Standort angeboten.
Seit der Wiedereröffnung konnten bisher jedes Jahr rund 120.000 Besucher und ca. 475.000 Entleihungen gezählt werden. Die Entleihungen der Medien steigen stetig an. „Noch immer haben wir einen enormen Zulauf sowohl von regionalen als auch überregionalen Besuchern“, so Frank Körner, Leiter der Stadtbibliothek Zwickau. Seit 2014 meldeten sich rund 1000 Benutzer neu an, die Zahl der aktiven Nutzer stieg auf über 7000. Zur Attraktivität der Einrichtung trägt auch bei, dass sich in den Regalen eben nicht nur ältere Medien befinden. Viele Bücher können sogar zeitgleich mit dem Markterscheinen für die Nutzer bereitgestellt werden. Auch auf Wünsche kann zu fast 100 Prozent eigegangen werden. Pro Jahr werden bis zu 10.000 Neuerwerbungen bestellt, katalogisiert, systematisiert, buchbinderisch bearbeitet und mit Etiketten, die das automatische Erfassen und Identifizieren ermöglichen, versehen.
Ganz verschieden, aber immer spannend waren die Veranstaltungen der vergangenen Jahre. Ob spannendes Kinderbuch, Zirkusschauspiel, Lesung oder abenteuerlicher Reisebericht: sowohl für kleine als auch große Bücherwürmer dürfte immer etwas dabei gewesen sein. Zum vielfältigen Angebot der Kinderbibliothek gehören die Vorlesestunden in der Bibliothek, in Kindergärten und Grundschulen sowie Bilderbuchkino und Kamishibai-Theater. Die Vorlesestunden für Kinder durch Ehrenamtliche haben sich schnell zu einem gut angenommenen Angebot entwickelt.
Zur Geschichte von Stadtbibliothek und Kornhaus
Die Wurzeln der Stadtbibliothek reichen über 95 Jahre zurück: Am 2. Januar 1923 wurde in einem Festakt in den Räumen der Ratsschulbibliothek im Städtischen Museum die erste Volksbücherei in Zwickau aus der Taufe gehoben. Sie sollte „zur geistigen Ertüchtigung der Bürger in unserer Stadt" beitragen. Es gab nun zwei Bibliotheken: die Ratsschulbibliothek mit Spezialsammelgebieten als wissenschaftliche Bibliothek und die Volksbücherei als allgemeine Bildungsbibliothek. 16 Jahre später wurde die Stadtbücherei in den „Greif“, dem inzwischen abgerissenen Haus am Dr.-Friedrichs-Ring 19, verlegt. Es entstanden Stadtteilbibliotheken, später wurde die Kinderbibliothek ausgegliedert. 2011 verließ die Stadtbibliothek ihr jahrzehntelang genutztes Domizil am Dr.-Friedrichs-Ring und zog in ein Ausweichquartier. Das bisherige Gebäude war sanierungsbedürftig und bot längst keinen angemessenen Rahmen mehr für eine Bücherei. Dauerhaft sollte die Stadtbibliothek im Kornhaus ihren Platz finden. Bis dieses einzugsbereit war, diente das Gebäude Pölbitzer Straße 25a als Übergangslösung.
Das Kornhaus wurde 1481 als Kornspeicher und Teil der Befestigungsanlage erbaut und ist der größte mittelalterliche Kornhausbau Sachsens. Aufgrund der Mehrgeschossigkeit und der Konstruktion des Dachstuhls gilt es als national bedeutsames Denkmal. 1835/36 erfolgte der Umbau zum Gefängnis als Teil der Haftanstalt des benachbarten Schlosses Osterstein. Nach der Schließung der „Strafvollzuganstalt“ im Jahr 1962 wurde es als Lager sowie für Büros und Werkstätten genutzt. Ab Beginn der 1990er Jahre stand es leer und war zunehmend dem Verfall unter verschiedenen, meistens privaten Eigentümern, preisgegeben. 2009 schien der Abriss des Denkmals aufgrund der akuten Einsturzgefährdung nahezu unumgänglich.
Lösungen von Ingenieuren und der Einsatz des Denkmalschutzes schufen schließlich die Grundlage für die Rettung des Kornhauses. Ein entscheidender Schritt für den dauerhaften Erhalt war dann der Kauf des Gebäudes durch die Stadt Zwickau im Jahr 2009. Im gleichen Jahr wurde mit der Notsicherung begonnen. Ab 2012 folgten insbesondere die Wiederherstellung des Dachtragwerks, der Neuaufbau des östlichen Giebels und die Dacheindeckung. Nach dem Richtfest im September 2013 schlossen sich die Fassadensanierung, der Einbau der Fenster, der Neubau der „Tuchmacherbastei“ oder der Innenausbau an.
Die Kosten für die Notsicherung, die Sanierung und den Umbau betrugen 6.965.000 Euro, rund 4,3 Mio. Euro davon waren Fördermittel. Unterstützt wurde Zwickau vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie vom Bund und vom Freistaat Sachsen über das Programm „städtebaulicher Denkmalschutz“. Aus Haushaltmitteln finanziert wurde die Ausstattung der Stadtbibliothek, die etwa 900.000 Euro kostete.