Das Kulturamt informiert:
„Freundschaftsalbum“ des Schönfelser Adligen Loth von Weißenbach/Weißbach (ca. 1580-1623)
Die noch heute gepflegte Tradition, sich der gegenseitigen Freundschaft zu versichern und dieser Verbindung in Form von Sinnsprüchen, Literaturzitaten oder Zeichnungen schriftlich Ausdruck zu verleihen, hat ihren Ursprung an den protestantischen Universitäten des 16. Jahrhunderts. Stammbücher, später auch als Poesie- oder Freundschaftsalben bezeichnet, von Studenten und Professoren des 16. bis 18. Jahrhunderts sind daher wichtige Zeugnisse der europäischen Gelehrtenkultur und eine zentrale Quelle für die Erforschung von Personennetzwerken in der Frühen Neuzeit. Zugleich sind sie für internationale Kunstsammler begehrte Objekte, wenn sie Einträge von prominenten Zeitgenossen enthalten oder mit Miniaturmalereien und Ziereinbänden künstlerisch aufwändig ausgestattet wurden.
Das künstlerisch wertvolle Stammbuch eines adligen Studenten aus der Zwickauer Region vom Beginn des 17. Jahrhunderts konnte die Ratsschulbibliothek Zwickau im Mai 2019 im internationalen Antiquaratshandel erwerben. Sein erster Besitzer, Loth von Weißenbach, entstammte dem sächsisch-thüringischen Adelsgeschlecht von Weißenbach/Weißbach, das seinen Sitz seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auf Burg Schönfels bei Zwickau hatte. Loth wurde als Sohn Hans Wilhelm von Weißenbachs um 1580 in Neuschönfels geboren. Er besuchte zunächst die Zwickauer Lateinschule und studierte ab 1600 in Jena. 1602 setzte er seine Studien in Wittenberg fort, von 1606 bis 1611 hielt er sich – ebenfalls zu Studienzwecken – in Straßburg auf. Als Assessor (Jurist) vertrat er ab 1613 den obersächsischen Reichskreis am Reichskammergericht in Speyer.
Das von Loth von Weißenbach um 1600 angelegte Stammbuch im Format 10,5 x 13,5 cm enthält auf ca. 250 Seiten rund 180 Einträge von Kommilitonen und Professoren aus seiner Studentenzeit. Über 80 der in Deutsch, Lateinisch und Französisch verfassten Einträge sind mit kolorierten Wappenzeichnungen oder filigraner Miniaturmalerei versehen. Die Miniaturen der Straßburger Einträge dürften aufgrund ihrer Güte von Mitgliedern der bekannten Wappenmalerfamilie Brentel geschaffen worden sein.
Größtenteils handelt es sich bei den Eintragenden um Vertreter angesehener Adelsfamilien aus dem gesamten deutschen Sprachraum sowie aus Böhmen, Dänemark und Polen, darunter später regierende Herzöge von Mecklenburg und Grafen von Stolberg-Wernigerode. Ebenso begegnen einem bekannte Geschlechternamen aus der Geschichte Sachsens, Thüringens und Brandenburgs, wie Bismarck, Bülow, Hoym, Knobelsdorff, Podewils, Schönburg, Watzdorf, Werthern. Noch konnten nicht alle Verfasser der Einträge zweifelsfrei identifiziert werden - eine Aufgabe, der sich Mitarbeiter der Ratsschulbibliothek in nächster Zeit widmen werden.
Der Ankauf erfolgte mit Unterstützung der Sparkasse Zwickau sowie des Fördervereins der Bibliothek „Freunde der Ratsschulbibliothek Zwickau e. V.“.