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Erstmals erscheint Ende des Jahres 2019 der 75-minütige Kino-Film „Tanz der Farben. Der Maler Max Pechstein“ über die bewegte Lebensgeschichte des Zwickauer Künstler Max Pechstein. Der preisgekrönte Dokumentarfilmregisseur Wilfried Hauke schrieb, nach langer Vorbereitung, das Drehbuch und produziert mit seinem Team diesen Film. Der Film zeigt alle wichtigen Stationen in Pechsteins Leben, spielt an den Orten Zwickau, Berlin, Paris, New York und an den Ostseestränden Litauens, Polens und Schleswig-Holsteins. Dank wiederentdeckten historischen Filmmaterials und zahlreichen Fotos aus Pechsteins Leben kann der ganz eigene und besondere Blick auf sein Zeit, seine Gefährten und seine Feinde rekonstruiert werden. Am 17. Mai 2019 beginnen die Dreharbeiten in Zwickau. Die Premiere feiert der Film Endes des Jahres in Zwickau und wird ab 2020 in Fernsehlänge im MDR sowie im NDR ausgestrahlt.
„Es ist ein Skandal, dass es noch immer keinen Film über einen der wichtigsten deutschen Maler nach 1900 gibt. Dabei spiegelt Max Pechsteins dramatisches Leben und Werk wie bei kaum einem anderen Künstler die zerrissene und teilweise unmenschliche Geschichte Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jh.“ äußert Wilfried Hauke.
Der preisgekrönte Dokumentarfilmregisseur Wilfried Hauke („Der Luther Code“ „Lincolns letzte Nacht“, Eine königliche Affäre“) erfuhr von Max Pechsteins bewegter Lebensgeschichte durch dessen Enkel Alexander Pechstein, anlässlich einer Ausstellung in der Kieler Kunsthalle, die dem Expressionisten gewidmet war. Das war vor 20 Jahren und seitdem trugen beide, der Filmemacher und der Enkel, die Idee zu einem gemeinsamen Film-Projekt in sich.
Als Hauke vor einigen Jahren einen Dokumentarfilm über den Maler Emil Nolde machte, kam ihm der zündende Funken. In damals noch unveröffentlichten Briefen von Nolde an seine Verehrer und Sammler tauchte gleich mehrfach der Name Max Pechstein auf. Nolde denunzierte darin den Kollegen aus der „Brücke“ sogar als Juden.
Der 75-minütige Kino-Film, der nun an Drehorten wie Zwickau, Berlin, Paris, New York und den Ostseestränden in Litauen, Polen und Schleswig-Holstein entstehen wird, ist so in Teilen auch die ergreifende Geschichte der Diffamierung eines Künstlers unter der nationalsozialistischen Diktatur, die zum großen Teil aus der Sicht Max Pechsteins selber erzählt wird.
Am Samstag, 17. Mai 2019, beginnen nach langen Vorbereitungen die Dreharbeiten in Pechsteins sächsischer Heimatstadt Zwickau, für fünf Tage heißt es dann „Film ab!“ – mit Stationen im Theater, in den Kunstsammlungen Zwickau Max-Pechstein-Museum, im Schumann Haus, mit Szenen in der historischen Straßenbahn sowie einem Kinderchor in historischer Szenerie von 1890 in der Marienkirche.
Seine Premiere wird der Film ebenfalls in Zwickau haben. 2020 soll er in Fernsehlänge auch im MDR und NDR zu sehen sein. Unter dem Arbeitstitel: „Tanz der Farben. Der Maler Max Pechstein“ wird er von der IDA TV & Film Produktion realisiert, mit finanzieller Beteiligung u.a. der Stadt Zwickau, des Max-Pechstein-Museums und der Max-Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft sowie der Zwickauer Energieversorgung Zwickau, die sich besonders der Wahrung des Erbes Pechsteins verpflichtet hat.
In den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max Pechstein-Museum wird nach Fertigstellung dauerhaft eine 30minütige Kurzfilmvariante zu sehen sein.
Regisseur Hauke, der auch das Drehbuch zum Film schrieb, hat sich im vergangenen Jahr durch einen Berg von Dokumenten und Bildern gearbeitet, war zur Recherche in Zwickau und hat mit den Kunsthistorikerinnen Annika Weise und Aya Soika intensive Gespräche geführt. Für ihn zeichnete sich in Max Pechsteins Leben bereits früh ein menschliches Drama mit Verlangen und Begrenzung ab.
Pechsteins „Fluchten“ und Irrwege als Maler und Mensch spiegeln wie kaum eine andere deutsche Künstlerbiographie die wechselvolle und grausame Geschichte des 20. Jahrhunderts. Nach der gescheiterten Südseereise 1914 und dem Flüchtlingsleben in New York, nach dem Kampfeinsatz in den Schützengraben von Flandern bis 1917, nach glücklichen Malaufhalten am Kurischen Haff in Litauen und im polnischen Leba, nach einer gescheiterten Ehe und neuer Liebe, kam schließlich ab 1933 die Ächtung durch die Nazis. Pechsteins später Triumpf waren die vielen Ehrungen nach dem Zweiten Weltkrieg, so das Große Bundesverdienstkreuz, das ihm als erstem Maler als höchste Auszeichnung der noch jungen Bundesrepublik verliehen wurde.
Der Film wird alle wichtigen Stationen in Pechsteins Leben zeigen, sie mit Spielszenen lebendig machen und dabei vor allem Mitglieder der Familie Pechstein zu Wort kommen lassen. Enkel Alexander Pechstein erinnert sich persönlich noch gut an den ehrgeizigen, eigensinnigen und trotz aller Schicksalsschläge liebenswürdig gebliebenen Maler.
Weitere Mitwirkende sind neben den Kunsthistorikerinnen Weise und Soika die Ballettkompanie des Theaters Plauen-Zwickau, der Pianist und Leipziger Musikprofessor Caspar Frantz, die Ballett-Ikone John Neumeier und der Schauspieler Axel Milberg, der den Erzählertext sprechen wird.
Dank historischen Filmmaterials und zahlreicher Fotos aus Pechsteins Leben kann der ganz eigene und besondere Blick des Malers auf seine Zeit, seine Gefährten und seine Feinde rekonstruiert werden. Die letzten Bilder malte Pechstein an der Kieler Förde. In Schleswig-Holstein und Hamburg leben heute auch seine Nachfahren, die der Film ebenfalls besucht und mit denen er die ‚wahre‘ und in weiten Teilen noch unbekannte Geschichte Max Pechsteins erzählt.
Max Pechstein und sein Enkel Alexander
Der Enkel Alexander Pechstein kann sich noch sehr gut an seinen Großvater Max Pechstein erinnern. Wo immer Max Pechstein in seine künstlerische Arbeit vertieft war, ob im Atelier, beim Malen in den Dünen in Leba oder zuhause, hat er ihn bewundernd beobachten können. Er hatte ein enges Verhältnis zu seinem Großvater, bis in die letzten Stunden. Als Max Pechstein am 29. Juni 1955 in Berlin verstarb, war sein Enkel 16 Jahre alt. Kurz vor Pechsteins Tod konnte er noch das letzte Foto von seinem Großvater aufnehmen, wie er in seinem weißen Malerkittel im Korbstuhl sitzend, nachdenklich zu ihm in die Kamera blickt.
Neben den frei erzählten Erinnerungen an seinen Großvater und an seine Großmutter Lotte werden in dem Film auch bisher unbekannte Fotos aus der Familie gezeigt.
Das bewegte und bewegende Leben Max Pechsteins wird, auch dank der Schilderungen aus der Familie, in dem Dokumentarfilm zu einem kunsthistorischen und kulturpolitischen Spiegelbild seiner Zeit.
Alexander Pechstein: „Wir freuen uns, dass erstmals das Leben und künstlerische Schaffen Max Pechsteins in einem weitgefassten und spannenden Film durch Wilfried Hauke dokumentiert wird.“