Der 22. Neujahrsempfang am heutigen Donnerstag war das erste offizielle gesellschaftliche Großereignis des Jahres 2019. Gastgeber war die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Zur traditionellen Jahresauftaktveranstaltung, die wieder ganz im Zeichen des Dialogs stand, waren etwa 400 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“. In der Reihe der Ehrenbürger haben Alt-OB Rainer Eichhorn und Fußball-Legende Jürgen Croy Platz genommen. Zu den Gästen zählten u. a. die Bundestagsabgeordneten Carsten Körber und Dr. Jürgen Martens.
Der Kabarettist und Buchautor Bernd-Lutz Lange erhielt diesmal die Auszeichnung als Ehrenbürger der Stadt Zwickau. Er zählt zu den bekanntesten „Zwickauern“, blieb der Stadt seiner Kindheit und Jugend all die Jahre eng verbunden, verfolgte aufmerksam deren Entwicklung, bereichert mit seinen Auftritten bei Veranstaltungen und Buchpublikationen das kulturelle Leben der Stadt. Sein Werk „Magermilch und lange Strümpfe“ ist nicht nur ein autobiografischer Rückblick, es macht auch Zwickauer Zeitgeschichte lebendig. Zur dreibändigen Chronik, die im vergangenen Jahr anlässlich des Stadtjubiläums erschien, steuerte er einen Beitrag bei. Überaus kenntnisreich, durchaus kritisch, aber stets liebevoll, schildert er seine Beobachtungen zum Wandel der Stadt seit 1990. Entsprechend der Satzung über Ehrungen und Auszeichnungen der Stadt Zwickau hat er sich mit seinem Engagement besondere Verdienste um die Stadt seiner Jugendjahre erworben. Bernd-Lutz Lange, 1944 in Löbau geboren, wuchs in Zwickau auf, wo er zur Schule ging und seine Ausbildungen absolvierte. 1965 erfolgte der Umzug nach Leipzig. Bereits in den 1960-er Jahren war er kabarettistisch tätig, von 1978 an als Berufskabarettist. 1989 engagierte sich Bernd-Lutz Lange für friedliche Veränderungen. Bekannt wurde er nicht zuletzt durch den Aufruf der „Sechs von Leipzig“, der nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 mit über 70.000 Teilnehmern friedlich verlief. Er ist Autor zahlreicher Bücher.
Die Neujahrsansprache der Oberbürgermeisterin belegte anhand eindrucksvoller Beispiele die dynamische Entwicklung des Wirtschaftsstandortes, dessen Stand der Arbeitslosigkeit im Vorjahresverlauf ein historisches Rekordtief erreichte. Hier gibt es einen gesunden Mix erfolgreicher junger Durchstarter wie Pendix und einer Vielzahl ortsansässiger Unternehmen, die langjährige Firmenjubiläen feiern – ein Zeichen der Stabilität, Solidität und Nachhaltigkeit.
Auch die freiwilligen sozialen Leistungen, von denen vor allem Familien profitieren, bleiben erhalten. Neu ist das kostenlose Vorschuljahr. Dazu die Oberbürgermeisterin: „Mitunter gibt es die kritischen Hinweise, ob Zwickau mit diesem Leistungen nicht zu weit geht und das Geld besser investieren sollte. Der Stadtrat und ich sehen das nicht so. Aber auch wir erwarten, dass Bund und Länder noch mehr Augenmerk auf die Unterstützung von Familien setzen.“
Die Weichenstellungen in Richtung Zukunft sind klar definiert, viele Investitionen geplant bzw. schon in der Phase der Realisierung. Manches gestaltet sich nicht nur mit Blick auf den Bau des Gewandhauses oder der Entwicklung des Theaters Plauen-Zwickau als echte Herausforderung. Erstmals hat Zwickau einen, von einer klaren Mehrheit des Stadtrates im Dezember 2018 beschlossenen Doppelhaushalt. „Damit sind wichtige und richtige Weichenstellungen für die weitere Entwicklung unserer Stadt für 2019 und 2020 und darüber hinaus vorhanden“, unterstreicht die Oberbürgermeisterin die Bedeutung dieser Entscheidung und formuliert zudem optimistisch: „2019 wird auch ein Kaufhaus-Schocken-Jahr! Noch nie standen wir so kurz vor einer Lösung….“
Die größte Herausforderung für den Wirtschaftsstandort Zwickau ist der Umbau des VW-Werks zum ersten Werk des Konzerns, in dem ausschließlich E-Fahrzeuge hergestellt werden. „Was vor kurzem vielleicht noch wie Zukunftsmusik klang, wird nicht bald, sondern derzeit Realität! … Nicht nur der Umbau der Produktion stellt eine große Aufgabe dar. Das Mitnehmen und Schulen der Beschäftigten gehört zu den besonderen Herausforderungen, denen sich Geschäftsführung und Betriebsrat stellen … Ich gebe zu, dass es gar nicht einfach ist, mit dem Tempo von VW mitzuhalten…“, so die Oberbürgermeisterin. „Die Ladeinfrastruktur, neue Mobilitätskonzepte, neue Wohnquartiere, Bildung und Ausbildung, Anforderungen an Zulieferer – das sind wenige Beispiele, die nur sehr grob umreißen, in welchen Bereichen sich Fragen stellen, die beantwortet werden wollen. Ich bin dankbar, dass VW Sachsen und die Stadtverwaltung auf der Basis der Ende 2017 geschlossenen Vereinbarung eine gute Zusammenarbeit verbindet“. Fragen rund um diese Entwicklung werden sicherlich auch nach dem offiziellen Teil des Neujahrsempfangs und im Dialog mit den anwesenden Vertretern der neuen Geschäftsleitung von Volkswagen Sachsen eine Rolle spielen, sind doch auch viele der Anwesenden gefragt, diesen Wandel mit zu begleiten und zu gestalten.
2019 ist ein Wahljahr. Ende Mai stehen Stadtrats-, Kreistags- und Ortschaftsratswahlen sowie die Wahlen zum Europäischen Parlament an. Im September folgt die Landtagswahl. Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß appelliert: „Nehmen Sie Ihr aktives und passives Wahlrecht wahr! Orientieren Sie sich nicht primär daran, wer die schönsten Plakate hat, wer die meisten Posts und Likes auf Facebook hat oder wer gerne dem ‚Volk‘ nach dem Munde redet. Es wäre schön und wichtig, wenn die Wähler besonnen und mit Überlegung in die Wahlkabinen gehen.“ Sie spräche dabei ganz bewusst von besonnen: „Denn ganz gleich, ob von rechts oder von links oder wie auch immer politisch motiviert: Gewalt und Bedrohungen, die Veröffentlichung persönlicher Daten, Diffamierungen und Beleidigungen haben in unserer Gesellschaft und in der politischen Auseinandersetzung nichts, überhaupt nichts zu suchen!“
Garant für ein spannendes Kulturjahr 2019 ist vor allem der 200. Geburtstag von Clara Schumann, denn rund um dieses Jubiläum sind übers Jahr eine Reihe Offerten verschiedenster Veranstalter zu erwarten. Zwei weitere Großereignisse werfen ihre Schatten voraus: 2020 wird in Zwickau die große Zentralschau der 4. Sächsischen Landesausstellung präsentiert und 2023 erwartet die Stadt über 2.500 Kinder und Jugendliche zum Bundesfinale von „Jugend musiziert“.
Bevor sich die in der „Neuen Welt“ versammelten Vertreter des gesellschaftlichen und Wirtschaftslebens im Jahresverlauf den neuen Herausforderungen stellten, ließ ein eindrucksvoller Kurzfilm nochmals Revue passieren, was alle miteinander im Jubiläumsjahr „900 Jahre Zwickau“ – vieles davon mit nachhaltiger Wirkung – auf die Beine gestellt haben.
Apropos Nachhaltigkeit: Ein scheckkartenkleines Give-away der Stadt Zwickau wurde zum Neujahrsempfang erstmals verteilt. Die kleinen BooQuis sind Ministadtpläne, die in jede Handtasche passen. Sie sind ein weiteres nachhaltiges Produkt, das noch im Jubiläumsjahr entstand. Die Gestaltung basiert auf dem Erscheinungsbild dreier Produkte, die ebenfalls im Festjahr kreiert wurden. So hängt seit Anfang 2018 ein neuer Stadtplan im Infopunkt auf dem Hauptmarkt. Eine Präsentationswand zur 900-jährigen spannende Stadtgeschichte steht im 1. OG des Rathauses. Eine Plakataktion trug den Titel „Original Zwickau“ und bildete fünf Zwickauer Originale ab: Robert Schumann, Max Pechstein, Gert Fröbe sowie die Benzinsicherheitslampe und den Trabant.
Die Ministadtpläne wurden in einer Auflage von 50.000 Stück gedruckt. Die kleinen Werbebotschafter für Zwickau liegen demnächst an verschiedensten Auslagestellen der Stadt aus, u. a. im Rathaus und in der Tourist Info.
Den musikalischen Part bernahm das Philharmonische Orchester Plauen–Zwickau, unter Leitung von GMD Leo Siberski. Vor der Begrüßung durch die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Zwickau, Bürgermeisterin Kathrin Köhler, erklangen als musikalischer Auftakt Ausschnitte aus „Der Rose Pilgerfahrt“ von Robert Schumann. Solisten sind Marija Mitić, Johanna Brault, Wonjong Lee und Kateřina Špaňárová. Nach der Begrüßungsrede erlebten die Gäste des Neujahrsempfangs ein musikalisches Ausnahmetalent. Der erst zehnjährige Chemnitzer Pianist Ben Lepetit spielte Ludwig van Beethovens 3. Satz aus dem Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur, op. 15. Der gern als Wunderkind bezeichnete, äußerst begabte Musiker ist Jungstudent an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar, wo er von Professor Grigory Gruzman unterrichtet wird.
Nach der Neujahrsansprache der Oberbürgermeisterin sowie der Laudatio und Auszeichnung von Bernd-Lutz Lange mit der Ehrenbürgerwürde ging das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Leo Siberski noch einmal in die Vollen. Es erklangen Ausschnitte aus „Ein Amerikaner in Paris“ von George Gershwin.
Der Tradition aller bisherigen Neujahrsempfänge folgend, ging auch der offizielle Teil des 22. Zwickauer Neujahrsempfangs mit dem „Steigermarsch“ zu Ende.
Die Organisation des Neujahrsempfangs übernahmen erneut in bewährter Weise die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Unterstützt wurden sie dabei von der Zwickauer Energieversorgung GmbH, der Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH, der Wasserwerke Zwickau GmbH, der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft mbH.
Auszubildende der Stadtverwaltung und der ZEV kümmerten sich als Servicekräfte um die Besucher des Neujahrsempfangs.
Hauptsponsoren waren erneut die Sparkasse Zwickau und die Mauritius Brauerei GmbH.