Das Kulturamt informiert:
KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU zeigen ab 24. März Sonderausstellung zum Stadtjubiläum
In einer gegenwartsbezogenen Ausstellung zum Stadtjubiläum, die vom 24. März bis 17. Juni 2018 gezeigt wird, beschäftigen sich Till Exit, Matthias Hoch und Heidi Specker medienübergreifend mit der Vergangenheit und der Gegenwart Zwickaus. Ergänzend werden im kurzen Wechsel historische Stadtansichten gezeigt. Begleitend zur Sonderausstellung bieten die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum ein umfangreiches Rahmenprogramm an, bei dem es um „Zwickauer Originale“, „Stadtgespräche“ und die „Junge Stadt“ geht. Die Vernissage von „Die Stadt. Ein Kunstprojekt zum Stadtjubiläum“ findet am Freitag, dem 23. März 2018 um 18 Uhr statt.
Das Projekt
Im Jahr 2018 feiert Zwickau ihre erste urkundliche Erwähnung vor 900 Jahren. An vielen Orten steht deshalb die Historie der Stadt im Mittelpunkt. Die Stadt im Allgemeinen – und auch Zwickau – war schon immer Gegenstand künstlerischer Reflexion, meist in Form der klassischen Stadtbild-Dokumentation. Hier fällt auf, dass bereits im 19. Jahrhundert einerseits romantisierende Ansichten von Zwickau entstanden, im Zuge der Industrialisierung aber gleichzeitig Stadtbilder mit rauchenden Schloten stolz vom Aufschwung Zwickaus als Bergbau- und Industriestadt berichten. Diese, zwischen Romantik und Fortschritt pendelnden Pole, werden im Rahmen der Ausstellung thematisiert.
Zwickau wirbt mit dem Slogan „Automobil- und Robert-Schumann-Stadt“, also: Moderne und Mobilität versus Romantik und Träumerei! Das Zusammenspiel und die Abhängigkeit von Wirtschaft und Kultur erfährt hier bereits ein vieldeutiges Bild. Mit Horch und Trabant ist Zwickau früh Standort der Fahrzeugproduktion geworden. Dies prägt die Stadt wirtschaftlich als Industriestandort, als Arbeiterstadt – bis heute. Die Künstler Heidi Specker und Matthias Hoch, die bereits viele Orte der Welt erkundet haben, begeben sich auf die Suche nach Bildern und Symbolen der „Automobil- und Robert-Schumann-Stadt“ – mit entsprechend unterschiedlichen fotografischen wie konzeptionellen Ansätzen und Fragestellungen. Matthias Hoch begleitete den aktuellen Prozess in der Automobilproduktion fotografisch. Hochs Sicht, von außen auf den hochtechnisierten Produktionsort mit seiner funktionalen wie kühlen Atmosphäre, spiegelt die Herstellung eines der virilen Kult- und Prestigeobjekte des 20. Jahrhunderts, das derzeit einen massiven Wertewandel erfährt.
Heidi Specker beschäftigt sich am Beispiel der Schumanns mit Kulturbildern, die überliefert werden und ebenfalls Rückschlüsse auf einen gesellschaftlichen Wandel zulassen. So zierte Clara Schumann, von 1990 bis zur Einführung des Euro, den 100 D-Mark-Schein. Genau 100 D-Mark leiteten zur Wende als „Begrüßungsgeld“ den gesellschaftlichen Umbruch ein. Hier zeigt sich der vielschichtige Zusammenhang von Gesellschaft und Individuum, von Geschichte oder Geschichtsschreibung und dem persönlichen Erleben. Der Wandel – wirtschaftlich und sozial – wird in kulturellen Codes überliefert, mit denen sich Hoffnungen und Träume verbinden, die gleichermaßen Brüche in Biographien bedeuten können. Till Exit beschäftigt sich mit der Stadt als Projektionsfläche für Utopien. Seine monumentale Skulptur verbildlicht die Visionen für einen zukünftigen Ort des Zusammenlebens ebenso wie die Suche nach den Kulturschichten, auf denen immer wieder „gebaut“ wird.
Im kurzen Wechsel werden aus den musealen Sammlungen und dem Stadtarchiv Zwickau zudem folgende Präsentationen zu sehen sein:
23. März. bis 15. April. 2018
Stadtansichten – Aquarelle und Farblithografien aus dem 19. Jahrhundert
u. a. von Anton Arrigoni, Christian Gotthilf Demmrich und Oskar Mothes
17. April. bis 6. Mai. 2018
Historische Postkarten aus dem Stadtarchiv
9. bis 27. Mai 2018
Stadtansichten – Gemälde aus dem Museumsbestand
u. a. von Johann Gottfried Pulian, Paul Schmidt-Roller, Gert Fröbe und Elisabeth Decker
30. Mai bis 17. Juni 2018
Zwickauer Originale – Porträts
Grafiken und Gemälde aus der Sammlung
u. a. Carl Gottlob Mittenzwey, Max Pechstein, Hildebrand Gurlitt und Tatjana Lietz
Die Künstler
HEIDI SPECKER wurde 1962 in Damme geboren und studierte ab 1984 Design, Fotografie-/Film-Design an der Fachhochschule Bielefeld 1995 als Meisterschülerin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, dort seit 2011 Professorin für Fotografie. Die Künstlerin hatte wichtige Einzelausstellung im Sprengel Museum Hannover, 2005, Pinakothek der Moderne, München 2015, Berlinische Galerie, 2016, und aktuell die Ausstellung: Heidi Specker FOTOGRAFIN im Kunstmuseum Bonn. Heidi Specker erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, sie lebt in Berlin und Leipzig.
MATTHIAS HOCH studierte von 1983 bis 1988 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nach einem DAAD-Studienaufenthalt an der Universität Essen (1990) und einem Meisterschülerstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig (1991–92) lehrte er von 1993 bis 1998 als künstlerischer Assistent an der HGB Leipzig. 2003 erhielt er ein Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom, 2013 ein Stipendium des Goethe-Instituts für die Villa Kamogawa in Kyoto. Er lebt in Leipzig.
TILL EXIT ist Spezialist für räumliche Situationen. Geboren 1962 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), hat er bis 1995 an der HGB studiert. Installationen und Videoarbeiten, aber auch diverse Arbeiten für die Bühne sind seither entstanden. Dauerhafte Installationen hat er beispielsweise für die Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig (Bibliothek) als auch für den Bundestag in Berlin gestaltet.
Seit 2001 übernahm Till Exit verschiedene Lehraufträge im Bereich Medienkunst und theatraler Raum, u. a. an der Academy of Fine Arts Vienna Chelsea College of Art and Design London (2001-2012), an der Byam Shaw School of Art London (2003-2004), an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (2011-2014) und an der Akademie der bildenden Künste in Wien (seit 2014).