Wertvoller Hans-Sachs-Nachlass wird gesichert

veröffentlicht am: 31.03.2017

Aufwändige Digitalisierungsaktion Stadtarchiv Zwickau:

Berliner Firma Kulturgutscanner agiert für Sächsische Landesbibliothek

Schon seit dem 21. März 2017 arbeiten Mitarbeiter der Berliner Firma Kulturgutscanner für ca. drei Wochen im Stadtarchiv Zwickau.

Ihr Auftrag: Digitalisierung des wertvollen Hans-Sachs-Nachlasses. Das Zwickauer Stadtarchiv bewahrt große Teile des dichterischen Nachlasses von Hans Sachs in Form von Autographen, darunter acht Bände Meistergesänge, hierzu besonders MG 2, und sechs Bände Spruchgedichte sowie das Generalregister. Die Digitalisierungsaktion geschieht im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms. Auftraggeber ist die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).

Der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs (1494-1576) war ein bedeutender deutscher Dichter, Meistersinger und Dramatiker. Er schuf über 6000 einzelne Werke. Das Stadtarchiv Zwickau bewahrt große Teile seines dichterischen Nachlasses in Form von Autographen. Im Zuge der Nachlassregelung Johann Pregels – dabei handelt es sich um den Urenkel des Dichters – gelangte im Jahre 1633 ein Großteil der Bände durch Ankauf in den Besitz der Stadt Zwickau. Sie gehören, wegen ihrer internationalen Bedeutung, heute zu den wertvollsten Archivalien des Stadtarchivs. Dies ist auch der Grund, dass die Digitalisierung im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms Sachsen möglich wurde. Ziel ist es, jedem die ortsunabhängige Einsicht in die Bände im Internet zu ermöglichen und einer besseren wissenschaftlichen Erforschung zugänglich zu machen.

Die Zukunft ist digital – Bibliotheken gestalten den digitalen Wandel in der Informationsgesellschaft mit. Zunehmend findet die Nutzung von Büchern, Zeitschriften und Recherchedatenbanken in elektronischer Form statt. Um wissenschaftliche Bibliotheken – wie auch das Stadtarchiv Zwickau – angesichts der künftigen Herausforderung zu stärken und kulturell wertvolles Schriftgut besser verfügbar zu machen, startete der Freistaat Sachsen bereits im August 2014 das „Landesdigitalisierungsprogramm Wissenschaft und Kultur“.

Die digitale Reproduktion, Bereitstellung und Publikation von Findmitteln und Archivgut im Netz ist eine Herausforderung, der sich die Archive in der Informationsgesellschaft schon seit einiger Zeit stellen müssen. Das Verfahren bietet die Möglichkeit, Originale vor den Folgen der Nutzung zu schützen. Es eröffnet zudem neue Wege der ortsunabhängigen Nutzung von Archivgut.

Der Freistaat Sachsen unterstützt im Rahmen des Doppelhaushalts 2015/2016 die Digitalisierung von Beständen aus wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken sowie von bedeutsamem Schriftgut aus weiteren Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen mit Landesbezug. Bei der Digitalisierung von Einzelstücken und besonderen Sammlungen stehen Druck- und Handschriften mit einem besonderen historischen oder kulturellen Wert im Vordergrund. Auch die Aufnahme anderer Medien wie Musikalien, Fotografien oder Karten in das Programm ist möglich.

Der Hans-Sachs-Nachlass im Stadtarchiv Zwickau

Hans Sachs, frühzeitig mit dem Gedankengut Martin Luthers vertraut, trat ab 1523 als engagierter Befürworter der Reformation hervor. Dies offenbarte sich in seinem poetischen Schaffen, sowohl in den Meisterliedern als auch in der Spruchdichtung.

Die Meistersingerlieder machten den Großteil des Gesamtwerkes aus. Mehr als 2000 geistliche und 2300 Lieder weltlichen Inhalts sind erhalten geblieben. Entsprechend der Statuten der Meistersingergesellschaften durften diese nicht gedruckt werden. Trotz ihrer großen Zahl blieben sie daher weitgehend unbekannt. Hans Sachs war es, der die Meistersingerlieder in den Dienst der Reformation stellte und zur Aufklärung und Vermittlung nutzte. Die geistlichen Lieder setzten nun Abschnitte der Lutherischen Bibelübersetzung in Meistersinger-Töne um. Die weltlichen Lieder kannten hingegen kaum Einschränkungen. Hier finden sich Schwänke, Fabeln, Historien und literarische Stoffe verarbeitet. In seiner Gesamtheit weist das literarische Werk Hans Sachs autobiographische Züge auf. Es gibt zudem Einblicke in seine politischen und religiösen Anschauungen und seine Stellung zu aktuellen Ereignissen. Hans Sachs schrieb etwa 1900 Spruchgedichte, 61 Tragödien, 64 Komödien und 85 Fastnachtsspiele. Zu den wohl bekanntesten seiner Spruchgedichte gehört das 1523 als Flugschrift veröffentlichte Spruchgedicht „Die Wittenbergisch nachtigall“, in dem er sich zur Lutherischen Lehre bekennt.

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