Die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum informieren:
Im Herbst 2017 vergibt die Stadt Zwickau den Max-Pechstein-Ehrenpreis an den in Leipzig lebenden und 1940 in Zwickau geborenen Künstler Hartwig Ebersbach. Die Preisverleihung findet am Freitag, den 10. November 2017 in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum statt. Zugleich wird die Ausstellung HARTWIG EBERSBACH – TIME eröffnet, die vom 11. November 2017 bis 25. Februar 2018 zu sehen ist.
Das Werk des Künstlers gehört zu den wichtigsten und eigenständigsten Positionen innerhalb der deutschen Malerei, die bereits in der ehemaligen DDR mit ihrer systemkritischen Haltung überregionale Resonanz erfahren hat. Als einer der bedeutendsten Maler seiner Generation erfuhr Ebersbach internationale Anerkennung.
Bedeutend für seine Kunst waren und sind Erlebnisse, Erinnerungen, vor allem Träume und Reflexionen über die eigene Subjektivität und Individualität. Die Auseinandersetzung mit Mythen, Sagen und Märchen sind wesentlich für sein Werk wie auch die Begegnungen mit exotischen, archaischen Kulturen, die ihn neben der expressiven Malerei mit Max Pechstein verbinden.
Wichtige Einzelausstellungen oder Beteiligungen fanden u. a. in China und den USA, in Frankreich, Belgien und Japan sowie in der Schweiz statt – und das zum Teil schon vor 1989. Der Künstler war in allen großen deutsch-deutschen Ausstellungen und Publikationen zur Kunst des 20. Jahrhunderts präsentiert worden, beispielsweise in den jüngsten Ausstellungen: „Die wilden 1980er Jahre –Figurative Malerei von Neo Rauch bis Rainer Fetting“ im Museum Potsdam – Forum für Kunst und Geschichte, die vielbeachtete Schau „GEGENSTIMMEN – Kunst in der DDR 1976-1989“ im Martin-Gropius-Bau Berlin, „Deutsche Kunst nach 1960“ in Klosterneuburg bei Wien, „KUNST.SCHULE.LEIPZIG - Malerei und Grafik nach 1947“ im Museum der bildenden Künste Leipzig, „Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen“, Klassik Stiftung Weimar, Neues Museum Weimar. Zudem ist er weltweit in wichtigen privaten wie öffentlichen Sammlungen vertreten (u. a. Ludwig Museum Budapest, Kunsthalle Bremen, Kunstmuseen: St. Petersburg, Wien, Peking, Berlin, Dresden, Leipzig, Chemnitz, Erfurt).
Hartwig Ebersbachs künstlerisches Talent entwickelte sich in der von Bergbau und Industrie bestimmten Arbeitergegend, gefördert durch die Mal- und Zeichenschule Zwickau und Lehrern wie Tatjana Lietz. In Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Bernhard Heisig ausgebildet, gehörte der Maler bald zur berühmten „Leipziger Schule“ innerhalb der „expressiv-leidenschaftlichen" Gruppe, die internationale Aufmerksamkeit erregte.
Zum Max-Pechstein-Preis
1947 gelang es, den in Berlin lebenden Max Pechstein für die Einrichtung des Preises zu gewinnen, so dass die Auszeichnung als Kunstpreis der Stadt Zwickau erstmals – zusammen mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Max Pechstein – vergeben werden konnte.
Den Intentionen Pechsteins sowie den Vorstellungen der Zwickauer Kulturverantwortlichen folgend, war damit ein Förderpreis für junge Künstler geschaffen worden. In der Zeit von 1963 bis 1984 erfuhr der Preis eine Zwangspause, da die Stadt Zwickau zugunsten des Kunstpreises des damaligen Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt auf die Vergabe verzichten musste. Erst im Jahre 1985 waren die Bemühungen des damaligen Rates der Stadt sowie vieler Kulturinteressierter erfolgreich und der Preis kehrte nach Zwickau zurück.
Nach 1990 bot sich die Möglichkeit, den eigentlichen Zweck des Fördergedankens wieder aufzugreifen und den Fokus wieder auf eine junge Künstlergeneration und deren noch nicht allgemein akzeptiertes Werk zu richten. Die Preisvergabe erfolgt nunmehr im Zweijahresrhythmus: als Förderpreis und jeweils im sechsten Jahr als Ehrenpreis an bildende Künstler im deutschsprachigen Raum.
Aus einem Preis für regionale Kunst hat sich nun ein Kunstpreis entwickelt, der bestrebt ist, als Ehrenpreis Anerkennung für das Gesamtwerk eines Künstlers der Gegenwart zu schaffen aber auch als Förderpreis die junge aktuelle Kunst innerhalb des deutschsprachigen Raumes zu unterstützen.
2017 wird der Ehrenpreis bereits zum fünften Mal – nach Alfred Hrdlicka (1993), Lothar-Günther Buchheim (1999), Arno Rink (2005), Klaus Staeck (2011) – vergeben.
Hartwig Ebersbach
1940
in Zwickau geboren, aufgewachsen ab 1945 auf einem Bauernhof in Lichtentanne
1958-59
Besuch der Mal- und Zeichenschule Zwickau (MuZ), Unterricht bei Carl Michel und Tatjana Lietz
1959-64
Studium in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) bei Bernhard Heisig
seit 1964
freischaffender Künstler
1964-79
als freier Messe- und Ausstellungsgestalter tätig
1973
erste Einzelausstellung in der Galerie Kunst der Zeit, Leipzig (gemeinsam mit seinem Bruder Wolfram Ebersbach)
1978
Zusammenarbeit mit dem Komponisten Friedrich Schenker am szenischen Kammerspiel MISSA NIGRA (1979 in Leipzig uraufgeführt, weitere Aufführungen u. a. in Italien, Frankreich, Schweiz)
1979
erste Westeuropa-Reise zur Kunstmesse art Basel, Begegnung mit ihm wichtigen Kunstäußerungen (z. B. Walter Stöhrer)
1979-83
Lehrtätigkeit für experimentelle Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
1981-83
Mitglied der experimentellen Gruppe 37,2, die nach neuen strukturellen Möglichkeiten der Produktion und Rezeption von Kunst suchte, um die Funktion von Kunst in der Gesellschaft neu zu definieren
1982
erste retrospektive Personalausstellung im Staatlichen Lindenau-Museum Altenburg
1983
Herzinfarkt aufgrund exzessiver Lebensführung, stärker werdender politischer Zwänge, Reisebeschränkungen, Ausstellungsverbote und -schließungen, Neudefinition der künstlerischen Existenz
1985
Kunstpreis der Künstler, Düsseldorf
1988
erste USA-Reise (Personalausstellung in New York)
1989
USA-Reise nach Chicago (Teilnahme an Kunstmesse), Japan-Reise (Ausstellungstournee „Zeitzeichen“)
1992
Südafrika-Reise (Studienaufenthalt), Gründungsmitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig
seit 1996
Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste Dresden, Mitglied der Akademie der Künste Berlin
1997
erste China-Reise
2005
China-Reise (Künstlersymposium, Künstler des Hauses Wuyishan), nachfolgend bis 2011 weitere Reisen nach China
2006
Jerg-Ratgeb-Preis (Lebenswerk) „für Freiheit der Kunst und für Gewaltlosigkeit im Kampf um mehr Menschlichkeit“, Reutlingen
2012
Australien-Reise
seit 2014
jährliche Reisen nach Südtirol (Entdeckung der Landschaft als Thema sowie Fresken)
Hartwig Ebersbach lebt und arbeitet in Leipzig.