Von heute an trägt der Weg zwischen Dr.-Friedrichs-Ring und Peter-Breuer-Straße offiziell den Namen „Tatjana-Lietz-Weg“. Tatjana Lietz ist Zwickauer Ehrenbürgerin und kam auf den Tag genau vor 100 Jahren zur Welt. Am 11. März 2016 jährte sich ihr Todestag zum 15. Mal.
Seit über 10 Jahren gibt es eine Initiative, eine Straße nach der bekannten und beliebten Malerin Tatjana Lietz zu benennen. Der Verein „Frauen nach Krebs e. V.“ Zwickau sammelte über 40 Unterschriften zur Unterstützung der Initiatoren, zu denen u. a. auch Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß, Monika Zenner als damalige und Ulrike Lehmann als derzeitige Gleichstellungs- und Ausländerbeauftragte gehören, ebenso wie Silva Teichert, Direktorin des Stadtarchives und Christian Siegel, Tatjana Lietz‘ letzter Malschüler.
Die Suche nach einer geeigneten Straße führte zu einem Weg, der den Dr.-Friedrichs-Ring mit der Peter-Breuer-Straße verbindet. Diesen Weg ging Tatjana Lietz oft, da er zwei Wirkungsstätten der Künstlerin verbindet. Er führt von der Gerhart-Hauptmann-Schule in die Innenstadt und zur ehemaligen Berufsschule „Ernst Zinna“, in der u. a. die Mal- und Zeichenschule Zwickau „MUZ“ untergebracht war. Im Stadtrat stimmten alle Fraktionen dieser Straßenbenennung zu. Einer bedeutenden und beliebten Künstlerin wird damit eine würdige und bleibende Ehrung zu Teil.
Tatjana Lietz, am 9. September 1916 in Petrograd geboren und in Riga aufgewachsen, kam 1945 mit ihren Eltern und weiteren Verwandten nach Zwickau. Die Familie beschließt in Zwickau zu bleiben, da der Turm von St. Marien dem der Rigaer St. Petrikirche gleicht.
Seit ihrer Ankunft gestaltete sie aktiv das Zwickauer Kunst- und Kulturleben mit und nahm am demokratischen Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg teil. Als langjährige Lehrerin für Russisch, Mathematik und vor allem Kunsterziehung an der ehemaligen Höheren Handelsschule in Zwickau und am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium begeisterte sie Generationen von Schüler für Sprachen und bildende Kunst. Als Dozentin für Malerei an der Mal- und Zeichenschule war sie Initiatorin vieler Künstlerkarrieren. Die bekannte Porträtmalerin wurde 1991 Ehrenmitglied im Zwickauer Kunstverein, 1996 gab es die große retrospektive Ausstellung anlässlich ihres 80. Geburtstages im Städtischen Museum Zwickau. 1998 wurde ihr das Ehrenbürgerrecht der Stadt Zwickau verliehen. 1999 schenkte sie auf Initiative von Christian Siegel über 20 Gemälde der Stadt Zwickau. Am 11. März 2001 starb Tatjana Lietz im Alter von 84 Jahren.
Im Jahr 2002 erschien von Christian Siegel im Chemnitzer Verlag der umfassende Bild-Text-Band „Tatjana Lietz - Bilderwelten“, der das Leben und Wirken der außergewöhnlichen Künstlerin aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ihre Werke befinden sich in vielen Sammlungen, u. a. in den Kunstsammlungen Zwickau Max-Pechstein-Museum und in der Marienkirche (Dom St. Marien) in Zwickau.
Literaturhinweis:
Siegel, C., Bilderwelten, Die Bilderwelt der Tatjana Lietz, Leben und Werk der Malerin Tatjana Lietz, Chemnitz 2002 (ISBN3-928678-79-5), jetzt mit Audio-CD mit Interviews und Gesprächen mit der Künstlerin von 1985