Das Baudezernat informiert:
Fünf Jahrhunderte altes Denkmal kann dank der Fördermittel bis 2019 komplett erneuert werden
Anfang Dezember beginnt die Sanierung des historischen Gewandhauses. Das 1522 bis 1525 erbaute Denkmal soll entsprechend der denkmalpflegerischen Vorgaben bis Februar 2019 komplett erneuert werden. Rund 8,64 Mio. Euro der erforderlichen Gesamtsumme von 14,25 Mio. Euro erhält die Stadt Zwickau aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“. Das am Hauptmarkt gelegene stadtbildprägende Gebäude bleibt die Zwickauer Hauptspielstätte des Theaters Plauen-Zwickau. Besichtigt werden kann das Bauwerk nochmals am 11. September 2016 aus Anlass des „Tag des offenen Denkmals“.
Zur Geschichte des Gewandhauses
Das imposante Gebäude am Hauptmarkt beherbergte einst das Zunft- und Handelshaus der Tuchmacherinnung. Ein Zeugnis dieser Zeit ist die „Brille“ in der Spitze der spätgotischen Giebelfassade. Im Erdgeschoss war später auch die Stadtwache untergebracht. Die Eröffnung als Theater mit der Oper „Freischütz“ erlebte 1823 der damals dreizehnjährige Robert Schumann. Hier fand 1847 das erste Konzert des ersten Schumann-Festes statt.
Nach einem größeren Umbau von 1953, mit kompletter Erneuerung des Bühnenhauses, erfolgten die letzten Baumaßnahmen am Objekt 1996/97. Aktuell weist das Gebäude erhebliche Mängel sowohl hinsichtlich des Brandschutzes als auch in der inneren und äußeren Bausubstanz auf.
Nachdem der Stadtrat am 10. Mai 2016 einstimmig den Vorhabensbeschluss zur Sanierung und zum Umbau des Gewandhauses fasste, ging am 22. August 2016 nun der Fördermittelbescheid ein. Dieser beinhaltet die gesamten beantragten Mittel, so dass der Weg frei für die Arbeiten ist, die in der 48. Kalenderwoche beginnen sollen. Für die Vergabe der Architekturleistungen führte die Stadtverwaltung bereits 2014 ein mehrstufiges VOF-Verfahren durch. Den Zuschlag erhielt schließlich das in Leipzig und Zwickau ansässige Büro Atelier ST.
Planungs- und Sanierungsziele
Denkmal erhalten, Theaterbedingungen verbessern
Bei der Sanierung soll das Außenbild kaum verändert werden und die Bausubstanz nach denkmalpflegerischen und restauratorischen Anforderungen auf ihren Ursprungszustand zurückgeführt werden. Im Inneren sollen die bisher eher beengten und funktional unbefriedigenden Raumsituationen so umgestaltet werden, dass sie den Ansprüchen des Theaters und seiner Besucher weitaus besser genügen.
Oberste Priorität hat dabei der Brandschutz. Garderoben, Umkleiden, Büros, Technik- und weitere Funktionalräume werden entsprechend der Nutzungsanforderungen saniert, jedoch in der Regel in Proportion und Kubatur beibehalten. Die stark verschlissenen Toiletten-, Dusch- und sonstigen Sanitäranlagen werden erneuert.
Grundlegend umgestaltet werden der Eingangs- und Treppenbereich sowie das Foyer. Hier werden die engen Treppenaufgänge und der innenliegende Aufzug zurückgebaut. Ein Großteil der Technik wird vom Erdgeschoss in die oberen Etagen bzw. in den Dachraum verlagert. Somit kann mehr Raum für den Eingangsbereich geschaffen werden. Zugleich trägt man dem Hochwasserschutz besser Rechnung.
Die Besucher gelangen künftig direkt vom Hauptmarkt aus in das Eingangsfoyer, wo die neue, bisher im ersten Obergeschoss befindliche Besuchergarderobe sein wird. Ebenfalls neu angeordnet wird der Kassenraum. Die barrierefreie Erschließung des Objekts wird schließlich über einen neuen Personenaufzug gewährleistet.
Mit diesem bzw. über die neue offene Treppenanlage erreicht man das erste Obergeschoss, wo die Besuchertoiletten zu finden sind. Die Bestandsgarderobe wird vollständig abgebrochen. Einzig die historischen Stützen verbleiben und werden entsprechend aufgearbeitet.
Der eigentliche Hauptaufenthaltsbereich für Besucher vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen befindet sich weiterhin im zweiten Obergeschoss. Auch dieser Bereich wird durch den Rückbau der bisherigen Treppenanlage vergrößert.
Der Zuschauerraum bleibt in seiner baulichen Struktur erhalten. Ausgewechselt wird das Gestühl. Hier kommen neue, rote Sitze zum Einsatz, die akustisch wirksam sind. Der neue Regiebereich wird auf der ehemaligen Galerieebene im 3. OG angeordnet. Für die Evakuierung im Brandfall aus Parkett und Rang werden die beiden südlichen Fluchttreppenhäuser ertüchtigt.
Der Bauantrag wurde pünktlich Anfang Juli eingereicht, die Lose der vorgezogenen Maßnahmen bereits Ende August veröffentlicht. Aktuell wird an der Ausführungs- und Detailplanung gearbeitet. Erste Maßnahmen beginnen in der 48. Kalenderwoche. Bei den geplanten Bodenarbeiten werden die Archäologen Grabungen und Sichtungen durchführen. Die Hauptarbeiten starten voraussichtlich im Frühjahr 2017. Die Gesamtfertigstellung ist für Februar 2019 geplant, so dass die Übergabe an den Nutzer, das Theater Plauen-Zwickau, im März 2019 erfolgen könnte.
Voraussichtlich letztmals in seinem „alten“ Zustand kann das Gewandhaus am Sonntag, dem 11. September 2016 besichtigt werden. Anlässlich des „Tag des offenen Denkmals“ wird im Foyer an Stelen über die Geschichte des Bauwerks, den Zustand und die Planungen informiert. Zudem finden von 11 bis 17 Uhr Führungen durch das gesamte Gebäude statt.