Schumann-Wettbewerb 2016 - ein Resümee

veröffentlicht am: 19.06.2016

Große Freude bei den Preisträgern des 17. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs für Klavier und Gesang in Zwickau. In der Stunde vor Mitternacht konnte Wettbewerbsleiter Dr. Thomas Synofzik endlich das Urteil der unabhängigen Jurys bekanntgeben. Am heutigen Sonntagnachmittag nahmen die überglücklichen Gewinner aus den Händen der Zwickauer Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß Medaillen und Preise entgegen.

Im Fach Gesang bleiben die Gold- und die Silbermedaille bei den Damen in Deutschland: der mit 10.000 Euro dotierte 1. Preis geht an Henriette Gödde, den 2. Preis (7.500 Euro) ersang sich Hiltrud Kuhlmann. Die Bronzemedaille (5.000 Euro) geht an Hagar Sharvit (Israel/Deutschland).

Im Fach Gesang der Herren siegte der Bariton André Baleiro. Er nimmt seine Goldmedaille sowie das Preisgeld von 10.000 Euro mit nach Portugal. Mit einer Silbermedaille und 7.500 Euro im Gepäck tritt der Bariton Jean-Christophe Fillol seine Rückreise von Zwickau nach Frankreich an. Der dritte erfolgreiche Bariton im Bunde ist Jonathan Michie aus den USA. Er kann sich über eine Bronzemedaille, verbunden mit einem Preisgeld von 5.000 Euro, freuen. Den 3.000 Euro-Sonderpreis als beste Liedpianistin bekam Fiona Pollak aus Österreich.

Alle Gewinner präsentieren sich gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester des Theaters Plauen-Zwickau im großen traditionellen Preisträgerkonzert heute, am Sonntagabend um 19.30 Uhr, im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“. Es wird live von MDR Kultur übertragen. Wer es heute verpasst, kann sich diesen Hörgenuss auch im Nachgang gönnen. Das Preisträgerkonzert ist in der Mediathek unter www.mdrkultur.de zu finden.

 

Der Leiter des Wettbewerbs, Dr. Thomas Synofzik, zieht folgendes Resümee: „Das Finale brachte in beiden Kategorien viele Überraschungen – die jeweiligen Spitzenreiter standen zwar bereits von der zweiten Runde her fest, in welcher Reihenfolge jedoch die Preise zu vergeben waren, wurde nun gänzlich neu aufgerollt. Ich bin den Juroren sehr dankbar für ihre Offenheit, die Einzelleistungen in der Finalrunde nochmal ganz unbefangen neu zu bewerten. Es gibt diesmal eine sehr erfreuliche Nationalitätenstatistik: Noch nie hat es beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau Preisträger aus Portugal, China und Israel gegeben; erstmals auch haben wir einen Gesangspreisträger aus Frankreich. Besonders freue ich mich, dass wir eine sehr junge Preisträgerin dabei haben, die 19-jährige Pianistin Tiffany Poon. Sie ist in Hongkong geboren, studiert aber in New York an der renommierten Juilliard School, von wo aus sie zum Zwickauer Wettbewerb angereist ist. Ihrem jetzigen dritten Preis in Zwickau werden sicherlich noch viele weitere folgen. Dass in der Kategorie Klavier kein erster Preis vergeben wird, ist bisher noch nie vorgekommen – häufiger zwar schon im Gesang, wo stets Frauen und Männer zu vergleichen sind. Nachdem wir beim letzten Wettbewerb 2012 überhaupt keine asiatischen Preisträger hatten, stammen diesmal nun alle vier Klavier-Preisträger aus Asien – so wechselhaft ist eben das Konkurrenzfeld. Toll war die insgesamt sehr freundschaftliche Atmosphäre des ganzen Wettbewerbs; wir hatten zehn erlebnisreiche Tage im Zeichen Schumanns.“

Zu Beginn des Wettbewerb stand ein neuer Teilnehmerrekord: einschließlich der Liedbegleiter waren 226 junge Künstler aus 39 Ländern angereist.

Das „H“ war als „Startbuchstabe“, der die Auftrittsreihenfolge bestimmte, sozusagen der wichtigste Buchstabe des Contests. Ihn hatte die Zwickauer Oberbürgermeisterin am

Eröffnungstag am 9. Juni vor den Augen der Teilnehmer im Robert-Schumann-Haus gezogen. Der Wettbewerb, dessen erste Wertungsrunde am 10. Juni begann, begeisterte Publikum und Jury gleichermaßen, da die Messlatte des musikalischen Wettstreits durch das Niveau der Teilnehmer schon in der ersten Runde recht hoch lag.

Bei diesem renommierten Musikerwettstreit dabei gewesen zu sein, hat sich nicht nur für die Preisträger gelohnt. Letztlich waren alle Sieger. Für viele der teils weitgereisten jungen Pianisten, Sängerinnen, Sänger und ihre Klavierbegleiter aus aller Welt ist es ein besonderes Erlebnis, in der Geburtsstadt des weltbekannten romantischen Komponisten ihr Können unter Beweis stellen zu dürfen. Teilnehmer aus fünf Erdteilen haben die erste Wettbewerbsrunde absolviert. Auch die zweite Runde blieb weltumspannend, denn diese erreichten immerhin noch junge Musiker aus vier Kontinenten.

Knapp die Hälfte der Juroren war auch schon 2012 dabei. Einige waren erstmals in Zwickau und zeigten sich begeistert von der Atmosphäre und den tollen Räumlichkeiten im Robert Schumann Konservatorium und dem Jugendstilkonzertsaal „Neue Welt“.

Fünf Juroren sind Robert-Schumann-Preisträger der Stadt Zwickau: Olaf Bär, Albrecht Hofmann und Mitsuko Shirai von der Gesangsjury sowie Pavel Egorov und Peter Rösel von der Klavierjury. Acht der Juroren hatten selbst vor Jahren schon am Zwickauer Wettbewerb teilgenommen.

Sehr gerührt war die japanische Sängerin Mitsuko Shirai von der Sonderausstellung im Robert-Schumann-Haus zur 60-jährigen Geschichte des Wettbewerbs, wo auch ihre Anmeldeunterlagen, ihre Preisträgerurkunde sowie Mitschnitte aus dem Jahr 1974 zu den Exponaten gehören.

Für das musikliebende Publikum aus Zwickau und die Besucher der Robert-Schumann-Stadt bietet sich wohl zu keiner anderen Zeit die Chance, so viele erstklassige Musikdarbietungen in elf Tagen – noch dazu weitestgehend kostenlos – genießen zu können. Für die hochkarätig und international besetzten Jurys für Klavier und Gesang sowie für das Org.-Team ist es hingegen eine besondere Freude, sich so hochmotivierten und zugleich dankbaren Musikern gegenüber zu sehen, die ihre Zeit in der Geburtsstadt Robert Schumanns (1810-1856) als eine besondere Erfahrung mitnehmen. Das Werk des romantischen Komponisten Robert Schumann stand natürlich im Mittelpunkt dieser elf Tage klassikmusikalischen Ausnahmezustands. In den Auswahlrunden hatten die Musiker zudem Werke wie z.B. von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Frédéric Chopin, Claude Debussy oder Clara Schumann sowie bei den Sängern u. a. auch von Joseph Haydn, Carl Maria von Weber, Hugo Wolf, Albert Lorzing und Gustav Mahler im Repertoire.

Die 17. Auflage des Schumann-Wettbewerbs hat ihr Ziel erreicht: Junge Künstler aus aller Welt haben sich intensiv mit Schumanns Kompositionen befasst, ihr Bestes gegeben und die Stadt Zwickau allerorts in den Probe- und Spielstätten ‑ zuvorderst im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“, im Robert Schumann Konservatorium, im Robert-Schuman-Haus und im Bürgersaal des Rathauses ‑ zum Klingen gebracht. Eine Zuhörerin war extra aus Nürnberg angereist, um das Wertungsspiel ihres Lieblingssängers nicht zu verpassen. Hoch betagte Liebhaber des Wettbewerbs, die diesem seit Jahrzehnten die Treue halten, nahmen eine lange Anreise aus dem Norden der Republik auf sich. Familien aus Ostasien begleiteten ihre Wettbewerbsteilnehmer in die Robert-Schumann-Stadt.

Eine Besonderheit des diesjährigen Wettbewerbs ergab sich durch die Umbesetzung der Jury aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls zweier Juroren im Fach Gesang. Kurzfristig nahm ein direkter Nachfahre Schumanns in der Gesangsjury Platz: Clara und Roberts Ururenkel, Tenor Wolf-Hildebrand Moser.

Zusätzliche neue Klangerlebnisse brachte der Wechsel der Örtlichkeiten für das Publikum, die Jurys und die Musiker. Wettbewerbsleiter Dr. Thomas Synofzik dazu: „Der Tausch der Austragungsorte ‚Neue Welt‘ und Robert Schumann Konservatorium nach der ersten Auswahlrunde hat sich bewährt. Für die Gesangsjuroren war es wichtig, die preisverdächtigen Teilnehmer nicht nur im Finale erstmals im großen Saal des Konzert- und Ballhauses zu hören. Auch die aufgrund der hohen Teilnehmerzahl notwendige Kürzung der Vortragszeiten in der ersten Runde der Kategorie Klavier ist weitgehend problemlos verlaufen. Es gab kaum Verzögerungen im Zeitplan“.

Doch nicht allein der Wechsel der Spielstätten war aus Sicht der Veranstalter eine Neuerung, die sich bewährt hat. Die Entscheidung, das Eröffnungskonzert mit dem Schumann Quartett im wunderschön illuminierten Bürgersaal des Rathauses stattfinden zu lassen, wurde von vielen Zuhörern begeistert aufgenommen. Als gute Lösung haben sich zudem organisatorische Erleichterungen wie die freie Fahrt in Bussen und Bahnen der SVZ oder die Bereitstellung von Wohnungen der Genossenschaften für Wettbewerbsteilnehmer erwiesen.

Die herzliche Gastfreundschaft der Quartiereltern, die Wettbewerbsteilnehmer beherbergten, kam bei den jungen Künstlern besonders gut an. Überhaupt wurde die starke Anteilnahme der Einheimischen und Gäste, die speziell zum Wettbewerb anreisten, als liebenswertes Markenzeichen der Robert-Schumann-Stadt Zwickau gelobt. Umgekehrt waren die Zuhörer dankbar und fasziniert von den Vorträgen der Künstler.

Begeistert vom Wettbewerb zeigten sich auch Gäste, die in der Musikwelt zu Hause sind wie Gustav A. Alink, Direktor der Alink-Argerich Foundation für weltweite Klavierwettbewerbe, der seit Jahrzehnten hunderte hochkarätige Musikwettbewerbe rund um den Globus selbst miterlebte.

Dr. Ingrid Bodsch, Leiterin des Schumann-Netzwerks aus Bonn, ließ es sich ebenfalls nicht entgehen, in den Zwickauer Schumann-Wettbewerb einzutauchen. Auch Gerrit Glaner, zuständig für Künstlerbetreuung bei Steinway und Sons, erlebte die Final-Tage vor Ort. Neugierig geworden von den Berichten, die ihn aus Zwickau erreichten, setzte sich am Samstag der in Berlin als Büroleiter tätige japanische Journalist Satoshi Horikawa von der JIJI Press Berlin kurz entschlossen in den Zug nach Zwickau, um seine Landsleute, die es hier in die Endrunde geschafft hatten, zu interviewen. Am Ende war das, wie die Ergebnisse zeigen, eine sehr gute Entscheidung, denn die japanischen Pianistinnen Tomoyo Umemura und Maiko Ami haben sich im Wettbewerb eine Silber- bzw. eine Bronzemedaille erspielt.

 

Das Durchschnittalter der Teilnehmer lang diesmal bei 27 Jahren und bewegt sich damit im normalen Altersdurchschnitt solcher Wettbewerbe, wie Lucy Parham, Jurorin in der Kategorie Klavier, verriet. Im Vergleich zum letzten Schumann-Wettbewerb ist es also wieder leicht angestiegen, denn 2012 lag das Durchschnittsalter bei 24 Jahren.

Künstler aus Indonesien, Island, Neuseeland und Südafrika bereicherten bei diesem Wettbewerb erstmals die Länderstatistik. Der aus Island stammende Sänger J́óhann Kristinsson (Jahrgann 1988, geboren in Reykjavik), hatte es gemeinsam mit seinem Klavierbegleiter Jesús Campo Ibánez bis in die Finalrunde geschafft.

 

 

DER Wettbewerb 2016 – Neuer Teilnehmerrekord!

Zum Auftakt des 17. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs waren 74 Pianisten (48 Frauen und 26 Männer) aus 19 Ländern sowie 47 Sängerinnen und 42 Sänger aus 23 Ländern angereist. Begleitet wurden sie von 63 Klavierbegleitern aus 25 Ländern. Somit markierte die Zahl der tatsächlich angereisten Teilnehmer einen Rekord. Bereits im Vorfeld hatten so viel Musiker wie noch nie ihr Interesse für eine Wettbewerbsteilnahme bekundet, denn es meldeten sich insgesamt 141 Sänger und 117 Pianisten an.

In die zweite Runde schafften es 22 Pianisten, davon 13 Frauen und neun Männer aus insgesamt zehn Staaten. Elf Sängerinnen und 13 Sänger aus 22 Ländern (darunter 13 deutsche Teilnehmer) schafften den Sprung in die nächste Runde. Mit ihnen kamen 20 Klavierbegleiter weiter.

In die Finalrunde im Fach Gesang starteten jeweils sechs Frauen und sechs Männer, davon drei Sängerinnen aus Deutschland, je ein Sänger und eine Sängerin aus Österreich. Die weiteren Finalteilnehmer sorgen für einen schönen Nationalitätenmix: Australien, Finnland, Frankreich, Island, Israel, Portugal und USA.

Das Finale in der Kategorie Klavier hatten sechs Teilnehmer erreicht und alle kommen aus Ostasien, drei davon allein aus China. Das ist nicht sehr verwunderlich, denn immerhin stammten ja auch mehr als die Hälfte aller Pianisten, die in der ersten Runde antraten, aus diesem Erdteil.

Vier Frauen waren dem Siegertreppchen im Fach Klavier ganz nahe: zwei Pianistinnen aus Japan, jeweils eine aus China und Korea. Zudem hatten sich zwei chinesische Pianisten die Chance erspielt, den musikalischen Wettstreit der Pianisten für sich zu entscheiden.

Am späten Samstagabend standen die Preisträger des 17. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs für Klavier und Gesang endgültig fest: Mit Goldmedaillen ausgezeichnet werden die 30-jährige Mezzosopranistin Henriette Gödde (Deutschland) und der 27-jährige Bariton André Baleiro (Portugal). In der Kategorie Klavier wurde kein erster Preis, jedoch sowohl zwei zweite als auch zwei dritte Preise vergeben. Den Sonderpreis als beste Liedbegleiterin erhielt Fiona Pollack aus Österreich (30 Jahre).

 

Die Sieger

Kategorie Klavier

  1. 1. nicht vergeben
  2. 2. (ex aequo) Tomoyo Umemura (Japan) und Cheng Zhang (China)
  3. 3. (ex aequo) Tiffany Poon (China) und Maiko Ami (Japan)

Kategorie Gesang Damen

  1. 1. Henriette Gödde (Deutschland)
  2. 2. Hiltrud Kuhlmann (Deutschland)
  3. 3. Hagar Sharvit (Israel/Deutschland)
  4. Kategorie Gesang Herren
  5. 1. André Baleiro (Portugal)
  6. 2. Jean-Christophe Fillol (Frankreich)
  7. 3. Jonathan Michie (USA)

 

Sonderpreis Liedbegleitung

Fiona Pollak (Österreich)

Die Preisträger - heute ausgezeichnet im Robert-Schumann-Haus (Foto: Fotoatelier Lorenz)
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