Das Kulturamt informiert:
Zwickauer Museum setzt Umgestaltung fort
Die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum eröffnen am Sonntag, dem 22. Mai um 11 Uhr die neu eingerichtete Dauerausstellung „Altmeisterliches – von der Renaissance bis Barock“. Zu sehen sind etwa 40 Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts, die zusammen mit weiteren Ausstellungsstücken einen Einblick in die europäische Kunst des Barock vermitteln. Mit den „neuen“ alten Meistern setzt das Zwickauer Museum einen weiteren Meilenstein bei der schrittweisen und nachhaltigen Umgestaltung der Kunstsammlungen. Bereits 2011 konnte die sakrale Kunst in „Im Himmel zu Hause“ neu in Szene gesetzt werden. Das Max-Pechstein-Museum wurde vor zwei Jahren eröffnet.
Barocke Kunst in neuen Räumen
Die „altmeisterlichen“ Werke waren bis 2013 in den Räumen zu sehen, in denen inzwischen das Werk Max Pechsteins präsentiert wird. Mit der Einrichtung des dem Expressionisten gewidmeten Museums wurden auch bauliche Voraussetzungen im ersten Obergeschoss geschaffen, um die älteren Gemälde zeigen zu können. Eingesetzt wurden beispielsweise neue Fenster, erneuert wurde auch die Beleuchtung.
Die Werke selbst, die vorwiegend aus der Nachlassstiftung des in Zwickau geborenen Dresdner Kunsthistorikers Walter Hentschel (1899-1970) stammen, erstrahlen nach der im Haus durchgeführten Restaurierung in neuem Glanz. Präsentiert werden sie gemeinsam mit Barockmöbeln und einem seltenen Spiegel im venezianischen Stil. Der neu gestaltete Ausstellungssaal lässt beispielhaft die Zeit der europäischen Kunst von der Renaissance bis zum Barock für die Besucher erlebbar werden.
Zu sehen sind Gemälde des 16. Jahrhunderts, welche aus künstlerischer Sicht in Deutschland vor allem von der berühmten Cranach-Werkstatt in Wittenberg bestimmt wurden. Die Werkstätten des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit führten gleichermaßen religiöse Bilder, Porträts und anderen Bildschmuck aus. Landschaftsmotive, Gebäude oder stilllebenhafte Einzelheiten wurden je nach Bedarf eingefügt. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts spezialisierten sich die Maler. Dies ermöglichte thematische Neuerungen, senkte die Herstellungskosten und entsprach dem Bedürfnis des neuen Kunsthandels. An der Spitze der Hierarchie von Bildgattungen stand innerhalb der Kunsttheorie die Historienmalerei, d. h. erzählende Bilder aus der Bibel, dem Leben der Heiligen, der antiken Mythologie oder der Geschichte. Danach folgten Bildnis, Genre, Architektur, Landschaft und Stillleben.
Im Zeitalter des Barocks feierte die Kunst Italiens in ganz Europa große Erfolge, allerdings strahlte ebenso die Malerei der nördlichen und südlichen Niederlande weit über die Grenzen aus. In Zwickau sind u.a. Landschaften und Seestücke von Ambrosius Brueghel, Allaert van Everdingen, Adam Willaerts, Simon de Vlieger und Roelof van Vries ausgestellt. Aber auch italienische, französische und deutsche Malerei ist hier zu sehen.
Kunstsammlungen Zwickau – vom Stadt- zum Kunstmuseum
Mit der Neueröffnung der Dauerausstellung zu den Alten Meistern setzt das städtische Museum seinen Weg fort, sich deutlicher als Kunstmuseum zu etablieren. Eine wichtige Grundlage wurde mit der Sanierung der mittelalterlichen Priesterhäuser geschaffen. Das Wohnhausensemble, das zu den ältesten erhaltenen in Deutschland zählt, präsentiert seit seiner Eröffnung im Jahr 2003 die Stadt- und Kulturgeschichte, die ursprünglich in den Kunstsammlungen untergebracht war.
Seit Ende 2007 wurde die ständige Gemäldesammlung neu eingerichtet. In den verschiedenen Museumssälen sind Werke von Künstlern des 18. bis 21. Jahrhunderts zu entdecken. Der Bogen spannt sich vom Klassizismus über die Dresdner Landschaftsmalerei der Romantik, Werken des Impressionismus und Jugendstils bis zur genreübergreifenden Kunst der Gegenwart, z.B. von Franz von Lenbach, Max Liebermann, Rosa Loy oder Wolfram und Hartwig Ebersbach. Kombiniert mit kunstgewerblichen Möbeln und Porzellan sind beispielsweise auch Werke von Johann Christian Klengel, Christian Leberecht Vogel oder Carl Christian Vogel von Vogelstein.
Abermals vier Jahre später konnte die sakrale Kunst in neuem Ambiente etabliert werden. Dank einer aufwändigen und neuartigen, bis heute nicht komplett abgeschlossenen Restaurierung der Werke, konnte eine der bedeutendsten musealen Sammlungen dieser Art in Mitteldeutschland vor dem Verfall gerettet werden. In der im Untergeschoss gezeigten Dauerausstellung „Im Himmel zu Hause. Christliche Kunst zwischen Gotik und Barock", gelang es, die alten Schnitzwerke wieder sinnlich erfahrbar zu machen und sie zeitgemäß auszustellen. Einen Schwerpunkt dieses Museumsteils machen Altarwerke und Figurengruppen aus vorreformatorischer Zeit aus. Zu sehen sind unter anderem Werke aus den Werkstätten von Peter Breuer, Leonhard Herrgott und Michael Heuffner. Besonderer Wert wurde dabei auf die Vermittlung für Kinder gelegt.
Einen Höhepunkt nicht nur in der Geschichte des Hauses, sondern auch in der Stadthistorie stellte die Eröffnung des neuen Max-Pechstein-Museums im April 2014 dar – 100 Jahre nachdem das damalige König-Albert-Museum seine Pforten geöffnet hatte. Hier erwartet die Besucher nicht nur die weltweit größte Dauerausstellung mit Werken des in Zwickau geborenen „Brücke“-Künstlers. Die Auswahl reicht vom frühesten erhaltenen Werk Pechsteins, der 1896 entstandenen Studie, bis zu einem der letzten Gemälde aus dem Jahr 1953. Zu sehen sind Landschaften und Stillleben ebenso wie Glasbilder und Skulpturen oder auch Mosaike. Einen Schwerpunkt bilden die Werke aus der „klassischen“ expressionistischen Zeit.
Ein für die Gründung des Museums fundamentaler Teil strahlt noch heute den Charme des frühen 20. Jahrhunderts aus: die Mineraliensammlung. Bereits 1868 gelangte die Sammlung des Bergfaktors Ernst Julius Richter in den Besitz der Stadt und gehörte schon 1914 zur Dauerausstellung. Seit 1926 wird sie im Untergeschoss präsentiert. Ein Fünftel der heute vorhandenen 16000 Stücke ist in den Originalvitrinen zu bewundern. Hauptbestandteile sind neben der Mineraliensammlung die Sammlungen von Pflanzenabdrücken aus dem Zwickauer Steinkohlengebirge, von Tier- und Pflanzenversteinerungen aus allen Erdzeitaltern und eine beeindruckende Gesteinssammlung.
Begleitet wurde die sukzessive Umgestaltung der KUNSTSAMMLUNGEN von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen. Diese erfolgten beispielsweise auch im Dachbereich oder im Nordflügel, in dem die Sonderausstellungen präsentiert werden. Die nächste dürfte ein besonderes Highlight für viele Kunstfreunde sein: „Der Traum vom Paradies. Max und Lotte Pechsteins Reise in die Südsee“. Im Mittelpunkt steht die Reise von Max Pechstein und seiner jungen Frau Lotte zu den Palau-Inseln im Südpazifik 1914. Erstmals zu sehen sind die Reisetagebücher von Max und Lotte. Bisher unbekannte Südseeszenen von Pechstein werden historischen Fotografien und seltenen Objekten der palauischen Kultur an die Seite gestellt, darunter der sogenannte „Palau-Balken“. Die außergewöhnliche Sonderausstellung ist vom 9. Juli an zu sehen.
Die Eröffnung von „Altmeisterliches – von der Renaissance bis Barock“ findet am Internationalen Museumstag (22. Mai) um 11 Uhr statt. Musikalisch begleitet wird sie von Alexandra Dietsch und Lina Mehlhorn auf der Mandoline. Die beiden jungen Musikerinnen des Robert Schumann Konservatoriums gehörten 2015 zu den Preisträgerinnen des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“. Die erste öffentliche Führung durch die neue Dauerausstellung findet am gleichen Tag um 14 Uhr statt.