Neujahrsempfang der Stadt Zwickau im Zeichen der Weltoffenheit

veröffentlicht am: 07.01.2016

Aktueller kann das Motto nicht sein: Leitgedanke des heutigen traditionellen Neujahrsempfangs der Stadt Zwickau ist das Thema „Weltoffenheit“. Etwa 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben kamen in die „Neue Welt“. Unter den Eingeladenen sind verdienstvolle ehrenamtlich tätige Zwickauer Bürger, darunter jene, die sich mit viel Engagement dafür einsetzten, dass Flüchtlinge und Asylbewerber Hilfe und Unterstützung erhalten.

Die Einladungskarte zeigt eine Ansicht des historischen Stadtkerns und beschreibt die Automobil- und Robert-Schumann-Stadt als „liebenswert, herzlich, tolerant, gastlich, weltoffen, menschlich, lebendig, bürgernah, demokratisch, vielfältig“. Die Neujahrsansprache der Zwickauer Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß belegt in ihrer Rückschau die Aktivitäten des Jahres 2015 und beschreibt in ihrem Vorausblick auf die Vorhaben 2016 die Kontinuität der Bemühungen, Zwickau als weltoffene Stadt ganz im Sinne dieser Attribute weiter zu profilieren.

In der ersten Reihe der Ehrenbürger saßen in diesem Jahr Alt-OB Rainer Eichhorn, Günter Mieth, Jürgen Croy und Erwin Killat. Letzterer ist Ideengeber für die im Foyer präsentierte Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums zum Thema: „Deutsche Teilung – Deutsche Einheit – Der Weg vom Herbst  ́89 zum Landkreis Zwickau“. In den Reihen der Ehrengäste fanden sich zudem Oberbürgermeister a.D. (1977 bis 1990) Heiner Fischer, die Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann und Carsten Körber, zahlreiche Mitglieder des Landtages, Landrat Dr. Christoph Scheurer sowie Medaillenträger aus den Vorjahren, unter ihnen der Dortmunder Alt-Bürgermeister Adolf Miksch. Ihm hatte Oberbürgermeisterin Findeiß am 4. Mai 2014 für seine Verdienste um die seinerzeit 25-jährige Städtepartnerschaft, die Martin-Römer-Ehrenmedaille der Stadt Zwickau verliehen. Dies geschah während einer Feierstunde in Dortmund. Begleitet wurde Adolf Miksch von Erich G. Fritz, Bundestagsabgeordneter bis 2013 und Autor des Buches „25 Jahre Dortmund – Zwickau: Eine deutsch-deutsche Partnerschaft“, erschienen im Klartext Verlag. Aus der tschechischen Partnerstadt Jablonec nad Nisou hatte sich u. a. Bürgermeister Dr. Lukáš Pleticha angesagt.  

Den stimmungsvollen Auftakt für den Neujahrsempfang gab das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau mit Ludwig van Beethovens Overtüre aus „Fidelio“. Die Begrüßung übernahm die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Zwickau Holding GmbH, Baubürgermeisterin Kathrin Köhler.

Auszeichnungen für vier verdienstvolle Zwickauer

Ein Höhepunkt des Zwickauer Neujahrempfangs ist die Auszeichnung von vier verdienstvollen Bürgern durch die Oberbürgermeisterin sowie der Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt Zwickau. In diesem Jahr wurden je zweimal die Stephan-Roth-Bürgermedaille und die Martin-Römer-Ehrenmedaille verliehen.

Die Stephan-Roth-Bürgermedaille ist eine Ehrung für Menschen, die langjährig erfolgreich zum Wohle der Stadt wirkten und sich damit besonderen Dank und Anerkennung ihrer Mitbürger verdient haben. Vorrangig wird sie an Mitglieder des Stadtrates verliehen, die diesem, beginnend 1990 länger als vier Wahlzeiten oder 20 Jahre ununterbrochen angehören.

Das trifft auf Friedrich Hähner-Springmühl zu, den man getrost als ein Urgestein des Zwickauer Stadtrates bezeichnen kann. Seit 1994 setzt er sich ganz besonders für Themen rund um Kinder, Jugend und Kultur ein, arbeitete in verschiedenen diesbezüglichen Ausschüssen mit. Sein kulturpolitisches Engagement findet Ausdruck in seiner Arbeit in den Aufsichtsräten des Theaters Plauen-Zwickau gGmbH und der Kultour Z. sowie als Mitglied des Kulturkonvents des Kulturraums Zwickau-Vogtland. Aktuell ist er Mitglied des Finanzausschusses.

Seit Jahrzehnten hat sich der Publizist Norbert Peschke um seine Stadt als „Stadtschreiber“ und Stadtchronist sowie als ehrenamtlicher Stadtführer verdient gemacht und so wird auch er mit der Stephan-Roth-Bürgermedaille geehrt. Der gelernte Ingenieur ist ein leidenschaftlicher Sammler historischer Fotografien und Ansichtskarten, von denen er mehr als 9000 besitzt. Viele dieser Materialien finden sich in mehr als 30 Büchern über die Geschichte der Stadt, Zwickauer Stadtteile bzw. Firmen und Vereine wieder, mit denen Norbert Peschke als Autor, Mitautor bzw. Herausgeber, die Geschichte der fast 900-jährigen Stadt Zwickau spannend dokumentierte und für die Nachwelt festhielt.

Die Martin-Römer-Ehrenmedaille kann an besonders verdienstvolle Personen verliehen werden, die erfolgreich für das Wohl und Ansehen von Stadt und Bürgerschaft gewirkt haben und eingetreten sind.

Das kann man über den Heimatforscher, Autor, Musiker und Chorleiter Siegfried Meyer sagen, der sich seit Jahrzehnten bleibende Verdienste um seine Stadt erworben hat. So arbeitet er nach wie vor das Archiv des Männerchores Liederkranz auf. Dabei handelt es sich um den ältesten ununterbrochenen existierenden Männerchor der Stadt Zwickau. Zudem beschäftigt er sich mit der Geschichte des Schwanenbrunnens oder mit der Musik und den Liedern der Region, hält Vorträge und publiziert Beiträge zur Stadt- und Heimatgeschichte. Zu seinen Veröffentlichungen zählen z.B. die CD „Su is mei Haamit“, die „Begegnungen mit Gustav Nötzold (Zwickauer Bergmann und Mundartdichter) oder „Der Zwickauer Schwanenbrunnen wird 80“.

Gesundheitsförderung und Selbsthilfe sind die Domäne von Dr. Volkmar Ludwig. Der Facharzt für Arbeitsmedizin und frühere Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, der auch Mitglied der Stadtverordnetenversammlung war, gehört zu den maßgeblichen Mitbegründern des Vereins „Gesundheit für alle“ und der KISS – Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe. Durch die Arbeit des Vereins und der Kontaktstelle, nicht zuletzt dank des Engagements von Dr. Ludwig, entstand ein Netzwerk mit mehr als 200 Selbsthilfegruppen. Weit über regionale Grenzen hinaus fand das von ihm initiierte Demenz-Projekt „Vergesslich? – Halb so schlimm!“ Beachtung. Für seinen nachhaltigen Einsatz wurde der engagierte Arzt 2013 mit der Annen-Medaille des Freistaates ausgezeichnet.  

Neujahrsansprache der Zwickauer Oberbürgermeisterin

Ungewohnt ernste Töne standen in diesem Jahr am Beginn der Neujahrsansprache von Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß. Mit Blick auf eine Reihe trauriger Geschehnisse in der Welt, aber auch in der Bundesrepublik und in der Region stellte sie gleich zu Beginn die Frage: „Gab es im vergangenen Jahr nicht viele Momente, in denen einem zum Weinen zumute war?“ Denn was mit dem Anschlag auf Charlie Hebdo begann, sollte weltweit noch grausige Fortsetzung durch Erdbeben, Massaker, Kriege und Bürgerkriege sowie Terroranschläge finden. Doch das Zwickauer Stadtoberhaupt gibt sich kämpferisch, sieht es als den komplett falschen Weg, den Kopf in den Sand zu stecken. Ihr kategorisches NEIN zur Resignation: Im Gegenteil, all die schrecklichen Ereignisse in jüngster Vergangenheit seien „der Grund, uns für unsere Gesellschaft und unsere Mitmenschen einzusetzen und eben nicht den Menschen den Platz zu überlassen, die unsere demokratische Grundordnung eher erschüttern als mit Leben erfüllen.“ Die Oberbürgermeisterin forderte dazu auf, mit der Arbeit in unserer unmittelbaren Umgebung anzufangen und zitiert an dieser Stelle den 2015 verstorbenen Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt: „In der Krise beweist sich der Charakter“.

Eine bilanzierende Rundschau auf die vielen erfolgreich agierenden Unternehmen in Zwickau, auf die Vielzahl von Projekten, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurden und auf das stabile Netzwerk von Helfern, die sich um Asylbewerber und Flüchtlinge kümmern, belegt, dass es den Menschen in Zwickau und in der Region nicht schlecht geht ‑ ganz im Gegenteil. So wurde gerade für den Nachwuchs vieles getan, dazu zählten Projekte wie eine Sporthalle für die August-Bebel-Grundschule in Oberhohndorf, ein Sportplatz für die Dittesgrundschule in Pölbitz, die abgeschlossene Sanierung von drei Kindertagesstätten oder der neue Hort auf dem Nordplatz.

Zur Erfolgsbilanz gehören auch 18 Straßen- und Brückenbaumaßnahmen, von denen der allergrößte Teil termingerecht und sogar preiswerter als ursprünglich geplant, abgeschlossen wurde. Mit der Sanierung der Galerie am Domhof ist ein weiteres kulturelles Kleinod entstanden. Ein Anziehungspunkt ist der Schumannplatz, dank des Glockenspiels und der Umgestaltung des Parks. Sowohl in Crossen als auch in Pölbitz wurde der Hochwasserschutz nachhaltig verbessert. „Vielen dieser Entwicklungen“, so Pia Findeiß, „waren Entscheidungen des Stadtrates vorausgegangen. Zu diesen gehört auch die Verlängerung des Grundlagenvertrages für das Theater Plauen-Zwickau.“

Erfreut und mit Stolz unterstrich das Stadtoberhaupt angesichts der Wirtschaftskraft der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt: „Die Entwicklung an der Reichenbacher Straße von Weck+Poller über Tenneco bis hin zu Johnson Controls, Hoppecke und Arkema belegt exemplarisch, dass am Standort gut gearbeitet und gewirtschaftet wird. Erst gestern berichtete die Freie Presse unter dem Titel ‚Arbeitsmarkt: Sachsen besser als NRW‘, dass innerhalb des Freistaates Südwestsachsen die niedrigste Arbeitslosenquote habe. Und ich ergänze: Innerhalb Südwestsachsens hat die Zwickauer Region die niedrigste Arbeitslosenquote!“

Für das gerade begonnene Jahr sieht Dr. Pia Findeiß eine Fülle von Aufgaben, die alles andere als leicht zu lösen sind. Beim durch den Stadtrat zu beschließenden Haushalt „kommen wir nicht umhin, beispielsweise über die Kürzungen von sozialen Leistungen und über die Verschiebung von Investitionen zu sprechen. Das ist im Interesse der dauerhaften finanziellen Leistungsfähigkeit!“ Angesichts der Investitionsprojekte, die 2016 umgesetzt werden oder beginnen können, kann man nach Meinung der Oberbürgermeisterin, nicht von einer Haushaltskrise sprechen. Auch die Belebung der Innenstadt sei eines der vielen bewegenden Themen. Mit einem „Runden Tisch“ und der Einführung eines Stadtmanagers habe man jedoch erste Pflöcke eingeschlagen.

Eine Reihe Projekte werden auch 2016 fertiggestellt, so sei die Komplettsanierung der Scheffelbergschule demnächst abgeschlossen, im Sommer ziehen die Stadtstrolche in ihren neuen Hort in der Amalienstraße. Mit der Erweiterung des jetzt schon zur Spitze zählenden August Horch Museums gehört dieser Touristenmagnet endgültig zu den herausragenden Automobilmuseen Europas. Bemerkenswerte Baufortschritte gäbe es beim neuen Stadion. Mit Blick auf die Gäste aus der Partnerstadt äußerte die sportbegeisterte Oberbürgermeisterin einen Wunsch: „Wir hoffen, liebe Freunde aus Dortmund, dass wir vielleicht noch in diesem Jahr eine der besten Fußballmannschaften Deutschlands als Gast begrüßen dürfen: den BVB aus unserer Partnerstadt!“

Der Zuzug von Asylbewerbern wird die Stadt Zwickau auch weiterhin beschäftigen. Als Oberbürgermeisterin sähe sie die Aufnahme und Unterstützung von Flüchtlingen ganz persönlich als eine menschliche Pflicht. Ihren Dank an die vielen Menschen, die das genauso sehen und sich uneigennützig und ehrenamtlich engagieren, verband Pia Findeiß am Ende ihrer Rede mit einem Appell für mehr Mitmenschlichkeit, Gastlichkeit, Toleranz und Vielfalt.

Nach der Neujahrsansprache gingdas Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau erneut musikalisch in die Vollen. Auf dem Programm stehen Joseph Haydn, Nr. 16 „Ragion nell’alma, Arie der Flaminia aus „Die Welt auf dem Monde mit Julia Ebert (Sopran) sowie Richard Strauss „Wie schön ist die Musik“ aus „Die schweigsame Frau“ mit Karsten Schröter (Bass). Nach den Auszeichnungen war der Slawische Tanz Nr. 8 von Antonín Dvořák unter Leitung von GMD Lutz de Veer zu hören. Abgeschlossen wurde der offizielle Teil des Neujahrsempfangs – der Tradition seit dem ersten Neujahrsempfang 1998 folgend – mit dem „Steigermarsch“.

Die Organisation des Neujahrsempfangs

…übernehmen erneut in bewährter Weise die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Unterstützt werden sie dabei von der Zwickauer Energieversorgung GmbH, der Zwickauer Umweltdienste GmbH & Co. KG, der Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH, der Wasserwerke Zwickau GmbH, der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft mbH sowie der KULTOUR Z. GmbH.

Auszubildende der Stadtverwaltung und der ZEV kümmern sich als Servicekräfte um die Besucher des Neujahrsempfangs.

Hauptsponsoren sind erneut die Sparkasse Zwickau und die Mauritius Brauerei GmbH.

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