Zwickauer Max-Pechstein-Museum erweitert Sammlung

veröffentlicht am: 19.06.2015

Urheberrechtsgemeinschaft schenkt das Tagebuch von Pechsteins erster Frau Lotte

Die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum konnten ihren ohnehin reichhaltigen Bestand an Werken und Dokumenten von Max Pechstein erneut erweitern. Am heutigen Freitag wurden fünf Neuerwerbungen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, die 2014 und in diesem Jahr in die Sammlung aufgenommen werden konnten. Alexander Pechstein, Enkel des in Zwickau geborenen Expressionisten, überreichte an Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß im Namen der Urheberrechtsgemeinschaft außerdem ein besonderes Geschenk: das Tagebuch von Lotte Pechstein, der ersten Frau Max Pechsteins, das während der Südseereise 1914 entstand.

Die Übergabe erfolgte im Beisein von Kulturbürgermeister Bernd Meyer, der Leiterin der KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum, Dr. Petra Lewey sowie von Volker Schneider, dem Geschäftsführer der Zwickauer Energieversorgung GmbH (ZEV). Für den Sommer 2016 (1. Juli bis 25. September 2016) wird eine umfangreiche Ausstellung mit dem Titel „Max und Lotte Pechstein in der deutschen Südsee. Eine Spurensuche“ geplant. Erstmals soll hier diese für Pechstein bedeutende Südseereise anhand von bisher noch nicht ausgewerteten und veröffentlichten Dokumenten, wie dem Tagebuch Lottes, rekonstruiert werden.

Der jüngste Ankauf ist die Gouache „Die Lesende“ aus dem Jahr 1909. Weiterhin vorgestellt werden heute die Lithografie „Somme (marschierende Kompanie)“, das Aquarell „Tanzszene: Russisches Ballett“, die Holzschnittmappe „Das Vater unser“ sowie Briefe mit Zeichnungen von Max Pechstein an den Mäzen Dr. Walter Minnich. Der Erwerb dieser Werke wurde durch Spenden der ZEV ermöglicht, die das Max-Pechstein-Museum seit 2011 unterstützt. Städtische Finanzmittel mussten nicht aufgewendet werden. Aus konservatorischen Gründen können die Werke künftig nur in zeitlich begrenzten Präsentationen gezeigt werden.

Mit dem Tagebuch von Lotte unterstützt die Urheberrechtsgemeinschaft die Stadt Zwickau ebenfalls nicht zum ersten Mal. Die Familie Pechstein steht den Kunstsammlungen Zwickau seit langem mit Rat und Tat zur Seite. Erst zur Eröffnung des Pechstein-Museums am 11. April 2014 übergab Alexander Pechstein ein einzigartiges Konvolut mit 82 Briefen und 18 Postkarten von Max Pechstein, die er an seinen Sohn Frank schrieb.

Max Pechstein wurde am 31. Dezember 1881 in Zwickau geboren. Die in den letzten Jahrzehnten aus Neuerwerbungen und Dauerleihgaben aufgebaute Sammlung gehört zu den bedeutendsten ihrer Art. Weltweit verfügen die Zwickauer KUNSTSAMMLUNGEN über den umfangreichsten Bestand an Briefen des bekannten Expressionisten und Brücke-Mitglieds. Am 11. April 2014 konnte schließlich – nach Umbauarbeiten im städtischen Museum – das Max-Pechstein-Museum eröffnet werden. In ihm wird die weltweit größte Dauerausstellung mit Werken Pechsteins gezeigt. Die Auswahl spannt den Bogen von der frühen, 1896 entstandenen Studie des jugendlichen Pechstein bis zu einem der letzten Gemälde aus dem Jahr 1953. Mit den Neuerwerbungen verfügen die Kunstsammlungen nun insgesamt über acht Gemälde, rund 150 Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarelle, zwei Glasgemälde und Mosaiken sowie mehr als 400 Briefe und Postkarten. Zu diesen kommen noch Leihgaben hinzu.

Alexander Pechstein ist bereits am Samstag, dem 20. Juni im Rahmen der Museumsnacht zu erleben. Um 20.30 Uhr präsentiert er in den KUNSTSAMMLUNGEN das Südsee-Tagebuch seiner Großmutter. Zu sehen sind an diesem Abend auch sämtliche Neuerwerbungen der Jahre 2014 und 2015.


Neuerwerbungen 2014/2015 – Übersicht:

Somme (marschierende Kompanie), 1916

Lithografie, Inv.-Nr. 2014/114/K2
Zu sehen ist eine Gruppe marschierender Soldaten, entstanden im 1. Weltkrieg als Pechstein an der Westfront war.
Ankauf aus Privatbesitz mit Unterstützung der ZEV

Tanzszene: Russisches Ballett, 1912

Aquarell, Inv.-Nr. 2014/115/K2
Zu sehen ist eine Gruppe Tanzender, die Pechstein als Studie gestaltet hat. Angeregt wurde er von dem damals in Europa gefeierten Ballets Russes unter Leitung von Serge Diaghilev, einer Kompanie des modernen Tanzes.
Ankauf aus Privatbesitz mit Unterstützung der ZEV

Max Pechstein: 6 Briefe mit Zeichnungen an den Mäzen Dr. Walter Minnich (aus den Jahren 1927-1935)

teilweise mit lavierten Federzeichnungen, 29 x 22,5 cm an Dr. Walter Minnich zw. 1927-1935
Inv.-Nr. 2014/116-121/Au
Ausführliche und biographisch bedeutende Briefe an seinen Mäzen und Freund Dr. Walter Minnich, dem er seine frischen Eindrücke von seinem ersten längeren Aufenthalt in Rowe schildert. Der kleine Fischerort an der pommerschen Ostsee wurde für die nächsten 16 Jahre sein Paradies für schaffensreiche Sommermonate, nachdem sein geliebtes Nidden an der Kurischen Nehrung Litauen zugesprochen worden war. Pechstein hatte den in Montreux ansässigen Arzt und Kunstsammler Minnich bereits 1919 kennengelernt. Seit Anfang der zwanziger Jahre entwickelte sich zwischen beiden eine herzliche Freundschaft.
Auktionshaus Ketterer, Ankauf mit Unterstützung der ZEV

Das Vater Unser, 1921

Holzschnittmappe mit 12 Blättern, Inv.-Nr. 2014/133a-l/K2
Halbleinenmappe mit einer Folge von 12 Holzschnitten auf Velin und Titelholzschnitt auf dem Mappendeckel. Propyläen Verlag, Manus-Offizin (F. Voigt), 1921. Die Mappe fertigte H. Söchting (R. Ulber), Berlin, nach den Entwürfen des Künstlers. Bg. ca. 44,5 x 33 cm, die Ränder wohl beschnitten. Ohne die holzhaltigen Orig.-Passepartouts. Jedes Blatt signiert auch vom Drucker F. Voigt. - Krüger H 256 - 268. - Eines von 200 Exemplaren der Ausgabe B (GA 250). Im Impressum nummeriert 75
Auktionshaus Quentin, Ankauf mit Unterstützung der ZEV

Die Lesende, 1909, Gouache, 48 x 40,5 cm

Zu sehen ist eine unbekannte Frau in einem Wohnzimmer, die in sich versunken ein Buch liest. Pechstein fand seine Motive in der freien Natur, dennoch sind Interieurs, Atelierszenen und Stillleben den Landschaften gleichgestellt. Den winterlichen Aufenthalten im Atelier vorbehalten sind vor allem Darstellungen von Akten und Bildnissen in den Innenräumen. Diese wurden u.a. inspiriert durch den Parisaufenthalt 1908 und entstanden in jenen Jahren unter Einfluss besonders der französischen Künste.
Ankauf aus Privatbesitz mit Unterstützung der ZEV

Tagebuch von Lotte Pechstein,

das während der Südseereise 1914 entstand, mit Zeichnungen und Skizzen Lottes versehen

Schenkung der Max-Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft, Übergabe am 19. Juni 2015

Alexander Pechstein bei der Präsentation der Neuerwerbungen. Er übergab heute "Lottes Tagebuch"
Für sie ist gerade das Tagebuch Lottes wie ein Lottogewinn: Dr. Petra Lewey.
Das Tagebuch, daneben ein Foto von Max Pechsteins erster Frau Lotte, der Großmutter Alexander Pechsteins.
Max Pechstein: Die Lesende, 1909, Gouache
Max Pechstein: Tanzszene: Russisches Ballett, 1912, Aquarell