Schumann-Stadt ist um eine klingende Attraktion reicher

veröffentlicht am: 04.06.2015

Zwickaus ohnehin reizvolle Innenstadt ist  um einen Anziehungspunkt reicher: Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß nahm heute das über 50 Jahre alte Glockenspiel aus Meißner Porzellan wieder in Betrieb. Aufgehängt wurde es in einem eigens errichteten, acht Meter hohen Turm, der trotz der Stahlkonstruktion transparent wirkt. Entstanden ist damit innerhalb dieses „Klangraums“, der nachts erleuchtet wird, ein Glockenhimmel. Die Anlage erklingt stündlich zwischen 10.30 Uhr und 17.30 Uhr. Gespielt werden im jahreszeitlichen Wechsel Volkslieder oder Stücke, die in engem Zusammenhang mit Zwickau stehen, wie das Steigerlied und Kompositionen von Robert Schumann. Parallel zum Bau des „Klangraumes“ wurden innerhalb des Parkes Wege und Flächen angepasst und erneuert, Pflanzarbeiten durchgeführt und neue Bänke aufgestellt.

Das Glockenspiel

Der Direktor der Zwickauer Sanitas-Miederfabrik KG, Walter Becher, stiftete 1962 das Glockenspiel aus 25 Meißner Porzellanglocken. Nach einem Entwurf des Architekten Christian Kühnel, der beim Rat der Stadt in der Abteilung Stadtplanung angestellt war, wurde ein Glockenturm mit Tavertinplatten-Verkleidung gebaut. Aufgestellt wurde das Glockenspiel am Schwanenteich vor der Freitreppe zum ehemaligen Schwanenschloss. 1973 demontierte man die Anlage und lagerte die Glocken im Städtischen Museum – den heutigen KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum – ein.

Erst zum Tag des offenen Denkmals am 10. September 2000 erfolgte die Neuinstallation am Rathaus/Ecke Innere Schneeberger Straße. Die Anlage musste mit Beginn der Rathaussanierung im Jahr 2008 erneut weichen. Zunächst war unklar, ob, an welchem Ort und in welcher Form das Glockenspiel wieder aufgebaut würde, da auch der Klang nicht mehr der Beste war.

Nach einem intensiven Diskussionsprozess entschied man sich schließlich für den Schumannplatz als besten Standort. Das Architekturbüro ARC - architektur concept Pfaffhausen + Staudte GbR aus Zwickau zeichnet für den Entwurf des Glockenhimmels mit dem Titel „KLANGRAUM“ verantwortlich. Mit dem Unternehmen Orgelbau Jehmlich aus Dresden fand meinen einen guten Partner für die Restaurierung und Stimmung der Glocken. Der Kulturraum Vogtland-Zwickau unterstützte die Robert-Schumann-Stadt finanziell. Die neuen Melodien wurden vom Dresdner Domkapellmeister Matthias Liebich eingespielt.

Das Zwickauer Glockenspiel ist chromatisch, also in Halbtönen, gestimmt und hat einen Tonumfang von etwa zwei Oktaven. Im Zuge der Restauration wurde neben der Glockenaufhängung auch das Anschlagwerk komplett erneuert. Es verfügt über eine elektronische Spielsteuerung mit MIDI-Anlage, die es ermöglicht, Stücke direkt aufzunehmen und automatisch wiederzugeben. Mit einer separaten Klaviatur besteht sogar die Möglichkeit, live zu spielen.

Die Kosten für den Turm belaufen sich auf rund 90.000 Euro, für die Glocken mussten etwa 40.000 Euro aufgewendet werden.

Der Schumannplatz – nördliches Eingangstor zum Stadtzentrum

Der Schumannplatz ist nicht nur beliebter Aufenthaltsort, sondern auch das nördliche Eingangstor zur Zwickauer Innenstadt. In der unter Denkmalschutz stehenden Anlage wechseln sich parkähnliche Bereiche mit befestigten Platzflächen und Wegen ab. Zentral gelegen ist der Brunnen der Freundschaft, der 1986 in Betrieb genommen und 2014 umfassend saniert wurde. Er ist neben der Fontäne im Schwanenteich das größte „Wasserspiel" der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt.

Der Standort des Glockenspiels befindet sich im westlichen, als Parkanlage gestalteten Platzbereich. Damit sich der neue Klangraum gut einfügt und erreicht werden kann, wurde die Anpassung des Wegenetzes erforderlich. Dementsprechend wurden Wege verlegt oder neu gebaut sowie die Deckschicht im gesamten Parkbereich erneuert. Um den Klangraum entstanden Pflasterflächen aus Naturstein. Weiterhin musste der Gedenkstein des Bundes des Vertriebenen sowie Kunstobjekte umgesetzt werden. Sträucher wurden beschnitten und Ersatz- und Ergänzungspflanzungen vorgenommen. Die Stadtverwaltung ließ außerdem sechs Bänke durch neue ersetzen.

Diese landschaftsbaulichen Arbeiten wurden durch eine ansässige Fachfirma ausgeführt. Mitarbeiter des städtischen Garten- und Friedhofsamtes übernahmen die Pflege und Komplettierung der Gehölzflächen.

Der Klangraum

Das Architekturbüro ARC fasst seine Intentionen folgendermaßen zusammen:

„KLANGRAUM. Die Intention

Das Drinnen im Draußen und das Draußen im Drinnen

Lichtraum. Grünraum. Stadtraum.

 

Im Herzen der Stadt herrscht keine Stille – es sei  denn, sie wäre tot.

Der Platz – der Park, ein grüner anonymer Raum in der Mitte der Stadt.

Nichts bleibt im Gedächtnis des Durchlaufenden und nun, im Knoten der Wege, ein Turm, transparent zwischen alten Bäumen.

Tags fließt das Grün hindurch, nachts sickert Licht nach außen. Und zu Zeiten fließt Klang aus dem Turm und schwebt als Melodie über den alten Bäumen.

Der Turm ist, trotz dieser Transparenz, präsent.

Kraftvoller, dunkler, matter Stahl und ruppiger Beton dienen weißglänzenden filigranen Porzellanglocken und zartem Klang.

Tags hüllt der vielstimmige Klang der Glocken den Besucher ein, nachts sanftes Licht – ein Raum  der inneren Stille, der den allgegenwärtigen Alltagslärm vergessen lässt.

– ein Raum der Erwartung des Klangerlebnisses, der hörbar rinnenden Zeit,  des Lichtes und des Innehaltens. Und ein wenig mehr Herzschlag der Stadt.“

Musikalischer Reigen durch das Jahr

7. Januar bis 19. März (Winter)

Schneeflöckchen, Weißröckchen: 10.30 Uhr, 14.30 Uhr
R. Schumann, Kinderszenen op. 15 „Von fremden Ländern und Menschen“ : 11.30 Uhr, 15.30 Uhr
Schneeflöckchen, tanze: 12.30 Uhr, 16.30 Uhr
Steigerlied: 13.30 Uhr, 17.30 Uhr

20. März bis 20. Juni (Frühling)
Schumann, Album für die Jugend op. 68: 10.30 Uhr, 14.30 Uhr
Komm, lieber Mai, und mache: 11.30 Uhr, 15.30 Uhr
Steigerlied: 12.30 Uhr, 16.30 Uhr
Alle Vögel sind schon da: 13.30 Uhr, 17.30 Uhr

21. Juni bis 22. September (Sommer)
J. L. Krebs, Menuette F-Dur WV 811: 10.30 Uhr, 14.30 Uhr
Bruder Jakob: 11.30 Uhr, 15.30 Uhr
Schumann, Kinderszenen: 12.30 Uhr, 16.30 Uhr
Es klappert die Mühle: 13.30 Uhr, 17.30 Uhr

23. September bis  30. November (Herbst)
Schumann, Album für die Jugend op. 68: 10.30 Uhr, 14.30 Uhr
Bunt sind schon die Wälder: 11.30 Uhr, 15.30 Uhr
J. L. Krebs, Menuette F-Dur WV 811: 12.30 Uhr, 16.30 Uhr
Ein Männlein steht im Wald: 13.30 Uhr, 17.30 Uhr

1. Dezember bis 6. Januar (Weihnachten)
Steigerlied: 10.30 Uhr, 14.30 Uhr
Fröhliche Weihnacht: 11.30 Uhr, 15.30 Uhr
Kling Glöckchen Kling: 12.30 Uhr, 16.30 Uhr
Stille Nacht: 13.30 Uhr, 17.30 UhrAn Sonn- und Feiertagen entfallen die Spielzeiten 13.30 Uhr und 14.30 Uhr.

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