ECCE! Hartwig Ebersbach

veröffentlicht am: 28.04.2015

Der Maler Hartwig Ebersbach kehrt mit einem Querschnitt aus seinem umfänglichen wie vielschichtigen Lebenswerk an seine Wurzeln zurück, in seine Geburtsstadt Zwickau. Damit ist der Begriff Retrospektive in zweifacher Hinsicht gerechtfertigt: Die Sonderausstellung ermöglicht sowohl den Blick auf ausgewählte Arbeiten aus dem Gesamtwerk als auch den Rückblick auf die eigene Herkunft. Gezeigt werden 80 Arbeiten aus dem Gesamtwerk des Künstlers, darunter auch zahlreiche Privatleihgaben, und wird in den  Ausstellungsräumen im Nordflügel des Museums präsentiert. Die Ausstellung, zu der es ein umfangreiches Begleitprogramm gibt, wird am 15. Mai, 18 Uhr eröffnet und ist bis 9. August zu sehen.

Hartwig Ebersbach, 1940 geboren, entwickelte in dieser von Bergbau und Industrie bestimmten Arbeitergegend seine künstlerischen Anlagen. In der Zwickauer Mal- und Zeichenschule wurde sein Talent gefördert. Dem Künstler blieben die Besuche im Museum der Stadt, die Mineraliensammlung in den historischen Vitrinen, die Madonnen und Heiligenfiguren im Gedächtnis und mischten sich später mit den Erlebnissen und Erzählungen in der Familie; sie wurden – bewusst und unbewusst – auch Teil eines Repertoires für sein außergewöhnliches Werk.

In Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Bernhard Heisig wurde das Talent weiter ausgebildet. Das weltoffenere Klima der Messestadt bot einen zusätzlichen fruchtbaren Boden. Der Künstler gehörte zur „expressiv-leidenschaftlichen" Gruppe der „Leipziger Schule“ (Lothar Lang). Im Vordergrund standen bei ihm nicht die großen gesellschaftspolitischen oder historischen Themen, die seine Leipziger Künstlerkollegen bearbeiteten. Bedeutend für Ebersbachs Kunst waren und sind eher „innere Welten“.

Erlebnisse, Erinnerungen, vor allem Träume und Fantasiegeschehen ebenso Reflexionen über die eigene Subjektivität und Individualität fließen in sein Werk ein, darüber hinaus aber auch die Auseinandersetzung mit Mythen, Sagen, Märchen und die Begegnungen mit exotischen, archaischen Kulturen. Diesen imaginären Kosmos setzt er mit vollem Körpereinsatz in expressive, leidenschaftliche, „wilde“ Malerei um.

Zu sehen sind u.a. der heimische Kaspar und der chinesische Regenbogenreiter Wuyi, die durch die Ebersbachschen Bild- und Traumwelten tanzen: unangepasst, antibürgerlich, fröhlich und frech. In der DDR war der Kaspar für Ebersbach eine Schutzfigur, ein Freigeist, ein Rollenspieler, um die kleinbürgerliche wie kleingeistige Enge auszuhalten. Ebersbach rettete die Figur des Kaspar auch nach dem Ende der DDR in die neue Zeit: ideologiefrei, radikal und nur der Kunst verpflichtet, wird er aus Farbmassen, rot und gelb, gespachtelt, gepinselt, getanzt – im wörtlichen Sinne mit Händen und Füßen.

16. Mai bis 9. August 2015

ECCE! Hartwig Ebersbach. Retrospektive

KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum

Lessingstraße 1, 08056 Zwickau

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Katalog zur Ausstellung:

ECCE! Hartwig Ebersbach

Herausgeber: Stadtverwaltung Zwickau, KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum

Texte: Andreas Höll, Petra Lewey

Gebundene Ausgabe: 108 Seiten, 70 Abbildungen

Verlag: MMKoehn Verlag Prenzlauer Allee 181, 10405 Berlin, www.mmkoehnverlag.de

ISBN: 978-3-944903-17-0

Preis: 30 Euro

Begleitprogramm zur Ausstellung

Freitag, 15. Mai 2015, 18 Uhr

Ausstellungseröffnung

 

21. Mai, 16. Juni, 9. Juli und 23. Juli 2015, jeweils 18 Uhr

Öffentliche Führung

Ein Rundgang zu ausgewählten Werken des international renommierten Künstlers Hartwig Ebersbach, dessen Wurzeln in Zwickau liegen. Neben frühen Arbeiten (Zwickauer Mal- und Zeichenschule, Kunsthochschule Leipzig) sind die wichtigsten Bilder aus den verschiedenen Schaffensphasen zu sehen. Im Überblick wird dieses Lebenswerk in der Führung vorgestellt und mit interessanten Einsichten zum Lebens- und Arbeitsumfeld des Künstlers anschaulich vermittelt.

Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro

 

Donnerstag, 11. Juni 2015, 18 Uhr

Tanzprogramm „Ebersbach bewegt“

Die vielseitige und sozial engagierte Tänzerin Emma Harrington führt mit Jugendlichen ein besonderes Tanzprogramm vor den Bildern von Hartwig Ebersbach auf. Dabei werden Themen, Motive, Ausdruck und Farbwahl aufgegriffen und in eine spannende, abwechslungsreiche Choreografie übersetzt. Dies ermöglicht einen bewegt-sinnlichen Zugang zu den „wilden“ Werken Ebersbachs, deren Ausdruckskraft gerade auch im Tanz nachzuvollziehen ist.

Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, bis 18 Jahre frei!

 

Freitag, 7. August 2015, 18 Uhr

Museumssalon: Film und Kunstgespräch mit Hartwig Ebersbach

Auf die Frage, wie seiner Meinung nach ein Film-Porträt über ihn auszusehen hätte, antwortete Ebersbach mit einer Adressenliste von Künstlern, Kunsthistorikern und Freunden. Der Leipziger Filmemacher Norbert Wartig nahm das Angebot an. Er konstruierte aus den verschiedenen Gesprächen - u.a. mit Jutta Penndorf, Carsten Nicolai, Jörn Merkert, Judy Lybke, Karin Thomas - einen Film, der anfänglich noch mit den biografischen Auskünften des Künstlers, später mit den Antworten seiner Kunst-Kollegen auskommt.

Im Anschluss an den 35-minütigen Film „Der Maler Hartwig Ebersbach – Versuch einer Deutung“ kommt der Künstler Hartwig Ebersbach persönlich zu Wort. Das Gespräch führt der Filmemacher Nobert Wartig, der 2010 auch das Buch „Ateliergespräche mit Hartwig Ebersbach 2005-2009“ im LNW Verlag herausgegeben hat.

Eintritt: Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 4 Euro

 

Für alle Veranstaltungen wird aufgrund begrenzter Platzzahl um Voranmeldung gebeten.

Führungen

für Gruppen und individuelle Angebote nach Absprache

Telefon 0375 834510; E-Mail kunstsammlungenzwickaude

Kinder- und Ferienprogramm: Frech wie Kaspar, wild wie Wuyi

Kinder von 6 bis 11 sind herzlich zu einer spannenden Begegnung mit der wilden Malerei von Hartwig Ebersbach eingeladen. Begrüßt vom Kasperle, schauen wir uns einige Bilder genauer an: Wo ist der Kasper zu finden? Was macht er? Wie ist er gemalt und warum überhaupt? Auf einem anderen Bild ist der kühne Regenbogenreiter Wuyi zu entdecken: Siehst du den Regenbogen? Und sind da etwa Fußabdrücke auf der Leinwand? Die Bilderwelten von Hartwig Ebersbach sind voller Fantasie und Farbe, genau wie die Lebenswelt von Kindern. Außerdem zeigt der Künstler in der Ausstellung einen Teil seiner eigenen Kasperpuppensammlung, und vielleicht bekommt der eine oder andere ja Lust, selbst etwas zu spielen?

Dauer: ca. 60 Minuten

Kosten: für Kita- und Hortgruppen frei, für Schulkinder 1,50 Euro, Erwachsene 2,50 Euro

Termine nur nach Voranmeldung, auch vormittags möglich

Ansprechpartner: Museumspädagogin Fabia Günther-Sperber, Telefon: 0375 834525, E-Mail: fabia.guenther-sperberzwickaude

(Fotos: Christoph Sandig, Leipzig/ © 2015 für alle Werke von Hartwig Ebersbach: VG Bild-Kunst, Bonn)

Hartwig Ebersbach: Doppelbildnis Monika und Hartwig Ebersbach, 2004
Hartwig Ebersbach: Regenbogenreiter Wuyi, 2005
Hartwig Ebersbach: Lichtentanner Madonna, 2014