Das Kulturamt informiert:
Vor 100 Jahren lagen sich Deutsche, Briten, Belgier und Franzosen in den flämischen Schützengräben gegenüber. Dann geschah ein Wunder: Die Feinde riefen einen spontanen Waffenstillstand aus. Die Ausstellung „Christmas Truce. Erster Weltkrieg", die am 22. Februar um 15 Uhr in den Priesterhäusern Zwickau, Domhof 5-8, eröffnet wird, möchte nicht nur an den Ersten Weltkrieg erinnern, der vor gut 100 Jahren ausbrach. Sie stellt vor allem die einmaligen Ereignisse des Weihnachtsfriedens und die Rolle des Regiments 133 in den Mittelpunkt.
Der 24. Dezember 1914 war das erste Kriegsweihnachten. Die meisten Männer an den Fronten des Ersten Weltkrieges waren inzwischen schon weit weg von der verlogenen Kriegseuphorie des letzten Sommers und noch weiter weg von ihren Familien - von Tannenbäumen, Geschenken und von der Wärme eines festlichen Weihnachtszimmers. Man hatte ihnen versprochen, dass sie Weihnachten wieder zu Hause feiern würden. Stattdessen saßen sie in den eisigen Schützengräben.
Die Soldaten der British-Force lagen an einem 27 Kilometer langen Frontabschnitt den Deutschen - darunter auch Zwickauer Soldaten des Königlich Sächsischen 9. Infanterie-Regiments 133 - gegenüber. Oft nur 50 bis 100 Meter voneinander entfernt. Man konnte sogar Sprechkontakt aufnehmen. So wurde vereinbart, kurz die Waffen niederzulegen, um Tote und Verwundete zu bergen. Viele Soldaten hatten im ersten Kriegswinter noch Weihnachtspäckchen und Briefe bekommen - diese wollte man in Ruhe und ohne Todesangst öffnen. Es wurden Kerzen und kleine Tannenbäumchen aufgestellt und Weihnachtslieder, die alle kannten, gesungen. Auch Zigaretten und Schokolade wurden getauscht. Die Engländer kickten sogar einen Fußball zu den Deutschen - es gab ein kleines Turnier. Es wurden Bilder von den Kindern gezeigt und sogar - sehr vorsichtig - Freundschaften geschlossen. Am Morgen des 26. Dezember gegen 8:30 Uhr wurde zur Warnung zweimal in die Luft geschossen. Dann ging der Krieg weiter.
Im Dezember 2014 jährte sich der berühmte Weihnachtsfrieden des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal - ein denkwürdiges Ereignis für eine Ausstellung. Dreizehn Tafeln, die zum Teil auf einer Wanderausstellung des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte Dresden e. V. basieren, widmen sich mit Texten und Bildern dem Weihnachtsfrieden, den Geschehnissen des Ersten Weltkrieges, dem Regiment 133 und dem Gedenken an die Opfer des Krieges. Ähnliche, ebenfalls vom Militärhistorischen Museum Wolkenstein und dem Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte Dresden initiierte und international viel beachtete Sonderschauen fanden bereits in Wolkenstein, im belgischen Flandern und im britischen Wales statt.
Die Ausstellung in den Priesterhäusern vereint rund 300 dreidimensionale Ausstellungsstücke, die bis auf wenige Ausnahmen von privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt wurden. Originale Uniformen, verschiedene Waffen und eine Vielzahl weiterer Ausrüstungsgegenstände, die das Leben der Soldaten im Ersten Weltkrieg kennzeichneten, sind nur einige der bedeutenden Ausstellungsstücke. Neben einer Gasmaske, einer Bunkerlampe und einem Feldtelefon, einem Felltornister, einer Sanitätstasche und einem Feldstecher, Kochgeschirr und Brotbeutel befinden sich auch Kuriositäten, wie Brieföffner und Schmuck aus Granatsplittern oder aus Patronen unter den Ausstellungsobjekten. Eine große Anzahl Feldpostbriefe und Fotografien erinnert an die Soldaten und ihre Schicksale. Sie zeigen sowohl die anfängliche Kriegseuphorie wie auch das Grauen durch Tod und Zerstörung.
An die Familien der Soldaten erinnern Gedenkteller und Tassen mit patriotischen Motiven ebenso, wie die Kinderspielzeuge jener Zeit. Aus dem Kriegsjahr 1916 stammt beispielsweise eine Filzpuppe der Firma Steiff, die einen Artilleristen darstellt. Außerdem ist eine etwa zwanzigminütige Zusammenstellung von Original-Filmmaterial aus dem Ersten Weltkrieg in der Ausstellung zu sehen.
Zur Ausstellung ist ein Begleitheft erhältlich.
Begleitprogramm
22. FEBRUAR 2015, 15 Uhr
Ausstellungseröffnung
18. MÄRZ 2015, 17 Uhr
Öffentliche Führung
durch die historischen Priesterhäuser mit Vorstellung des Objekts des Monats März: Die Filzpuppe Artillerist von der Firma Steiff
Info:
Die Priesterhäuser Zwickau laden zur öffentlichen Führung durch das Museum ein. Beim Rundgang erhalten Interessierte spannende Einblicke in die Lebenswelt der Menschen im mittelalterlichen Zwickau. Neben dem Inventar der liebevoll restaurierten „Rußküche" oder der Gelehrtenstube werden während der Führung auch wichtige bauhistorische Details sowie interessante Zusammenhänge der Zwickauer Geschichte vorgestellt. Darüber hinaus wird im Rahmen der öffentlichen Museumsführung das Objekt des Monats März näher beleuchtet. Dabei handelt es sich um eine Filzpuppe der Firma Steiff, die in der aktuellen Sonderausstellung „Christmas Truce. Erster Weltkrieg" zu sehen ist. Die Puppe stellt einen Artilleristen dar und ist ein Spielzeug aus dem Kriegsjahr 1916.
Für diese Führung wird um Voranmeldung gebeten. Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro
12. APRIL 2015, 15 Uhr
Das Königlich Sächsische 9. Infanterie-Regiment 133
Info:
Das Königlich Sächsische 9. Infanterie-Regiment 133 wurde am 1. April 1881 in Zwickau gebildet. Soldaten des Regiments waren auch am sog. „Christmas Truce", dem Weihnachtsfrieden von 1914, beteiligt. Als Begleitprogramm zur aktuellen Sonderausstellung „Christmas Truce. Erster Weltkrieg" referiert Lorenz Zentgraf zur Regiments-Geschichte.
Für diese Veranstaltung wird um Voranmeldung gebeten. Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro
Museumspädagogisches Programm: „Krieg und Frieden"
Info:
Beim interaktiven Programm „Krieg und Frieden" haben Schulklassen die Möglichkeit, Unterricht außerhalb des Klassenraums zu erleben. An Exponaten, wie Uniformen und Gewehren, wird der Alltag der Soldaten im Ersten Weltkrieg für die jungen Museumsbesucher/innen begreifbar. Mit Hilfe eines Handzettels sollen sich die Schüler/innen in Gruppen verschiedene Bereiche der Ausstellung erarbeiten und die Ergebnisse bei einer Abschlusspräsentation vorstellen. Dafür stehen ihnen zusätzliche Medien, wie Feldpostbriefe, historische Zeitungen und Filmsequenzen zur Verfügung.
Das Angebot richtet sich an Gruppen mit Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren, insbesondere an die Klassenstufe 8 im Fach Geschichte. Eintritt: 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro
Dauer: ca. 90 Minuten, Terminvorschläge auf Anfrage