Das Garten- und Friedhofsamt informiert:
Sanierung des Rokoko-Gebäudes abgeschlossen
Das 1789 erbaute Teehaus im Schlosspark Planitz konnte heute nach knapp einjähriger Sanierung eingeweiht werden. Das ehedem gesperrte und stark in Mitleidenschaft gezogene Kleinod ist eines der wenigen im Rokokostil erbauten Denkmale in der Zwickauer Region und kann künftig vom Clara-Wieck-Gymnasium als Klassenzimmer im Grünen genutzt werden. Die Baukosten betrugen insgesamt 350.000 Euro. Zwei Drittel dieses Betrages stammen aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost.
14 Architekten, Planer und Unternehmen waren seit Dezember 2013 mit der Sanierung des Denkmals beschäftigt. Im Rahmen der bis Mai 2014 dauernden Rohbauphase wurden zunächst Strom- und Wasserleitungen gelegt. Danach folgten insbesondere Rückbau- und Entkernungsarbeiten. Dabei zeigte sich, dass maßgebliche Tragkonstruktionen, wie beispielsweise der Portikus mit den beidseitigen Treppenaufgängen oder die Gebäudefundamente größere Sanierungsaufwendungen erfordern als zuvor angenommen. Im Juni und Juli wurden die stilgerechten Holzfenster, die nach den wenigen erhaltenen Vorlagen angefertigt wurden, eingebaut, der mehrlagige Außenputz wurde angebracht, das Unterdach erneuert oder Unterdecken im Gebäude eingezogen. Daran schlossen sich ab August der Einbau der Fußböden und weitere Innenausbauarbeiten an. Außen wurden beispielsweise noch die Fensterläden und das schmiedeeiserne Geländer ergänzt. Außerdem konnte im Außenbereich die Platzentwässerung eingebaut und das Gebäude mit einer Pflasterung umsäumt werden. Die gesamte Platzfläche wird im kommenden Frühjahr fertig gestellt.
Das Denkmal im Park kann damit künftig vom Clara-Wieck-Gymnasium genutzt werden. Das musische Gymnasium befindet sich im Planitzer Schloss, das für gut 15 Mio. Euro bis Oktober 2013 komplett saniert und umgebaut wurde. In Zukunft soll es auch privaten Interessenten möglich sein, das Teehaus zeitweise anzumieten.
Der Stadtrat der Stadt Zwickau hatte die Sanierung des Teehauses mit großer Mehrheit am 5. Juli 2012 beschlossen. Das Vorhaben wurde nach den Richtlinien des Förderprogramms Stadtumbau Ost, Teil Aufwertung, Stadtumbaugebiet Nieder- und Oberplanitz gefördert.
Der Schlosspark Planitz und das Teehaus
Der Planitzer Schlosspark ist ein Denkmal der Gartenkunst und repräsentiert den Landschaftsgarten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er ist eine der wenigen erhaltenen Neuschöpfungen Carl Eduard A. Petzolds. Als herausragende Persönlichkeit der Gartenkunst jener Zeit ist sein Schaffen für eine spätklassisch-romantische Stilform englischer Landschaftsgärten in Deutschland typisch. Der 7,3 ha große Landschaftspark mit dem Teehaus ist Teil des Schlossensembles Planitz mit Schloss, Park, Kirche und Friedhof sowie Lukaskirche und dem Gemeindefriedhof Planitz.
Nach anfänglich rein wirtschaftlicher Nutzung als Obst-, Gemüse- und Flachsgarten diente die Fläche vor dem Schloss spätestens seit der Anlage des Lustgartens unter Hans Christoph von Arnim 1768/72 auch der Repräsentation, der Geselligkeit und der Erholung für die Schlossherrschaft. Das 1789 errichtete Teehaus wurde wohl anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Besitzes durch die Familie von Arnim errichtet. Das Teehaus gilt auf Grund der pagodenartigen Bauweise als seltenes Beispiel des Rokokostils im Zwickauer Raum.
Das als Belvedere genutzte Gebäude stand ursprünglich am Ende einer vom Schloss ausgehenden Kastanienallee an der östlichen Begrenzung des damaligen Gartens. Es ermöglichte den Blick über die freien Felder bis in die angrenzende Landschaft. Eine erste Instandsetzung des Teehäuschens erfolgte im Jahr 1866 und damit nur wenige Jahre vor der Erweiterung und Umwandlung zu einem Landschaftspark im englischen Stil, die nach den Planungen und Ratschlägen von C. E. A. Petzold aus Muskau ab 1870 erfolgte. Nach der Übernahme von Schloss und Park 1933 durch die Stadt Planitz und anschließender Erneuerungsarbeiten, die auch das Teehäuschen betrafen, wurde der Schlosspark 1935 für die Bevölkerung geöffnet. Eine weitere grundhafte Rekonstruktion des Teehauses konnte 1968/69 durchgeführt werden.
Durch die Erneuerung der Dachabdeckung in den 90er Jahren wurde der erneut einsetzende Verfall aufgehalten. Zusätzlich unterstützte die ausführende Dachdeckerei die Sanierung und Neuvergoldung der Wetterfahne. Leider wurde bereits ab diesem Zeitpunkt eine zusätzliche Einzäunung erforderlich, um das Gebäude über den Zeitraum von nun schon über 20 Jahren vor zunehmenden Beschädigungen zu schützen.
Mit der Fertigstellung des Teehauses wird der Schlosspark jetzt wieder optisch ansprechend und nutzbar um sein wichtigstes Parkbauwerk - das auch als Belvedere bezeichnete Teehaus - bereichert. Als Ausgangspunkt mehrerer Sichten in die Parkanlage ermöglicht das sanierte Gebäude wieder den ungestörten Blick über die Teehaus- und die Teichwiese. Auch umgekehrt sind einige für die Parkanlage charakteristischen Sichtbeziehungen in Richtung Teehaus nach wie vor überzeugend erlebbar.