Stadt Zwickau feiert ersten lokalen Gedenktag an friedliche Revolution am 16ten Oktober 2014

veröffentlicht am: 09.10.2014

Festveranstaltung und Ausstellung im Rathaus ‑ Friedensgebet im Dom

Der 16. Oktober 1989 war für Zwickau ein Meilenstein-Tag, denn er markierte den Beginn einer neuen Freiheit. Erstmals fand an diesem Tag in der Marienkirche ein Friedensgebet statt. Viele Menschen kamen und fortan gehörte die Teilnahme an weiteren Friedensgebeten mit anschließenden Demonstrationen zu den bleibenden Höhepunkten in ihrem Leben.

Doch bereits ein Jahr zuvor, mit der Eröffnung der Friedensbibliothek am 1. September 1988, war der Boden dafür bereitet worden. Denn hier hatten sich die Zwickauer Bürgerrechtler eine Einrichtung geschaffen, die die Proteste aufgriff, Zivilcourage stärkte und die Wende in Zwickau und der Region maßgeblich vorantrieb.

Ein lokaler Gedenktag soll fortan, beginnend mit dem 16. Oktober 2014, die Erinnerung an die wichtigen Ereignisse der friedlichen Revolution lebendig halten und sie zugleich vor einem etwaigen Vergessen bewahren. Den Vorschlag hatte das Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region der Stadt Zwickau Anfang März dieses Jahres gemacht. Eine entsprechende „Satzung der Stadt Zwickau über die Bestimmung des 16. Oktober als Gedenktag an die friedliche Revolution des Jahres 1989" beschlossen die Zwickauer Stadträte schon im Folgemonat, am 24. April 2014. Künftig wird dieser Tag mindestens alle fünf Jahre durch entsprechende Veranstaltungen aufgewertet: „Mindestens" heißt also, der Fünfjahresrhythmus ist kein Dogma. Mit diesem Gedenktag nicht verbunden sind Arbeitsruhe oder ein Verbot von Tanz-, Sport- und ähnlichen Events. Ermöglicht wird der neue spezielle Zwickauer Gedenktag mit dem Gesetz über Sonn- und Feiertage im Freistaat Sachsen.

Und wie begehen die Zwickauer nun ihren ersten „lokalen Gedenktag" aus Anlass des 25. Jahrestages der Friedlichen Revolution? „Aufbruch zur Mündigkeit" ist der Titel einer Ausstellung, die am Donnerstag, dem 16. Oktober 2014, im Rathaus am Hauptmarkt 1, präsentiert wird. Die Ausstellung dokumentiert auf 28 Tafeln die Zwickauer Bürgerbewegung in den 1980er Jahren, die zur friedlichen Revolution im Jahr 1989 beitrug. Es werden über 30 Akteure und ihr mutiges Handeln vorgestellt.

Doch nicht allein die Ausstellung im Rathausfoyer, die bis zum 8. November gezeigt wird, erzählt über Menschen der Zwickauer Region jenseits von Anpassung und Resignation.

Vor der offiziellen Ausstellungseröffnung findet um 14 Uhr im Bürgersaal zunächst eine Gedenkveranstaltung statt. Neben der Zwickauer Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß kommen zwei Männer zu Wort, deren Name Synonym für die friedliche Revolution in Zwickau ist: Erwin Killat und Dr. Edmund Käbisch. Ein Film vom 25. Oktober 1989 erzählt von der Atmosphäre jener Tage und schafft die Einstimmung für die Eröffnungsrede des Zwickauer Ehrenbürgers Erwin Killat.

Die musikalische Umrahmung ist ein Ohrenschmeichler, denn die übernimmt ein Teilnehmerchor des 7. Internationalen Robert-Schumann-Chorwettbewerbs, der vom 15. bis 19. Oktober in verschiedenen Spielstätten in Zwickau und Umgebung stattfindet: „Pa Saulei" ist ein gemischtstimmiger Chor aus Riga und gilt als einer der kreativsten Akteure der Lettischen Chorszene.

Durch die Ausstellung, die im Anschluss an das festliche Gedenken eröffnet wird, führt Pfarrer Edmund Käbisch.

Ein weiterer emotionaler Höhepunkt dieses Tages ist für 18 Uhr geplant. Die christlichen Kirchen der Stadt Zwickau laden zum Ökumenischen Friedensgebet in den Dom St. Marien ein. Damit soll zum einen an die Ereignisse der Wendezeit vor einem Vierteljahrhundert erinnert werden, die zu tiefgreifenden Veränderungen in Deutschland und in Europa führten. Der dankbare Rückblick auf die Geschehnisse vor 25 Jahren, die ohne Blutvergießen zum Fall der Berliner Mauer führten, ist zugleich verbunden mit einem Blick auf das aktuelle Weltgeschehen. Die Bitte um Frieden und der Auftrag, zum Frieden zu mahnen, ist hochaktuell, wie die täglichen Bilder aus dem Nahen Osten, der Ukraine und anderen Orten der Welt beweisen.

Chor „Pa Saulei“
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