Mehr als zwei Wochen ertönte aus dem Museumsgarten der KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum ein beständiges Hämmern, Schlagen und Sägen. Dabei kamen die Geräusche jedoch nicht von der Baustelle im Haus. Vielmehr war ihr Ursprung deutlich kreativer: Seit dem 15. September gastierten neun Bildhauer im Garten, die während des 6. Internationalen Bildhauersymposiums Objekte unterschiedlichster Coleur schufen. Am 1. Oktober fand die Veranstaltung in lockerer, feierlicher Atmosphäre ihren Abschluss. Mitorganisator und Bildhauer Jo Harbort stellte den rund 80 Gästen in gewohnt entspannter Art und Weise jeden Künstler samt entstandenem Kunstwerk vor. Er selbst schuf ein Werk aus Sandstein mit dem klangvollen Titel „Komposition", das entlang des Dr.-Friedrichs-Rings aufgestellt wird.
Das Symposium zeigte nicht nur, wie sich unterschiedlichste Materialien zu Kunstwerken formen, sondern auch wie verschieden Arbeitsweise, Themenbezug und Materialauswahl der einzelnen Künstler sind. Davon ganz unabhängig hat sich die Verlegung der Veranstaltung von der Abgeschiedenheit des Windberges mehr zum Zentrum gelohnt. Über die gesamte Dauer konnte ein regelmäßiger Publikumsverkehr verzeichnet werden. Besonders positiv war die gute Resonanz unter den Schülern, die im Rahmen ihres Kunstunterrichts interessante Einblicke in die Arbeitswelt eines Künstlers gewinnen konnten.
Objekte der Teilnehmer finden sich im Stadtbild wieder
Die Ergebnisse des 6. Internationalen Bildhauersymposiums bereichern mittlerweile - bis auf eine Ausnahme - das Zwickauer Stadtbild. Großes Interesse erregte das Werk Florian Harborts, welches im Museumsgarten seinen Standort gefunden hat. „Laotses Weisheit", eine Holzskulptur in Form einer Schriftrolle mit dem Zitat: „Nur wer sich in Genügsamkeit genügt, hat stets genug", des chinesischen Schriftgelehrten. Das Kunstwerk verleiht in seiner Schlichtheit dem Zitat Nachdruck, in dem es darum geht, sich auf das Wesentliche zu beschränken und nicht im Überfluss zu leben. Der Künstler selbst sah es als bedeutend an, da Überfluss und Konsumrausch in unserer Zeit an der Tagesordnung sind.
Um etwas anderes Weltbewegendes und Großes geht es im Werk Abel Ramirez Aguilars aus Mexico. Seine Holzskulptur, die zwei Wesen in inniger Umarmung darstellt, trägt den poetischen Titel „All you need is Love Love Love" und ist fortan in den Grünanlagen am Dr.-Friedrichs-Ring zu sehen. Liebe stellt nach Ansicht Aguilars die einzige treibende Kraft und Energie unserer Zeit dar, die uns hilft immer neue Wege und Brücken zu bauen, um jedem Menschen Frieden zu bringen.
Einen friedlichen Anblick bietet das „Schiffchen" aus Sandstein, das Sebastian Harbort schuf. Ihm war es wichtig, den Widerspruch zwischen Form bzw. Ausdruck des Werkes und dem verwendeten Material zu zeigen. Es soll Interpretationsspielraum lassen und dem Betrachter Platz für ganz eigene Überlegungen einräumen. Sein Werk können die Besucher im Museumsgarten bestaunen.
Das Vater-Sohn-Gespann Robert und Timsam Harding widmeten sich während des Symposiums dem Thema Natur, dies aber in völlig unterschiedlicher Art und Weise. Während Robert Harding unter dem Titel „Fruit" eine apfelähnliche Schöpfung aus Sandstein und geschweißtem Stahl schuf, widmete sich sein Sohn Timsam mit „INNIN", das aus dem somalischen übersetzt so viel wie „Samen" bedeutet, einer klassischen Holzskulptur, gerußt in Schotenform mit Samen aus Rochlitzer Porphyr darin. Für „Fruit" wurde die Grünfläche vor dem Ärztehaus in Oberplanitz als Standort auserkoren. Die hölzernen Schoten kommen am Schumannplatz zur Geltung.
Monika Immrovás „Meilenstein" aus Sandstein lässt dem Betrachter freien Lauf in Sachen Interpretation. Der ehemalige Quader, verziert mit Ornamenten und Reliefstrukturen, trägt als Bekrönung eine Art Gefäß. Dieses Werk ist im Ringgrün zu finden. Die Dresdner Studentin der Theaterplastik, Claudia Düsing, widmete sich ebenfalls der Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und schuf ein „Tanzendes Paar", das jedoch in einem völlig anderen Stil gehalten ist als das ihres mexikanischen Kollegen. Zu sehen ist das Werk ebenfalls am Dr.-Friedrichs-Ring.
Eine von Eckard Labs geschaffene Bank erhält ihren Platz im Frühjahr an der Nicolaischule. Das geschwungene Sitzmöbel mit Vogeldetail kommt nach draußen, wenn die Witterung beständiger wird und das Holz abgetrocknet ist.