Mittelalterlicher Kornspeicher wird zur modernen Bibliothek - Zwickauer Kornhaus öffnet am 14. September seine Pforten

veröffentlicht am: 04.09.2014

Das Kulturamt informiert:

Am Sonntag, dem 14. September 2014 endet die fünfjährige Sanierung des „Niederen Kornhauses" in Zwickau. Dank der Notsicherung und des sich anschließenden Umbaus konnte nicht nur ein Denkmal von nationaler Bedeutung gerettet werden. Zugleich erhält die Stadtbibliothek ein modern ausgestattetes Domizil. Die feierliche Eröffnung durch Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß findet um 10 Uhr statt, anschließend können kleine und große Bücherwürmer den neuen Standort kennenlernen und die Angebote vom ersten Tag an nutzen. Die Stadtbibliothek hat bis 18 Uhr geöffnet. Die Sanierung des 1481 erbauten Gebäudes sowie die Einrichtung für die Bücherei kosteten insgesamt fast 7,9 Mio. Euro.

Vom Korn- zum Wissensspeicher

Das Denkmal im Stadtzentrum wurde 1481 erbaut und ist der größte Profanbau Zwickaus sowie der größte mittelalterliche Kornhausbau Sachsens. Aufgrund der Mehrgeschossigkeit und der Konstruktion des Dachstuhls gilt das Kornhaus als national bedeutsames Denkmal. Als Kornspeicher und Teil der Befestigungsanlage erbaut wurde es zudem als Zeughaus für Geschütze und Waffen genutzt. 1835/36 erfolgte der Umbau zum Gefängnis als Teil der Haftanstalt des benachbarten Schlosses Osterstein. Diese Phase währte bis zur Schließung der „Strafvollzuganstalt" im Jahr 1962. In der Folgezeit wurde es als Lager sowie für Büros und Werkstätten genutzt. Ab Beginn der 1990er Jahre stand es leer und war zunehmend dem Verfall unter verschiedenen, meistens privaten Eigentümern preisgegeben. 2009 schien der Abriss des Denkmals aufgrund der akuten Einsturzgefährdung nahezu unumgänglich.

Das Engagement von Denkmalschutz und die Lösungen von Ingenieuren ermöglichten die Rettung des Kornhauses. Wesentliche Grundlage war jedoch der Kauf des Gebäudes durch die Stadt Zwickau, der am 25. Juni 2009 vom Stadtrat beschlossen wurde. Im Oktober 2009 konnte schließlich mit der Notsicherung begonnen werden. Die substanzerhaltenden Arbeiten wurden 2011 abgeschlossen.

Ab April 2012 folgten insbesondere die Wiederherstellung des Dachtragwerks, der Neuaufbau des östlichen Giebels und die Dacheindeckung. Mit dem Richtfest am 9. September des gleichen Jahres konnte ein besonderer Meilenstein gefeiert werden. 2013 begann der zweite Bauabschnitt, zu dem die Fassadensanierung, der Einbau der Fenster, der Neubau der „Tuchmacherbastei" oder der Innenausbau gehörten. Nach Abschluss der eigentlichen Sanierung im Frühjahr 2014 erfolgte die Ausstattung sowie der Umzug der Stadtbibliothek.

Die Kosten für die Notsicherung, die Sanierung und den Umbau belaufen sich auf 6.965.000 Euro. In diesem Betrag sind Fördermittel in Höhe von rund 4,3 Mio. Euro enthalten. Unterstützt wurde die Stadt vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie von Bund und Freistaat Sachsen über das Programm „städtebaulicher Denkmalschutz". Die Ausstattung, die 900.000 Euro kostete, wurde komplett aus dem städtischen Haushalt finanziert.

Die „neue" Stadtbibliothek

Entstanden ist eine der modernsten öffentlichen Bibliotheken Sachsens. Auf dreieinhalb Ebenen sind nicht nur mehr als 160.000 Bücher, Videos, DVDs, Zeitschriften, Hörbücher, Spiele und andere Medien zu finden. Eingerichtet wurden auch gemütliche Leseplätze, Hörstationen für Groß und Klein, ein Spieltisch oder ein Konsolenspielbereich.

Mit der „neuen" Bibliothek wurde auch das RFID-System (radio-frequency identification) eingeführt. Sämtliche Medien wurden mit einem Funkchip ausgestattet. Diese Technik erhöht nicht nur den Diebstahlschutz und erleichtert das Wiederauffinden falsch eingeordneter Bücher. Nutzer können ab dem 14. September Medien selbstständig ausleihen und zurückgeben und müssen sich nicht in etwaige Warteschlangen einreihen. Im Eingangsbereich der Stadtbibliothek Zwickau finden sie zwei „Selbstverbuchungsautomaten" zur Ausleihe und einen Rückgabeautomaten. Neben dem Haupteingang befindet sich außerdem der Außenrückgabeautomat, an dem die Möglichkeit besteht, Medien rund um die Uhr abgeben zu können. Geöffnet hat die Stadtbibliothek am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 13 Uhr.

Wegen der Umstellung auf das RFID-System ist ein neuer Bibliotheksausweis notwendig. Die Nutzer können Ihren alten Ausweis gegen einen neuen kostenfrei an der Ausleihtheke oder am Eröffnungstag auch an den Informationsplätzen auf den jeweiligen Etagen tauschen. Hierfür ist der Personalausweis bitte mitzubringen. Die Jahresgebühr für die Benutzung beträgt weiterhin 10 Euro. Kinder unter 16 Jahren und Inhaber des Zwickau-Passes können die Stadtbibliothek kostenlos nutzen. Inhaber des Familienpasses bezahlen nur die Hälfte.

Wie bisher können die Nutzer über den Online-Katalog der Stadtbibliothek Zwickau http://www.stadtbibliothek-zwickau.de/ ihr Medienkonto verwalten oder entliehene Medien vormerken. Daneben besteht auch weiterhin die Möglichkeit der „Onleihe", bei der Angebote zum Download zur Verfügung stehen. Die Stadtteilbibliotheken in Neuplanitz, Marienthal und Eckersbach stehen den Nutzern weiterhin wie gewohnt zur Verfügung. Die Hauptbibliothek war zuletzt in der Pölbitzer Straße, die Kinderbibliothek in der Katharinenstraße untergebracht.

Angebote zur und nach der Eröffnung

Schon nach der Eröffnung durch die Zwickauer Oberbürgermeisterin, die am „Tag des offenen Denkmals" stattfindet, haben kleine und große Bücherwürmer die Möglichkeit, die Bibliothek zu erkunden, Neuheiten auszuprobieren oder in Büchern zu schmökern. Ab 11 Uhr bietet die Stadtbibliothek geführte Rundgänge durch das Kornhaus an, die jeweils am Eingang auf der Westseite beginnen.

Etwas Besonderes hat sich der Münzverein Zwickau für den Eröffnungstag ausgedacht: Dessen Mitglieder prägen vor Ort kleine Erinnerungsmedaillen aus Zinn auf einer Spindelpresse. Auf der Vorderseite wird die Ansicht des Kornhauses sowie „Zwickau 2014" und auf der Rückseite ein Replik der Wappenseite eines Dreipfenniggroschens um 1530 dargestellt sein. Die Münze wird für 1,50 Euro verkauft, wobei 0,50 Euro als Spende dem Förderverein Kornhaus zugehen.

Neu im künftigen Sitz der Stadtbibliothek ist ein Saal mit 80 Sitzplätzen, in dem am 18. September mit dem „Poetry Slapstick die erste Veranstaltung stattfindet. Ralph Turnheim gibt um 19.30 Uhr dabei Stummfilmen mit Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Harald Lloyd eine Stimme - mit Reimen auf Wienerisch. Der Eintritt kostet 5 Euro (ermäßigt 3 Euro).

Bereits am Nachmittag des gleichen Tages startet an diesem um 15.30 Uhr auf der Leseecke im Bereich der Kinderbibliothek die neue Reihe „Wir lesen vor. Vorlesepaten lesen in der Stadtbibliothek Zwickau". Ehrenamtliche Vorlesepaten geben ihre Begeisterung für Bücher an Kinder weiter. Durch das regelmäßige Vorlesen und Betrachten von ausgewählten Kinder- und Bilderbüchern soll die Freude am Lesen geweckt und die Sprachentwicklung gefördert werden. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten erforderlich. Am Donnerstag, dem 18. September macht Monika Hähnel den Anfang und liest „Pippilothek ??? Eine Bibliothek wirkt Wunder" von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer.

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