Die Priesterhäuser Zwickau eröffnen am 29. Juni 2014 die neue Sonderausstellung „Planitz. Geschichte eines Zwickauer Stadtteils". Sie soll den Besuchern die Geschichte des Zwickauer Ortsteils näherbringen. Herausragende Bauwerke, wie das Planitzer Schloss und seine Besitzer oder die Lukaskirche von Baumeister Gotthilf Ludwig Möckel, werden vorgestellt. Zudem beschäftigt sich die Ausstellung mit der bis in das Mittelalter zurückreichende Tradition des Steinkohlenbergbaus sowie mit ihrer Planitzer Besonderheit, dem Erdbrand. Auch dem berühmtesten Planitzer, dem Schauspieler Gert Fröbe, ist ein Bereich der Ausstellung gewidmet. Bilder, Fotos, Postkarten und Ausstellungsstücke, die an Personen, Betriebe und Ereignisse der jüngeren und älteren Geschichte erinnern, runden die Schau ab und informieren über die Vergangenheit von Ober-, Nieder- und Neuplanitz.
Planitz - ein Stadtteil im Süden von Zwickau, langgezogen, zersiedelt, kein städtisches Zentrum, aber auch kein ländliches Flair. Aber woher stammt der sprichwörtliche Lokalpatriotismus vieler Planitzer? Sollte das nur auf ihrem weltberühmten Landsmann Gert Fröbe oder auf ihrer identitätsstiftenden Fußballbegeisterung beruhen? Oder ist die Geschichte schuld? Ein flüchtiger Blick auf die Ortshistorie gibt keine befriedigende Antwort. Zwei kleine Bauerndörfer am Planitzbach entstanden im 12. Jahrhundert, dazwischen die Burg der Herren von der Planitz, erstmals genannt 1192. Von den Hussiten, den Schweden und anderen Kriegsvölkern, von Frondienst und Steuerlast geplagt, wie in allen Dörfern rings umher, ging es durch die Jahrhunderte dahin.
Aber beim zweiten Blick taucht ein zur Mulde hin abfallender Hang auf, der legendäre „Kohlberg". Wo die Steinkohlenflöze des Zwickauer Beckens ans Tageslicht traten, gruben Kleinbauern nach dem schwarzen Gold, lange bevor es an anderen Orten gefördert wurde. Aber weniger der frühe Zeitpunkt, sondern die tiefgreifenden Folgen prägten Planitz. Doch zunächst war die wirtschaftliche Bedeutung der Kohle gering, viel mehr Aufsehen machte unterirdisches Feuer, der berühmte Erdbrand, der Agricola und Paracelsus anzog und Geitner im 19. Jahrhundert zu einem kühnen geothermischen Experiment, der berühmten Treibegärtnerei, inspirierte. Die Industrielle Revolution verlieh dem Steinkohlenbergbau ungeahnten Aufschwung, und infolge des Zuzugs aus dem Erzgebirge wurden die kleinen Bauernflecken Nieder- und Oberplanitz in 50 Jahren große Arbeiterwohnsitzgemeinden. 1923 schlossen sie sich mit rund 24.000 Einwohnern zum größten Dorf Sachsens zusammen, dem ein Jahr später, genau vor 90 Jahren, das Stadtrecht verliehen wurde. Mit einem stattlichen Schloss als Rathaus, einem romantischen Park, dem schönsten Freibad Westsachsens und einem modernen Fußballstadion mit erfolgreicher Mannschaft glänzte die Stadt. Vor 50 Jahren, 1944, wurde sie nach Zwickau eingemeindet. Und von da an blühte der Lokalpatriotismus erst richtig auf.
Begleitprogramm
29. Juni 2014, 15 Uhr
Ausstellungseröffnung
Planitz. Geschichte eines Zwickauer Stadtteils Eintritt frei
20. Juli 2014, 15 Uhr
Geschichte von Planitz
Vortrag von Dr. Günter Zorn
Eintritt: Erwachsene 3 Euro, Ermäßigte 1,50 Euro