Liederabend Sehnsucht und Träume im Robert Schumann Konservatorium

veröffentlicht am: 28.02.2014

Am 6. März, um 19.30 Uhr, wird es romantisch im Zwickauer Robert Schumann Konservatorium in der Stiftstraße 10. „Sehnsucht und Träume" ist das Motto eines Liederabends, der am ersten Donnerstag im Monat März möglichst zahlreiche Zuhörer auf den nahenden Frühling einstimmen soll.

Die Sopranistin Raffaela Lintl wird den Gesangspart übernehmen. Professor Ulrich Vogel begleitet die junge Sängerin, die auch Schülerin seiner Liedklasse ist, am Klavier. Es erklingen Kompositionen von Clara und Robert Schumann, Franz Schubert, Gabriel Fauré, Claude Debussy und Alban Berg. Dass sich die beiden Interpreten für die Form des Liederabends entschieden haben, kommt beim Thema der Veranstaltung nicht von ungefähr. Der Liederabend ist eine der intimsten musikalischen Gattungen überhaupt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eroberte er nach und nach die großen Konzertsäle. Ursprünglich in den musikalischen Salons des Biedermeiers entstanden, vermitteln Sänger und Pianist gemeinsam die Handlungen und Stimmungen von Komponist und Dichter an ihr Publikum.

Der Eintritt zum Konzert im Saal des Robert Schumann Konservatoriums ist frei. Allerdings sind Spenden zugunsten der Einrichtung sehr willkommen.

DAS PROGRAMM

• Robert Schumann (1810-1856): Lust der Sturmnacht/Sehnsucht nach der Waldgegend/Stille Liebe/Sehnsucht op.51/1

• Clara Schumann (1819-1896): Ich stand in dunklen Träumen/Sie liebten sich beide/Liebeszauber/Der Mond kommt still gegangen

• Franz Schubert (1797-1828): An den Mond/Der Zwerg

• Gabriel Fauré (1845-1924): Chanson d'Amour/Les Berceaux/Au bord de l'eau

• Claude Debussy (1862-1918)aus "Proses Lyriques": De Reve/De Soir • Alban Berg (1885-1935) aus: "Sieben frühe Lieder": Nr. 1 Nacht/Nr. 2 Schilflied/Nr. 3 Die Nachtigall

 

DIE INTERPRETEN

Raffaela Lintl (geb. 1989 in Freising) erhielt ihre erste musikalische Ausbildung an der Freisinger Musikschule. Von 2006 bis 2008 war sie Mitglied der Bayerischen Singakademie, erhielt ein Stipendium zur solistischen Gesangsausbildung und wurde vom Bayerischen Musikrat gefördert. 2008 begann Sie ihr Gesangsstudium, das sie 2014 mit dem Diplom abschließen wird, an der Hochschule für Musik „Franz Liszt" in Weimar bei Prof. Siegfried Gohritz und Barbara Ebel. Verschiedenste Meisterkurse, u.a. bei Brigitte Fassbaender, Stelia Doz, Helen Donath und Gudrun Bär, ergänzten ihre Ausbildung. Einen besonderen Schwerpunkt ihres Studiums bildet der Liedgesang. Seit 2011 besucht die Sopranistin die Liedklasse von Prof. Ulrich Vogel und nimmt an verschiedenen Liedkursen teil. Im Juni 2012 erreichte sie die zweite Runde beim 16. Internationalen Robert Schumann Wettbewerb in Zwickau. Im gleichen Jahr errang Raffaela Lintl den 2. Preis beim 47. Internationalen Antonín-Dvořák-Gesangswettbewerb. Im Rahmen ihrer Ausbildung stand sie bereits als Fiordiligi in Mozarts „Così fan tutte" auf den Bühnen des Stadttheaters Aschaffenburg und des E-Werks in Weimar. Im Juli 2013 sang sie die Rolle der Micaela aus Bizets „Carmen" mit dem Akademischen Orchester der TU Ilmenau. Zuletzt gab Raffaela Lintl ihr Debüt als erste Dame in Mozarts „Die Zauberflöte" in einer konzertanten Hochschulproduktion mit der Jenaer Philharmonie. Die Sopranistin arbeitete u.a. auch mit der polnischen Kammerphilharmonie Zopot und dem Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Weimar zusammen. Mit diesem erarbeitete sie unter Leitung des Chefdirigenten der Sächsischen Staatsoper Dresden, Christian Thielemann, die „Vier letzten Lieder" von Richard Strauss. Raffaela Lintl erreichte als einzige deutsche Teilnehmerin das Finale beim internationalen Gesangswettbewerb der Bertelsmann-Stiftung „NEUE STIMMEN" 2013.

Ulrich Vogel wurde 1962 in Annaberg/Erzgebirge geboren und erhielt mit sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Bis zum Abitur besuchte er die Förderklasse Klavier am Zwickauer Robert Schumann Konservatorium und studierte danach an der Hochschule für Musik in Leipzig Dirigieren (bei Kurt Masur) sowie Klavier und Komposition. In dieser Zeit errang er Preise bei Dirigier-, Kammermusik- und Improvisationswettbewerben. Seinem ersten Engagement an der Semperoper Dresden folgte 1988 bis 1998 das an die Oper Leipzig/Gewandhausorchester Leipzig zunächst als 1. Kapellmeister.
Seit 1998 freischaffend, dirigierte Ulrich Vogel u.a. das Gewandhausorchester Leipzig, die Rundfunkorchester Berlin und Leipzig, das „Bilkent-Sinfonie-Orchester", das spanische „Sarasate-Orchester", das „Pro Arte Orchester Wien", das Stavanger-Sinfonie-Orchester, die Jenaer Philharmonie, die Weimarer Staatskapelle, das „Orquestra Sinfonica da Bahia" sowie die Staatskapelle Dresden. Von 2000 bis 2005 war er 1. ständiger Gastdirigent des Opernfestivals Salvador/Brasilien und dirigierte hier u.a. die südamerikanische Erstaufführung von Wagners „Parsifal". 2000 bis 2003 wurde er für die Einstudierung von Richard Wagners "Ring" an das Opernhaus Zürich eingeladen. Parallel zu seiner Tätigkeit als Dirigent ist Ulrich Vogel seit vielen Jahren als Pianist tätig und konzertierte mit renommierten Gesangs- und Instrumentalsolisten u.a. in der Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Wien, der Semperoper, der Münchner Philharmonie, dem Leipziger Gewandhaus und dem Berliner Schauspielhaus. Konzertreisen führten ihn durch Europa, in die USA, nach Südamerika und Asien. CD- und Rundfunkproduktionen erfolgten mit Repertoire des 19. und 20. Jahrhunderts. Eigene Liedzyklen wurden 2000 herausgegeben und im MDR produziert.
Ulrich Vogel gab als Gastprofessor Meisterkurse für Lied und Kammermusik an zahlreichen Hochschulen sowie den Universitäten Lissabon, Granada, Sao Paolo, Oslo, St. Petersburg, Boston und Seoul. Seit 2003 ist er als Juror bei internationalen Wettbewerben tätig und gibt gemeinsam mit Peter Schreier Meisterkurse für Liedinterpretation. 2003 erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Professor an die Hochschule für Musik „Franz Liszt" Weimar mit Lehrstühlen an den Instituten für Dirigieren sowie Gesang/Musiktheater.

ANMERKUNGEN ZUM TITEL DES LIEDERABENDS (von Prof. Ulrich Vogel)

„Sehnsucht und Träume" ... das sind Worte, die wohl zum Inbegriff einer ganzen Epoche und zu einer romantischen Lebenshaltung generell geworden sind. Durch die ständige Reflexion von Natur und Umwelt und deren Verbindung mit Gefühlen und Seelenzuständen kam es im 19. Jahrhundert in allen Kunstrichtungen zu einer intimen, sehr emotionalen Ausprägung und Weiterentwicklung der eigenen künstlerischen Sprache und individuellen Aussage. Das galt ganz besonders für die Musik dieser Zeit für deren Komponisten und Interpreten. Und es gilt für beide bis heute, benötigen sie doch innerhalb der Besinnung auf das eigene Tun die ständige Auseinandersetzung mit anderen Künsten, ihrer Umwelt, ihren Mitmenschen - und dem Publikum. Die Musik ist hierbei eine Kunstform, welche im weitesten Sinne auch die Wanderschaft, das Fortgehen und das Zurückkehren für ihre ständige Weiterentwicklung benötigt. Und jeder Künstler befindet sich inmitten des Anfangs und des Endes seiner Tätigkeit im Spannungsfeld zwischen dem „Woher?" und dem „Wohin?" seiner beruflichen Lebensreise. Die eigentlichen musikalischen Wurzeln sind hierbei immer prägend! Und egal, wie alt beispielsweise eine Sängerin oder ein Pianist sind und wohin es sie innerhalb ihrer Ausbildung und ihrer Karriere auch verschlägt: als zeitlebens Lernende kehren sie doch an die Ursprünge ihrer ersten Ausbildung und in ihre Heimat zurück. An diesen Ausgangspunkt einer künstlerischen Verwirklichung und Selbstfindung um besonders hier die eigene Erfüllung und das Glücksgefühl einer musikalischen Profession an andere weiterzugeben.


Franz Schubert und Robert Schumann gelten als die herausragenden deutschen Liedkomponisten. Ersterer komponierte in seinem kurzen Leben über 600 Klavierlieder, in deren inhaltlichem Mittelpunkt neben Naturschilderungen und Seelenbeschreibung vor allem Wanderschaft, Liebe und Abschied stehen. Herausragend sind hierbei die Lied-Zyklen „Die Winterreise" und „Die schöne Müllerin".
Robert Schumann stellte in seinen Vertonungen romantischer Gedichte dem Gesang das Klavier als vollkommen gleichberechtigten Partner zur Seite und entwickelte besonders mit den Kompositionen des Liederjahres 1840 eine nie da gewesene, liebevolle und farbenreiche Klang-Sprache.
Clara Schumann setzte sich als Interpretin besonders für die Werke ihres Mannes und die von Chopin und Brahms ein. Als Komponistin stand sie aber zeitlebens in deren Schatten. In ihren Kompositionen verbindet sie kunstvoll eine an Mendelssohn angelehnte Klangsprache mit ausdrucksvoller Melodik und einem anspruchsvollem Klaviersatz.
Gabriel Fauré, in seiner Stilistik zwischen Romantik und Impressionismus stehend, gilt als der herausragende französische Liedkomponist und weist in seiner ausdrucksstarken Melodik und Harmonik schon auf Claude Debussy hin, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wie die Maler seiner Zeit, Stimmungen und Klangfarben filigran in Musik einfängt.
Alban Bergs ausdrucksstarke, dicht gesetzten spätromantischen Lieder von 1907 stehen gleichsam am Endpunkt einer Epoche, die den Bogen hinweg über 100 Jahre Romantisches Lied spannt.

Sopranistin Raffaela Lintl
Professor Ulrich Vogel