Ungewohnte Klänge im Robert-Schumann-Haus

veröffentlicht am: 02.10.2013

Konzerte im Rahmen der Veranstaltungen zum 300. Geburtstag von Ludwig Krebs

Zu den großen musikalischen Kostbarkeiten, die die Zwickauer Ratsschulbibliothek in ihren reichhaltigen Beständen verwahrt, gehört ein großformatiger Originaldruck mit Flötentriosonaten von Johann Ludwig Krebs. Der Anfang Oktober 1713 - vor genau 300 Jahren - geborene Künstler gilt als bedeutendster Schüler Johann Sebastian Bachs und hatte in Zwickau von 1737 bis 1743 seine erste wichtige Wirkungsstation. Drei dieser Sonaten aus dem Jahr 1743 werden in einem Konzert am Sonntag, dem 6. Oktober, um 17 Uhr, im Robert-Schumann-Haus Zwickau stilgemäß auf historischen Instrumenten aufgeführt. Chormusik von Krebs erklingt dann in einem Konzert am 9. Oktober um 19.30 Uhr im Dom St. Marien.

Zu Gast im Schumann-Haus sind die Münchener Traversflötistin Marion Treupel-Franck und ihre Leipziger Kollegin Anne-Kathrin Ludwig. Beide spezialisierten sich nach dem Studium der modernen Querflöte in Brüssel und Den Haag auf deren historische Vorläufer, die aus Holz gebaut sind und weniger Klappen aufweisen. Ihr weicher, schmeichelnder Ton kommt der Musik des 18. Jahrhunderts besonders entgegen. Marion Treupel-Franck ist Dozentin an der Musikhochschule München und hat mehrere CDs eingespielt. Anne-Kathrin Ludwig war bis zum letzten Jahr Dozentin am Robert-Schumann-Konservatorium Zwickau und ist inzwischen freischaffend tätig. Die beiden Flötistinnen werden begleitet von Thomas Synofzik, der auf einem zweimanualigen Cembalo (Nachbau eines Originalinstruments von Henri Hemsch 1755) spielt.

Den drei Trio-Sonaten von Johann Ludwig Krebs werden drei Sonaten seines Lehrers Johann Sebastian Bach gegenübergestellt: der Sonate für 2 Flöten und Basso continuo G-Dur BWV 1039 und den beiden Sonaten für Flöte und obligates Cembalo in h-Moll und A-Dur. Der erste Satz der letzteren ist nur unvollständig erhalten. Thomas Synofzik hat durch eigene Ergänzungen eine Aufführungsversion hergestellt. Auch eine der Triosonaten des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs kommt in der zeitgenössisch üblichen Praxis zur Aufführung, die zweite Melodiestimme dem Cembalo zu übertragen.

Das Konzert findet statt im Rahmen der Veranstaltungen der Stadt Zwickau zum 300. Geburtstag von Johann Ludwig Krebs. Interessierten Konzertbesuchern empfiehlt sich daher ein Besuch der Priesterhäuser. Die Sonderausstellung „Johann Ludwig Krebs in Zwickau. Zum 300. Geburtstag des Bach-Schülers" zeichnet die Lebensumstände und das Wirken des Komponisten nach. Zu sehen sind unter anderem das originale Empfehlungsschreiben Johann Sebastian Bachs für seinen Schüler, eine Orgelbank aus der Altenburger Schlosskirche oder das einzig überlieferte Reliefporträt des Komponisten aus dem Jahre 1890. Der Originaldruck der Triosonaten, die im Robert-Schumann-Haus zur Aufführung kommen, sind ebenfalls Bestandteil der Ausstellung, die noch bis zum 20. Oktober geöffnet hat.

Die Priesterhäuser haben von Dienstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt zum Konzert am 6. Oktober beträgt 4 Euro (ermäßigt: 2 Euro).

 

Ein weiteres Konzert anlässlich des 300. Geburtstags von Krebs findet nur drei Tage später im Dom St. Marien statt, wo der Komponist von 1737 bis 1744 wirkte. In diesem Konzert werden die Merseburger Hofmusik, das Collegium Vocale Leipzig und die Solisten Gesine Adler (Sopran), Britta Schwarz (Alt), Tobias Hunger (Tenor) und Tobias Berndt (Bass) unter Leitung von Michael Schönheit Einblicke in das Orchester- und Kantatenwerk von Krebs geben. Auf dem Programm stehen die Missa F-Dur KrebsWV 101 für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor, zwei Hörner, Streicher und Basso continuo, das Sanctus F-Dur KrebsWV 104 für Chor, zwei Hörner, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo, die Kantate zum Neujahrsfest „Der Herr hat Großes an uns getan" KrebsWV 106 für Sopran, Tenor, Bass, Chor, zwei Clarinen, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo, die Motette für fünfstimmigen Chor „Erforsche mich, Gott" KrebsWV 151, das Sanctus D-Dur KrebsWV 102 für Chor, zwei Hörner, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo, „Gott fähret auf mit Jauchzen", die Kantaten zu Christi Himmelfahrt, KrebsWV 108 für Sopran, Alt, Tenor, Chor, 2 Hörner, Streicher und Basso continuo, „Lobet den Herrn" KrebsWV 111 für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor, 2 Clarinen, Pauken, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo. Die Kantate zum Neujahrsfest entstand nachweislich in Zwickau.

(Dom St. Marien, evang.-luth. Nicolaikirchgemeinde; Eintritt: 15 Euro, ermäßigt: 12 Euro)

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Marion Treupel-Franck
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Anne-Kathrin Ludwig