New York, Hamburg, Zwickau – Ausnahmepianist András Schiff gastiert in der Schumann-Stadt

veröffentlicht am: 23.11.2012

Konzert mit Werken von Schumann und Beethoven am 6. Dezember

Er spielte in Metropolen wie New York, Jerusalem, Moskau, Mailand, Rom, London oder Hamburg, nun kommt er nach Zwickau: András Schiff. Der mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnete Pianist gastiert am 6. Dezember um 19.30 Uhr im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt". Der gebürtige Ungar hatte anlässlich der Verleihung des Robert-Schumann-Preises der Stadt Zwickau versprochen, sich mit einem Konzert für diese Auszeichnung zu bedanken. Dieses Versprechen löst er nun ein. Ausschlaggebend für die Würdigung mit dem Preis war, dass Schiff nicht nur als herausragender Künstler seines Faches gilt, sondern auch einen hohen Rang als Interpret der solistischen und konzertanten Klavierwerke Robert Schumanns einnimmt.

Der Träger des Ordens „Pour le mérite für Wissenschaften und Künste" und Ehrenmitglied des Wiener Konzerthauses bringt mit seinem Klavierrezital Werke Schumanns und Beethovens zu Gehör. Erklingen werden die „Sonate Nr. 7 D-Dur op. 10,3" und die „Sonate Nr. 14 cis-Moll op. 27,2" von Ludwig van Beethoven sowie Schumanns „Papillons op. 2" und die „Sonate fis-Moll op.11". Mit letzterer steht auch ein sehr selten aufgeführtes Werk im Programm. Der Komponist widmete den „Herzensschrei" seiner späteren Ehefrau Clara Wieck.

Karten zum Preis von 55 Euro, 40 Euro (ermäßigt 37 Euro) und 25 Euro (ermäßigt 22 Euro) sind an allen bekannten CTS-Vorverkaufsstellen, in der Tourist Information Zwickau, im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt" sowie unter http://www.eventim.de/ erhältlich.

 

András Schiff

András Schiff wurde 1953 in Budapest geboren. Den ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren bei Elisabeth Vadász. Später setzte er sein Studium an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest bei Prof. Pál Kadosa, György Kurtág und Ferenc Rados sowie bei George Malcolm in London fort.

Ein wichtiger Teil seiner Tätigkeit sind Klavierabende, und da im Besonderen die zyklischen Aufführungen der Klavierwerke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann und Bartók. Seit 2004 hat András Schiff in 20 Städten den kompletten Zyklus sämtlicher Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Deren Live-Mitschnitte aus der Zürcher Tonhalle auf CD (ECM) erhielten höchste Auszeichnungen. Für seine Einspielung „Geistervariationen" mit Werken von Robert Schumann (ECM) erhielt András Schiff den International Classical Music Award 2012 in der Kategorie „Solo Instrument. Recording of the year".

András Schiff tritt mit den meisten international bedeutenden Orchestern und Dirigenten auf, wobei er hier einen Schwerpunkt auf die Aufführung der Klavierkonzerte von Bach, Beethoven und Mozart unter eigener Leitung setzt. 1999 gründete er sein eigenes Kammerorchester, die «Cappella Andrea Barca», mit der er, wie auch mit dem Chamber Orchestra of Europe, als Dirigent und Solist eng zusammenarbeitet.

Seit früher Jugendzeit ist András Schiff ein leidenschaftlicher Kammermusiker. Von 1989 bis 1998 leitete er die «Musiktage Mondsee», ein Kammermusikfestival, das hohe internationale Anerkennung fand. Gemeinsam mit Heinz Holliger gründete er 1995 die «Ittinger Pfingstkonzerte» in der Kartause Ittingen, Schweiz, und seit 1998 findet im Teatro Olimpico in Vicenza unter seiner Leitung die Konzertreihe «Omaggio a Palladio» statt.

András Schiff wurde mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet. Er wurde im Juni 2006 für seinen außerordentlichen Rang als Beethoven-Interpret durch die Wahl zum Ehrenmitglied des Beethoven-Hauses Bonn gewürdigt. Im September 2008 erhielt András Schiff die Medaille der Wigmore Hall für sein dortiges 30-jähriges musikalisches Wirken. András Schiff ist außerdem Träger des Robert-Schumann-Preises der Stadt Zwickau des Jahres 2011. Im Januar 2012 wurde dem Künstler die Goldene Mozart-Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum verliehen. Im Juni 2012 erhielt András Schiff den Orden „Pour le mérite für Wissenschaften und Künste". Zudem wurde er 2012 zum Ehrenmitglied des Wiener Konzerthauses ernannt.

András Schiff und der Musikverlag G. Henle begannen im „Mozart-Jahr" 2006 ein bedeutendes Editionsprojekt: Im Verlauf der nächsten Jahre werden gemeinsam Mozarts Klavierkonzerte als Urtextausgaben herausgebracht, zu denen András Schiff den Klavierauszug, den Fingersatz und, sofern Mozarts originale Kadenzen fehlen, die Kadenzen beisteuert. Außerdem erschienen im Jahr 2007 beide Bände des „Wohltemperierten Klaviers" von Bach im Henle-Urtext mit Fingersätzen von András Schiff.

András Schiff wurde zum „Special Supernumerary Fellow of Balliol College" (Oxford, UK) ernannt.

Im Frühjahr 2011 hat András Schiff für Aufsehen gesorgt, als er öffentlich gegen die alarmierende politische Entwicklung in Ungarn Stellung bezog. Aus den teilweise beleidigenden Angriffen, denen er sich daraufhin von Seiten ungarischer Nationalisten ausgesetzt sah, hat András Schiff die Konsequenz gezogen, in seiner Heimat keine Konzerte mehr zu geben.

 

Die Werke

 

Robert Schumann (1810-1856)

„Papillons op. 2" - Der Klavierzyklus zu zwei Händen entstand zwischen 1829 und 1832. Gewidmet hat ihn Schumann seinen Töchtern Therese, Rosalie und Emilie Schumann. Angelehnt ist das Werk an das Romanfragment „Flegeljahre" von Jean Paul. Im Roman lieben die beiden Hauptfiguren Walt Harnisch (ruhige Dichternatur) und sein Bruder Vult (draufgängerischer Flötenvirtuose) dieselbe Frau. Ihre Entscheidung fällt sie auf einem Maskenball. Schumann erklärte einmal, dass die Papillons ihn an das bunte, flatterhafte Treiben eines Faschingballs erinnern würden. Der Zyklus besteht aus 12 aufeinander folgenden Sätzen und einer sechstaktigen Einleitung.

„Sonate fis-Moll op. 11" - Als „einen Herzensschrei nach Dir" bezeichnet Schumann selbst sein Klavierwerk, dass er Clara Wieck widmete. Mit der Tonart fis-Moll tritt Schumann in die Reihe experimenteller bzw. außergewöhnlicher Sonaten des 19. Jahrhunderts, die allesamt in dieser Tonart geschrieben sind. Zu nennen wären hier Moscheles „Sonate mélancolique op. 49" oder aber die „fis-Moll Sonate op. 81" von Hummel, die zu den Lieblingswerken Schumanns zählte.

Die Tonart soll Schumanns Zerrissenheit, die mit der durch den Vater Friedrich Wieck veranlassten Trennung von Cara einherging, wiedergeben. Veröffentlicht wurde das Werk 1836 unter dem Titel „Pianoforte-Sonate Clara zugeeignet von Florestan und Eusebius". Die beiden genannten Namen werden den fiktiven Davidsbündlern zugerechnet und sollen Schumanns Doppelnatur symbolisieren, was im ersten Akt der Sonate auch in der motivisch-thematischen Arbeit zum Tragen kommt.

Ludwig van Beethoven (1770-1827)

„Sonate Nr. 7 D-dur op. 10,3" - Geschrieben wurde das Werk in den Jahren 1796-1798 und ist der Gräfin Anna Margarete von Browne gewidmet. Sie steht in der klassischen Sonatenform. Wobei der erste Satz Presto ebenso wie der vierte Satz Rondo Allegro in der Haupttonart steht. Der zweite Satz Largo e mesto intoniert in d-Moll. Der dritte Satz gliedert sich in ein Menuetto und ein Trio Allegro - letzteres steht in G-Dur. Das Menuetto besinnt sich auf die Grundtonart.

Die ersten drei Bonner Sonaten ausgenommen, komponierte Beethoven 32 Klaviersonaten. Sie gelten als das Wertvollste der Klaviermusik. Hans von Bülow bezeichnete sie einmal sogar als das „Neue Testament der Klaviermusik" - Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier" gilt als das Alte Testament.

„Sonate Nr. 14 op. 27,2" - Sie zählt zu den bekanntesten Klaviersonaten. Berühmter ist sie allerdings unter dem Namen „Mondscheinsonate". Beethoven selbst gab seinem Werk den Beinamen „...quasie una Fantasia", was soviel wie „... gleichsam einer Fantasie" bedeutet. Vollendet wurde sie 1801 und steht in cis-Moll. Das Besondere dieser Komposition ist, dass sie nicht in klassischer Sonatenform steht, wie es den Werken dieser Zeit üblich war. Vielmehr ist der erste Satz ein Adagio sostenuto in cis-Moll, dem im zweiten Satz ein lebhaftes Allegretto in Des-Dur folgt. Der dritte Satz, ein Presto agitato, wieder in cis-Moll steht als furioses Finale, das in klassischer Sonatenhauptsatzform geschrieben ist. Auffällig ist dabei, dass das Tempo mit jedem Satz zunimmt.

Schon zu Lebzeiten des Komponisten zählte sie zu seinen populärsten Klavierwerken und gilt durch ihre freie Form und den auf Emotion bedachten Stil als Vorläufer der musikalischen Romantik. Dimitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch griff im letzten Satz seiner Sonate für Viola und Klavier op. 147 Motive aus der Mondscheinsonate auf und setzte Ludwig van Beethoven kurz vor seinem Tod ein weiteres Denkmal.

András Schiff gastiert am 6. Dezember in Zwickau.
András Schiff - hier mit Oberbürgermeisterin Pia Findeiß - erhielt 2011 den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau (Foto: Foto-Atelier Gärtner)