75 Werke der Zwickauer Kunstsammlungen im Kunstmuseum Bayreuth
Max Pechstein (1881-1955), Mitglied der 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe „Brücke", gehört zu den bekanntesten Vertretern des deutschen Expressionismus und ist mit seinem Werk in den großen Museen der Welt präsent. Weniger bekannt ist vielleicht, dass er in Zwickau geboren wurde und dass sich eine der größten Pechstein-Sammlungen mit Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, zahlreichen Druckgraphiken, kunstgewerblichen Arbeiten und einer großen Autographensammlung sowie zusätzlichen Dauerleihgaben in den Zwickauer Kunstsammlungen befindet. 75 Werke aus diesem Bestand sowie Dauerleihgaben aus einer sonst in Zwickau zu sehenden Privatsammlung sind vom 29. Oktober an in einer Sonderausstellung in Bayreuth zu sehen, die aus Anlass des 130. Geburtstages Max Pechsteins stattfindet.
Das Zwickauer Museum wurde vor dem Ersten Weltkrieg gegründet. Bereits 1925 - nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt in Zwickau - organisierte der erste hauptamtliche Direktor Hildebrand Gurlitt die erste Pechstein-Ausstellung und versuchte, Werke des Künstlers für die Sammlung zu gewinnen. Dies gelang mit dem Ankauf von Arbeiten auf Papier und vor allem mit zwei Gemälden. Leider wurden die meisten von Gurlitt erworbenen Kunstwerke 1937 beschlagnahmt. Nach dem Krieg verlieh die Stadt Zwickau 1947 dem Künstler die Ehrenbürgerwürde, und das Museum zeigte eine große Pechstein-Ausstellung, um wieder an die Bemühungen um die Moderne in den Zeiten der Weimarer Republik anzuknüpfen. Mit dem Ziel, auch ein Pechstein-Archiv aufzubauen, konnten vor allem graphische Arbeiten und Briefe aus der Zwickauer Familie in die Sammlung Einzug halten. In den 1990er Jahren gelang es, systematisch die Sammlung zu erweitern und unmittelbar an jene frühen, richtungsweisenden Ankäufe der 1920er Jahre anzuschließen. Heute ist Max Pechstein im Museum seiner Geburtstadt mit Werken aus allen Schaffensphasen vertreten.
Die Ausstellung in Bayreuth zeigt die künstlerischen Anfänge Pechsteins mit Arbeiten, die noch an der Kunstgewerbeschule und an der Akademie in Dresden und unter dem Einfluss von Jugendstil und französischer Moderne entstanden, dazu weitere Werke des ausgereiften Expressionisten: Zeichnungen, Holzschnitte und Lithographien, die mit wenigen Strichen das Wesentliche ausdrucksstark umreißen, Gemälde, die mit klaren wie kräftigen Farben Landschaften und Menschen darstellen. „Mensch und Natur in eins zu erfassen" - dieses Credo hatte sich Pechstein für seine Kunst gestellt.
Erlebt hat er die Verschmelzung von Kunst und Alltag, von Mensch und Natur auf seiner Reise in die Südsee, die er mit seiner Frau Lotte 1914 antrat und leider nach nur kurzer Zeit aufgrund des Kriegsausbruchs wieder abbrechen musste. Trotz dieses knappen Aufenthaltes im „Paradies" auf den Palau-Inseln, blieb die Reise ein Schlüsselerlebnis für sein weiteres Schaffen. Zahlreiche Südseedarstellungen, Stillleben mit exotischen Pflanzen oder Bildnisse von Eingeborenen bestimmten auch später noch seine Themenwelt.
Bereits in Dresden weckten die Besuche im Völkerkundemuseum die Aufmerksamkeit der „Brücke"-Freunde an einer außereuropäischen Formensprache, die sie beispielsweise an den Hausbalken aus Palau studieren konnten. Dieses Interesse führte später zur radikalen Formvereinfachung, insbesondere im Holzschnitt und in der Malerei. Besonders während der jährlichen Sommeraufenthalte, ob in Italien, in der Schweiz oder an Nord- und Ostsee, immer suchte und teilte Pechstein das einfache Leben der Menschen, der Bauern und Fischer in ihrer natürlichen, bescheidenen Umgebung.
Die Ausstellung wird im Kunstmuseum Bayreuth am 29. Oktober um 19 Uhr, zum Auftakt der 11. Bayreuther Museumsnacht, eröffnet und von Katalogen und einem reichhaltigen Vermittlungsprogramm begleitet. Zu sehen ist sie bis 22. Januar 2012.