Im Juni 2012 herrscht in Zwickau der musikalische Ausnahmezustand

veröffentlicht am: 20.10.2011

Internationaler Robert-Schumann-Wettbewerb und Schumann-Fest finden erstmals kombiniert statt

Musikfreunde sollten sich den Juni 2012 im Terminkalender anstreichen: Denn erstmals wird der Internationale Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang in Zwickau mit einem mehrtägigen Schumann-Fest kombiniert.

Den Auftakt für die Veranstaltungen bildet das Eröffnungskonzert am 7. Juni 2012. Das Sächsische Vokalensemble und die Elbland-Philharmonie führen unter Leitung von Mathias Jung dann Schumanns „Das Paradies und die Peri" auf. Ein weiterer Höhepunkt beider Veranstaltungen ist das Preisträgerkonzert am 17. Juni, mit dem der Wettbewerb endet.

Im Rahmen des Schumann-Festes folgen weitere Konzerte und Veranstaltungen, zu denen beispielsweise der Auftritt des MDR-Sinfonieorchesters am 20. Juni gehört. Im Rahmen des MDR-Musiksommers kommt hier unter anderem die Reformationssinfonie von Mendelssohn zur Aufführung. Dieses Werk verweist ebenfalls auf das Motto des Schumann-Festes: „Schumann und Luther". Mit diesem leisten die Stadt und die Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau nicht nur einen Beitrag zum Themenjahr Musik innerhalb der Lutherdekade. Zugleich kommt zum Ausdruck, das Zwickau die zweite Stadt weltweit war, in der sich im 16. Jahrhundert die Reformation durchsetzte. Das Festival endet am 7. und 8. Juli mit dem großen Landesposaunenfest.

 

Mehr als 100 Musiker aus der ganzen Welt werden erwartet, Privatquartiere gesucht

Bereits seit Anfang des Jahres widmet sich die Geburtsstadt Schumanns den Vorbereitungen des XVI. Robert-Schumann-Wettbewerbs für Klavier und Gesang. Über 4.000 Ausschreibungshefte wurden inzwischen weltweit an Musikhochschulen, Musikinstitute, Theater, Musikgesellschaften, Musikverlage und weitere Interessenten verschickt. Insofern hoffen die Organisatoren um den Wettbewerbsvorsitzenden Dr. Thomas Synofzik, zugleich Leiter des Robert-Schumann-Hauses, auf eine ähnlich gute Beteiligung wie beim letzten Ereignis im Jahr 2008. Damals hatten 108 junge Künstler aus 22 Ländern teilgenommen.

Den Pianisten und Sängern winken im kommenden Jahr nicht nur Preisgelder in Höhe von insgesamt 70.000 Euro. Gerade für die Sieger könnte die erfolgreiche Teilnahme der Beginn einer großen Laufbahn bedeuten. Namhafte Solisten wie die Sänger Siegfried Lo-renz, Mitsuko Shirai, Edith Wiens, Annette Dasch, Lászlo Polgár, Matthias Görne, Bodil Arnesen oder die Pianisten Dezsö Ránki, Pavel Egorov, Elisso Wirssaladze, Balazs Szokolay, Yves Henry und Eric Le Sage machten bei früheren Wettbewerben (erstmals) auf sich aufmerksam.

Die Musiker müssen vom 7. bis 17. Juni das weitgehend festgelegte Repertoire zunächst in zwei Auswahlrunden spielen. Die Entscheidung über die Preisträger in den Wertungskategorien Klavier und Gesang erfolgt dann auf Basis des Vortrages in der Endrunde. Die Einschätzung nimmt dabei eine Jury vor, in der 16 international anerkannte Musiker sowie zwei renommierte Musikjournalisten mitwirken. Die Auszeichnung der Gewinner erfolgt am 17. Juni bereits um 16 Uhr an historischer Stätte - nämlich im Robert-Schumann-Haus, in dem am 8. Juni 1810 der romantische Künstler das Licht der Welt erblickte.

Unterdessen bitten die Stadt Zwickau und die Tourist Information Privatleute, Übernachtungsmöglichkeiten für Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Verfügung zu stellen. „Viele Studenten können sich sonst die Teilnahme an solchen Wettbewerben gar nicht leisten", betont Thomas Synofzik. „Zudem erhalten sie einen ganz anderen, persönlicheren Eindruck von der Robert-Schumann-Stadt Zwickau". Zugleich erinnert der Leiter des Schumann-Hauses daran, dass es bei früheren Wettbewerben durchaus üblich war, dass Pianisten und Sänger bei Bürgern der Stadt unterkamen.

Wer eine entsprechende Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung stellen kann, wendet sich bitte an die Tourist Information (Hauptstraße 6, 08056 Zwickau; Telefon 0375 2713244; Fax 0375 2713259; E-Mail: touristkultour-zde). Das Quartier sollte während des gesamten Wettbewerbs zur Verfügung stehen. Schön wäre, wenn die Teilnehmer in gewissen Umfang betreut werden, um sich richtig „zu Hause" zu fühlen.

 

Abwechslungsreiches zum Schumann-Fest 2012

Die Konzerte und die Wertungsrunden des Wettbewerbs sind ebenso wie die traditionelle Ehrung des Komponisten am Robert-Schumann-Denkmal am 8. Juni zugleich Bestandteil des Schumann-Festes 2012, das vom 7. Juni bis 8. Juli 2012 stattfindet. Mit dem Motto „Schumann und Luther" kommt einerseits die Bedeutung der Reformation in Zwickau, wo einst auch Müntzer und Luther wirkten, zum Ausdruck. Andererseits wird die enge Beziehung Schumanns zum Glauben und zur Reformation verdeutlicht.

Robert wurde in Zwickau von seinem Vater, einem Pfarrerssohn, lutherisch erzogen. Im väterlichen Verlag „Gebr. Schumann" erschien 1823 eine Ausgabe von Schriften Martin Luthers. 1851 begann Schumann die Arbeit an einem Oratorium über Martin Luther. Die unvollendeten Entwürfe dazu sind im Robert-Schumann-Haus Zwickau erhalten.

Zu den Künstlern, die beim Zwickauer Schumann-Fest 2012 auftreten, gehören beispielsweise Valery Oistrach, der in dritter Generation die legendäre Geigertradition von Igor und David Oistrach fortsetzt, der Gitarrist Reinhard Börner, das Ensemble Music for a While mit dem Tenor Lothar Blum oder Solisten, Chor, Orchester des Theaters Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Lutz de Veer. Durch die Kombination von Schumann-Fest und Eröffnungskonzert des Schumann-Wettbewerbs bietet sich dabei die Gelegenheit, die großbesetzten Chor-Orchesterwerke Schumanns auf der Schwelle zwischen weltlicher und geistlicher Musik zu hören: das „Adventlied" (über einen Rückert-Text, der bis heute im Evangelischen Gesangbuch zu finden ist), das „Neujahrslied", das auf den aus Anlass der Hundertjahrfeier der Augsburger Konfession entstandenen Choral „Nun danket alle Gott" zurückgreift, das „Nachtlied", das „Requiem für Mignon" (sämtlich am 22. Juni 2012), aber auch „Das Paradies und die Peri", Schumanns Gegenentwurf zum klassischen Oratorium, wie es im katholischen Italien im 17. Jahrhundert entstanden war. Schumann nimmt als Stoff einen orientalischen Erlösungsmythos: ein gefallener Engel (Peri) versucht, ins Paradies zurückzukehren (7. Juni 2012).

Durch die Kooperation verschiedener Veranstalter wie dem Robert-Schumann-Haus, dem Theater Plauen-Zwickau, dem MDR Musiksommer, dem Robert-Schumann-Konservatorium, der Kultour Z. und anderen bietet das Programm des Schumann-Fests 2012 neben Konzerten wieder ein breites Veranstaltungsspektrum, zu denen auch die Ausstellung „Schumann und Luther" im Robert-Schumann-Haus, Kinderveranstaltungen oder Gottesdienste gehören. Schlusspunkt ist am Wochenende des 7./8. Juli das Landesposaunenfest. Unter dem Motto „echt stark" hat sich das große Bläserfest die Stadt Zwickau, mit ihrem reizvollen Stadtkern und ihrer besonderen Bedeutung für die Reformation in Sachsen, ausgewählt.

Mit einem Pressegespräch stellten heute die Verantwortlichen um Bürgermeister Bernd Meyer die Pläne für 2012 vor.