Weg wird 489 Jahre nach Predigt des Reformators in der Stadt eingeweiht
Auf den Tag genau 489 Jahre nach der Predigt von Martin Luther in Zwickau, wird in der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt ein „Lutherweg" eröffnet. An elf Stationen erhalten Einwohner und Gäste Informationen zur Reformation in der Stadt sowie Wissenswertes zu den jeweiligen Gebäuden. Die feierliche Eröffnung, zu der Interessierte herzlich eingeladen sind, beginnt am Montag, dem 2. Mai um 17.30 Uhr im Domhof.
Die Impulse, die von Luthers Thesenanschlag 1517 in Wittenberg ausgingen, trafen auch den Nerv der Zwickauer Bürgerschaft. Zwickau war zu dieser Zeit eine der wirtschaftlich bedeutendsten Städte im Kurfürstentum Sachsen. Der Rat und ab 1521 vor allem auch Bürgermeister Hermann Mühlpfort standen im engen Kontakt zu den Wittenberger Reformatoren. Diese hegten ihrerseits ein großes Interesse an Zwickau, kam hier doch der Wunsch nach Veränderung aus den Reihen der Einwohnerschaft. Auf Empfehlung Luthers war von 1520 bis 1521 Thomas Müntzer als Prediger an den beiden Stadtkirchen tätig, wodurch sich schließlich die Situation in der Stadt verschärfen sollte. Religiöse und soziale Spannungen überlagerten sich zunehmend. Besonders gefährlich wurde die Lage durch das Auftreten der Zwickauer Propheten um Nikolas Storch. Müntzer wurde entlassen, die Unruhen blieben. Luther selbst rief zwischen dem 30. April und 2. Mai 1522 in vier Predigten die Bevölkerung zu Ruhe und Ordnung auf. Bereits 1521 wurde mit Nikolaus Hausmann der erste evangelische Pfarrer - ab 1529 erster evangelischer Superintendent - eingesetzt, 1524 die erste Messe in Deutsch gelesen und ab 1525 alle Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten. Die Klöster wurden geschlossen, die Mönche der Stadt verwiesen. Damit war Zwickau nach Wittenberg die zweite Stadt weltweit, in der sich die Reformation durchgesetzt hatte.
Der neue, durch die Innenstadt führende Weg kennzeichnet künftig Örtlichkeiten, die in engem Zusammenhang mit der Reformation sowie dem Wirken Müntzers und Luthers stehen. Die insgesamt elf Tafeln beschreiben jeweils in Kurzform, welche Bedeutung den teils erhaltenen, teils nicht erhaltenen Gebäuden im Rahmen der Reformation zukam. Zudem enthalten sie grundsätzliche Ausführungen zum jeweiligen Bauwerk. Zu den ausgezeichneten Objekten gehören beispielsweise die teilweise auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Priesterhäuser, die Marienkirche, das Rathaus oder das Schloss Osterstein, dessen Wurzeln ebenfalls in das 13. Jahrhundert zurückreichen.
Die Eröffnung des Lutherweges nehmen am kommenden Montag Landrat Dr. Christoph Scheurer und Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß vor. Begrüßt werden die Anwesenden durch Superintendent Eberhard Dittrich, die Festrede hält der Beauftragte der Sächsischen Landesregierung für die Lutherdekade, Landrat a.D. Christian Otto. Die musikalische Umrahmung übernimmt das Sächsische Blechbläser Consort. Nach der feierlichen Eröffnung besteht die Möglichkeit, den Lutherweg unter fachkundiger Führung kennenzulernen.